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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sich ungeduldig in Bewegung. „Wir sollten besser von hier verschwinden. Ich glaube, es geht jetzt zu Ende.“
    Die Bewohner der Siedlung strömten bereits aus dem Park. Sie hatten aufgegeben, stolperten unglücklich davon, um in den zerfallenen Geschäften nach Essensresten zu suchen. Einige Autos sprangen zögernd an und rollten davon.
    Nervös befeuchtete Untermeyer seine wulstigen Lippen. Sein feistes Gesicht war faltig und grau vor Furcht. „Sie werden durchdrehen“, wandte er sich murmelnd an Fergesson. „Die ganze Siedlung bricht zusammen – in ein paar Stunden wird nichts mehr von ihr übrig sein. Keine Nahrung, kein Ort, wo man schlafen kann!“ Seine Augen richteten sich auf das Auto und wurden dann trübe.
    Einige Männer versammelten sich langsam um den staubigen Buick, und ihre Gesichter waren finster. Wie feindselige, gierige Kinder fingerten sie daran herum, betasteten die Stoßstangen, die Kühlerhaube, die Scheinwerfer, die Reifen. Die Männer besaßen improvisierte Waffen – Rohre, Steine, Metallstangen aus den eingestürzten Gebäuden.
    „Sie wissen, daß der Wagen nicht aus dieser Siedlung stammt“, stellte Dawes fest. „Sie wissen, daß Sie damit zurückfahren werden.“
    „Ich kann dich zur Pittsburgh-Siedlung mitnehmen“, sagte Fergesson zu Charlotte. Er näherte sich dem Auto. „Ich werde dich als meine Frau eintragen lassen. Du kannst später entscheiden, ob du es wirklich werden willst oder nicht.“
    „Was ist mit Ben?“ fragte Charlotte leise.
    „Ich kann ihn nicht auch heiraten.“ Fergesson beschleunigte seine Schritte. „Ich kann ihn mitnehmen, aber man wird ihn nicht bleiben lassen. Sie haben da ein Quotensystem. Später, wenn ihnen klar wird, daß ein Notfall …“
    „Geht aus dem Weg“, forderte Untermeyer die Männer auf. Düster stapfte er auf sie zu. Nach einem Moment zogen sich die Männer unsicher zurück und gaben schließlich auf. Untermeyer blieb vor der Wagentür stehen, den massigen Leib aufgerichtet und angespannt.
    „Bringen Sie sie her – und seien Sie vorsichtig!“ rief er Fergesson zu.
    Fergesson und Dawes nahmen Charlotte in die Mitte und schoben sich durch die Linie der Männer. Fergesson gab dem dicken Mann die Schlüssel, und Untermeyer riß die Fahrertür auf. Er stieß Charlotte hinein und winkte dann Fergesson zu, auf der anderen Seite einzusteigen.
    Die Männer setzten sich in Bewegung.
    Mit seiner großen Faust traf Untermeyer den Anführer und schleuderte ihn gegen die Nachfolgenden. Er glitt an Charlotte vorbei und hinter das Lenkrad. Brummend sprang der Motor an. Untermeyer schaltete in den ersten Gang und trat heftig auf das Gaspedal. Der Wagen schoß vorwärts. Haßerfüllt klammerten sich einige Männer an ihm fest und griffen durch die offene Wagentür nach dem Mann und der Frau im Innern.
    Untermeyer schlug die Türen zu und verriegelte sie. Als das Auto an Geschwindigkeit gewann, erhaschte Fergesson einen kurzen Blick auf das schwitzende, furchtverzerrte Gesicht des fetten Mannes.
    Vergeblich versuchten die Männer, sich an den Kotflügeln festzuhalten. Nacheinander mußten sie loslassen. Ein großer, rothaariger Bursche klammerte sich verbissen an der Kühlerhaube fest und schlug durch die zersplitterte Windschutzscheibe nach dem Gesicht des Fahrers. Untermeyer riß den Wagen heftig herum; der Rothaarige hielt sich noch einen Moment fest, dann verlor er den Halt und prallte stumm mit dem Gesicht zuerst auf das Straßenpflaster.
    Der Wagen schleuderte und verschwand schließlich hinter einigen eingestürzten Gebäuden. Das Geräusch der quietschenden Reifen verstummte. Untermeyer und Charlotte waren auf dem Weg in die Sicherheit der Pittsburgh-Siedlung.
    Fergesson sah dem Auto nach, bis ihn der Druck von Dawes’ dünner Hand auf seiner Schulter sich umdrehen ließ. „Nun“, brummte er, „da fahren sie hin. Jedenfalls ist Charlotte entkommen.“
    „Folgen Sie mir“, bat Dawes drängend.
    Fergesson blinzelte. „Gehen? Wohin?“
    „Unser nächstes Lager ist fünfundvierzig Kilometer von hier entfernt. Ich glaube, das könnten wir schaffen.“ Er ging davon, und nach einem Moment folgte Fergesson ihm. „Ich habe es schon einmal geschafft. Und ich werde es wieder schaffen.“
    Hinter ihnen sammelte sich die Menge wieder und wandte ihre Aufmerksamkeit der reglosen Masse des sterbenden Biltong zu. Zorn wallte auf – die Enttäuschung und die Wut über das Entkommen des Wagens wuchs zu der häßlichen Kakophonie zunehmender

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