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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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möchte keinen Fehler machen.“
    „Was ist? Was haben Sie vor?“
    Andrews schaltete die Hauptsternenkarte ein. Er fuhr mit den Fingern den Index entlang und aktivierte den Leser. Einen Moment später warf der Leser eine Karte aus.
    Er griff nach der Karte und fütterte sie in den Robotpiloten. „Das Emphor-System“, murmelte er nachdenklich.
    „Emphor? Ist das unser Ziel?“
    „Nach dem Sternlog gibt es neunzig Neun-Planeten-Systeme, deren jeweils dritter Trabant über einen einzigen Mond verfügt. Von diesen neunzig liegt uns Emphor am nächsten. Dorthin werden wir jetzt steuern.“
    „Ich verstehe das einfach nicht“, entfuhr es Norton. „Emphor ist doch ein ganz gewöhnlicher Handelsstützpunkt. Und Emphor III besitzt noch nicht einmal eine Kontrollbasis der Klasse D.“
    Kapitän Andrews lächelte grimmig. „Emphor III besitzt nur einen Mond, und er ist der dritte von neun Planeten. Mehr brauchen wir nicht. Weiß denn jemand noch mehr über die Erde?“ Er blickte nach unten. „Weiß sie mehr über die Erde?“
    „Ich verstehe“, sagte Norton langsam. „Allmählich begreife ich, was Sie vorhaben.“
     
    Stumm kreiste unter ihnen Emphor III. Ein dunkelroter Ball, von matten Wolkenfetzen umhüllt, die rissige und korrodierte Oberfläche mit den gefrorenen Überresten uralter Meere bedeckt. Zerbrochene, erodierte Klippen reckten sich in den Himmel. Kahl und nackt und flach breiteten sich die Ebenen aus. Riesige, klaffende Krater gruben sich in die Oberfläche, zahllosen tiefen Wunden gleich.
    Nortons Gesicht verzog sich vor Ekel. „Schauen Sie sich das an. Lebt dort unten denn noch etwas?“
    Kapitän Andrews runzelte die Stirn. „Ich wußte nicht, daß er so ausgeplündert ist.“ Unvermittelt trat er an den Robotpiloten. „Irgendwo dort unten muß sich ein Landeautomat befinden. Ich werde versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen.“
    „Ein Landeautomat? Wollen Sie damit sagen, daß diese Ödnis bewohnt ist?“
    „Ein paar Emphorer. Die degenerierten Nachkommen einer Handelsstation.“ Andrews sah auf die Karte. „Gelegentlich landen Handelsschiffe auf dieser Welt. Seit dem Centauri-Riga-Krieg gibt es nur wenige Kontakte mit dieser Region.“
    Plötzlich ertönten Schritte auf dem Korridor. Der funkelnde Robotdiener und Mrs. Gordon betraten den Kontrollraum. Das Gesicht der alten Frau glühte vor Erregung. „Kapitän! Ist das da unten – ist das die Erde?“
    „Ja“, nickte Andrews.
    Der Robotdiener führte Mrs. Gordon hinüber zu dem großen Bildschirm. Im Gesicht der alten Frau arbeitete es, und ihr faltiges Antlitz zuckte unter dem Ansturm der Gefühle. „Ich kann kaum glauben, daß dies wirklich die Erde ist. Es ist unmöglich.“
    Norton warf Kapitän Andrews einen raschen Blick zu.
    „Es ist die Erde“, versicherte Andrews, ohne Norton anzusehen. „Bald wird der Mond auftauchen.“
    Die alte Frau sagte nichts. Sie hatte ihnen den Rücken zugedreht.
    Andrews stellte eine Verbindung mit dem Landeautomaten her und koppelte ihn mit dem Robotpiloten. Der Transporter erzitterte und begann dann zu fallen, als der Peilstrahl von Emphor die Kontrolle übernahm.
    „Wir landen“, sagte Andrews zu der alten Frau und klopfte ihr auf die Schulter.
    „Sie kann Sie nicht hören, Sir“, erinnerte der Robotdiener.
    Andrews grunzte. „Nun, zumindest kann sie sehen.“
    Die zerklüftete, verwüstete Oberfläche von Emphor III kam rasch näher. Das Schiff erreichte den Wolkengürtel, durchstieß ihn und huschte über eine trostlose Ebene, die sich so weit das Auge reichte dahinzog.
    „Was ist dort unten geschehen?“ wandte sich Norton an Andrews. „Ist der Krieg dafür verantwortlich?“
    „Der Krieg. Und der Bergbau. Und er ist alt. Bei den Löchern handelt es sich vermutlich um Bombenkrater. Ein paar von den langen Gräben könnten die Folge von Schürfmaschinen sein. Es scheint, daß man diese Welt vollkommen leergeplündert hat.“
    Eine zerklüftete Bergkette schoß unter ihnen vorbei. Sie näherten sich den Überresten eines Meeres. Dunkles, giftiges Wasser schwappte unter ihnen, ein großer, salzverkrusteter, tangverschmutzter Ozean, an dessen Küste sich Schuttberge auftürmten.
    „Weshalb sieht diese Welt so aus?“ fragte Mrs. Gordon abrupt. Zweifel verriet sich auf ihrem Gesicht. „Warum?“
    „Was meinen Sie damit?“ entgegnete Andrews.
    „Ich verstehe nicht.“ Unsicher blickte sie hinunter auf die Oberfläche. „Ich habe nicht erwartet, daß sie so aussieht. Die Erde ist

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