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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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über dem Siedepunkt des Wassers – wenn es überhaupt Wasser auf der Venus gäbe. Und das ist nicht der Fall, wie wir alle wissen. Zumindest ist es nicht zugänglich. Und die Winde? Ich habe eine Geschwindigkeit von fünfhundert Meilen pro Stunde gemessen.«
    »Nein, das meine ich eigentlich nicht«, sagte ich. »Das weiß ich alles. Und offen gestanden, Jack, gibt es auf all das eine simple Antwort. Ich möchte wissen, wie man sich dort fühlt, was Sie dachten, als Sie dort waren, wie Sie reagierten. Reden Sie einfach drauflos. Ich sage Ihnen dann schon Bescheid, wenn ich genug weiß.«
    Die untere Zahnreihe grub sich in seine rosarote Marmorlippe. »Gut«, sagte er, »beginnen wir von vorn. Bestellen Sie vielleicht noch etwas zu trinken?«
    Die Bedienung kam, nahm unsere Bestellung entgegen und brachte auch gleich darauf die Getränke. Jack trommelte mit den Fingern auf den Tisch, schlürfte seinen Rheinwein mit Selters und begann zu erzählen …
     
    Er begann ganz von vorn, und das war gut so. Ich wollte das Wesentliche erfahren, die schwer fassbare, undefinierbare, subjektive Stimmung, die sich hinter den technischen Berichten über den Planeten Venus verbarg, das Grundgefühl, das unserem Projekt Dringlichkeit und Überzeugungskraft verleihen würde.
     
    Er erzählte mir von seinem Vater, dem ein Meter achtzig großen Chemiker, und von seiner Mutter, der pummeligen, lebhaften Hausfrau. Ich konnte ihre Verzweiflung und die innige Liebe für ihren Sohn, der einen Meter maß, nachempfinden. Er war elf Jahre alt, als man zum ersten Mal über sein zukünftiges Leben sprach. Er erinnerte sich daran, wie unglücklich sie ausgesehen hatten, als er spontan vorschlug, zum Zirkus zu gehen. Es war größtenteils ihr Verdienst, dass man nie wieder über diese Sache sprach. Den Eltern war es auch zu verdanken, dass Jacks Wunsch in Erfüllung ging; er lernte Raketentechnik und wurde Testpilot; sie bezahlten die Ausbildung und halfen ihm, jedes Hindernis, alle Demütigungen und abschlägigen Bescheide der Schulen zu überwinden.
    Durch den Flug zur Venus hatte sich natürlich alles ausgezahlt …
     
    Die Konstrukteure der Venusrakete standen damals vor einem entscheidenden Problem. Es war leicht gewesen, eine Rakete zu dem eine Viertelmillion Meilen entfernten Mond zu schicken; theoretisch war es nicht wesentlich schwerer, eine Rakete durch den Weltraum zum nächsten Planeten, der Venus, zu schießen. Es war eine Frage der Umlaufbahnen und der Zeit; das Raumschiff musste gesteuert, kontrolliert und wieder zurückgebracht werden. Darin lag das Problem. Man hätte das Raumschiff zwar innerhalb weniger Tage zur Venus schießen können, aber mit einem derartigen Brennstoffverbrauch, dass zehn Raumschiffe nicht gereicht hätten, ihn zu transportieren. Oder man hätte es gemütlich auf den natürlichen Umlaufbahnen zur Venus ziehen lassen wie eine Barke, die gemächlich einen Fluss hinuntertreibt  – so sparte man zwar Brennstoff, die Reise jedoch würde um Monate verlängert. In achtzig Tagen isst der Mensch das Doppelte seines Gewichtes, atmet neunmal so viel Luft und trinkt Wassermengen, die ausreichen, eine Jolle darauf schwimmen zu lassen. Jemand sagte: destilliert doch einfach das Wasser aus den Abfallprodukten und rezirkuliert es; macht dasselbe mit der Nahrung; macht dasselbe mit der Luft. Sorry, Leute, aber eine derartige Apparatur wiegt mehr als Nahrung, Luft und Wasser zusammen. Ein menschlicher Pilot kam also offensichtlich nicht in Frage.
    Ein Konstruktionsteam ging daran, einen automatischen Piloten zu entwerfen. Als der fertig war, funktionierte er vorzüglich, wog aber viereinhalb Tonnen!
    An diesem Punkt blieb das Projekt stecken, bis jemand an den perfektesten aller Servo-Mechanismen dachte: an einen sechzig Pfund schweren Zwerg. Jack O’Shea wog ein Drittel eines normalen Mannes, aß ein Drittel, atmete ein Drittel. Mit seinem Fliegengewicht und den für ihn erforderlichen Wasser- und Luftregeneratoren lag Jack gerade unterhalb der Grenze und errang auf diese Weise unsterblichen Ruhm.
     
    Er brütete vor sich hin, ein wenig benommen vom Alkohol. »Sie haben mich in die Rakete gestopft, wie einen Finger in den Handschuh. Vermutlich wissen Sie, wie das Schiff aussah. Aber wussten Sie auch, dass man mich mit einem Reißverschluss im Pilotensitz festmachte? Es war nämlich gar kein richtiger Sitz, mehr eine Art Taucheranzug; die einzige Luft des Raumschiffs befand sich in diesem Anzug; das Wasser gelangte

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