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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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Montauk. Wir warteten, bis die Verbraucher der Touristenklasse ausgestiegen waren. Dann warteten wir, als die Zollinspektoren mit den rot-weißen A&P-Armbinden lautstark mit den Stewards über die überzähligen Rationen diskutierten – vier von uns waren unterwegs gestorben, und die Stewards hatten die Chicken-Little -Karbonaden natürlich zurückbehalten, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Wir saßen da und warteten. Und warteten.
    Irgendwann erhielten wir dann den Befehl zum Aussteigen. Wir stellten uns in einer Reihe auf, und man stempelte uns die Einreisegenehmigung aufs Handgelenk. Gruppenweise marschierten wir ab. Ich hatte Glück: Meine Gruppe bekam ein Frachtabteil.
    An der Arbeitsbörse wurden wir ausgesucht und unserer jeweiligen Arbeit zugeteilt. Es entstand ziemliche Unruhe, als sich herausstellte, dass Chlorella zwanzig Arbeitsverträge an I.G. Farben verkauft hatte – in den Uranminen will niemand arbeiten –, aber ich machte mir keine Sorgen.
    Der Mann neben mir starrte trübe vor sich hin, als die Wachtposten die zwanzig Unglücklichen aussuchten und zusammentrieben. »Die behandeln uns wie Sklaven«, sagte er bitter und zupfte mich am Ärmel. »Ein Verbrechen. Meinst du nicht auch, Kumpel? Die grundlegende Würde des Arbeiters wird vergewaltigt.«
    Ich warf ihm einen zornigen Blick zu. Der Mann war ein Consie, daran bestand kein Zweifel. Dann fiel mir ein, dass auch ich ein Consie, ein Natschu war, zumindest vorübergehend. Ich überlegte, ob ich ihm die Hand drücken sollte, entschied mich aber dagegen. Er konnte wertvoll sein, falls ich einmal Hilfe brauchte; wenn ich mich jedoch vorzeitig zu erkennen gäbe, verlangte er möglicherweise Hilfe von mir.
    Wir wurden ins Chlorella-Depot im Vorort Nyack gebracht. Wie in jeder großen Stadt der Welt, so führt auch im Untergrund von New York ein Kanalisationsnetz zu einer Reihe von Sammelbecken und Schleusen. Wie jeder Bürger wusste ich, dass der organische Abfall von dreiundzwanzig Millionen Menschen durch das geäderte Netzwerk befördert wird; dass die Salze durch Ionenaustausch neutralisiert, die flüssigen Rückstände den Tangfarmen im Long-Island-Sund zugeleitet, die festen Rückstände in Tankbarken gepumpt und zur Chlorella-Fabrik transportiert werden. Ich wusste das alles, hatte es jedoch noch nie gesehen.
    Ich fungierte nun als Koordinator, Klasse 9. Meine Aufgabe war es, die flexiblen Schläuche zu koppeln, durch die der Schlamm floss. Nach dem ersten Arbeitstag gab ich einen ganzen Wochenlohn für Anti-Ruß-Stöpsel aus; sie filterten zwar den Geruch nicht vollständig, machten ihn aber zumindest erträglicher.
    Am dritten Tag hatte ich Schichtwechsel und ging als Erstes in den Duschraum. Das hatte ich mir vorher überlegt: Nach sechs Stunden im Tank, wo es keine Verkaufsautomaten gab, weil begreiflicherweise in dieser Atmosphäre niemand essen, trinken oder rauchen konnte, verweilten die Verbraucher, deren Gelüste so lange unterdrückt worden waren, eine halbe Stunde beim Popsie-Crunchie-Starr-Zyklus, bevor der Erste unter die Dusche ging. Ich unterdrückte mein Verlangen, das bei mir ja schwächer war als bei den meisten, weil es nicht so lange Zeit gehabt hatte, sich festzusetzen, und es gelang mir, fast allein in der Duschkabine zu sein. Als die anderen kamen, ging ich gerade an die Verkaufsautomaten. Es war einfach eine Frage der Intelligenz, und wenn das nicht der wesentliche Unterschied zwischen der Mentalität eines einfachen Verbrauchers und eines Texters ist, was sonst? Natürlich waren, wie gesagt, die Gewohnheiten in mir nicht so stark ausgeprägt.
    Noch ein anderer Mann stand unter der Dusche, aber wir kamen kaum miteinander in Berührung. Als ich eintrat, reichte er mir die Seife; ich seifte mich ein und ließ das Wasser über meinen Körper rinnen. Ich merkte kaum, dass er anwesend war. Aber als ich ihm die Seife zurückgab, spürte ich seinen Mittelfinger an meinem Handgelenk, der Zeigefinger kreiste um meinen Daumen.
    »Oh«, sagte ich verblüfft und erwiderte den Händedruck. »Sind Sie mein Nat…«
    »Psst!«, zischte er und deutete ärgerlich auf das Abhörgerät, das von der Decke herunterhing. Er wandte mir den Rücken zu und seifte sich noch einmal gründlich ein.
    Als er mir die Seife zurückgab, klebte ein Stück Papier daran. Im Umkleideraum drückte ich das nasse Papier aus und glättete es. Darauf stand: »Heute ist Ausgang. Gehen Sie zum Metropolitan-Museum, Abteilung Klassik. Warten Sie vor der

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