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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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den kann ich sofort erreichen.«
    »Nein«, sagte ich, blickte auf die Uhr und stöhnte. Ich konnte es gerade noch rechtzeitig bis zum Museum schaffen. »Hören Sie«, sagte ich. »Ich muss wieder fort. Sagen Sie keinem Menschen auch nur ein Sterbenswörtchen, verstanden? Ich denke mir etwas aus und rufe Sie wieder an. Wie machen wir alles am besten – sagen Sie, wie war noch der Name des Arztes Ihrer Mutter? – ja, ich melde mich dann als Dr. Gallant. Und ich verabrede einen Termin mit Ihnen und sage Ihnen dann alles Weitere. Ich kann doch auf Sie zählen, Hester?«
    »Gewiss, Mitch«, sagte sie atemlos.
    »Fein«, erwiderte ich. »Jetzt müssen Sie mich im Fahrstuhl hinunterbringen. Ich habe keine Zeit zum Treppensteigen, und es gibt Schwierigkeiten, wenn jemand wie ich auf dem Korridor zum Club erwischt wird.« Ich schwieg und schaute sie an. »Dabei fällt mir ein«, sagte ich, »was um alles in der Welt tun Sie eigentlich hier?«
    Hester errötete. »Na, Sie wissen doch, wie das ist«, sagte sie unglücklich. »Als Sie fort waren, war kein anderer Posten für eine Sekretärin frei; die übrigen Abteilungsleiter hatten ihre Mädchen, und ich konnte ja nicht einfach wieder Verbraucher werden, Mitch, nicht mit all den Rechnungen und so weiter. Und – nun, da ergab sich eben diese Möglichkeit …«
    »Ach so«, sagte ich. Ich hoffte, dass mein Gesichtsausdruck nicht verriet, was ich dachte; jedenfalls gab ich mir große Mühe.
    Der Teufel soll dich holen, Runstead, sagte ich zu mir selbst bei dem Gedanken an Hesters Mutter und an den jungen Mann, den jungen Mann, den sie vielleicht eines Tages geheiratet hätte. Die Ungerechtigkeit eines Mannes wie Runstead, der das Gesetz in seine eigenen Hände nahm und rücksichtslos das Leben von leitenden Angestellten wie zum Beispiel das meine – und vom Personal, das von Hester zum Beispiel, verpfuschte und uns zu einfachen Konsumenten degradierte, stank zum Himmel.
    »Keine Angst, Hester«, sagte ich freundlich. »Ich stehe in Ihrer Schuld. Und verlassen Sie sich darauf, Sie werden mich nicht daran erinnern müssen. Ich bringe alles wieder in Ordnung.« Und ich wusste auch schon genau, wie. Vielen der Mädchen, die unter ZZ-Vertrag stehen, gelingt es, die automatische Umbesetzung und Degradierung zu umgehen. Es würde für mich verdammt schwer werden, sie vor Ablauf des Jahres vom Vertrag zu lösen, das käme also nicht in Frage; aber einige Mädchen hatten nach ihrem ersten Jahr bei einzelnen Abteilungsleitern ein ganz gutes Leben. Und meine Position war so bedeutend, dass es ein Abteilungsleiter oder Bürovorsteher kaum wagen würde, einen Hinweis von mir zu ignorieren oder sie gar schlecht zu behandeln. Ich halte in geschäftlichen Angelegenheiten nichts von Sentimentalität, aber wie man sieht, bin ich in persönlichen Dingen nicht dagegen gefeit.
     
    Hester bestand darauf, mir etwas Geld zu leihen; ich fuhr also mit einem Taxi zum Museum. Obwohl ich den Fahrer im Voraus bezahlt hatte, konnte er sich eine ungehörige Bemerkung über Verbraucher, die über ihre Verhältnisse leben, nicht verkneifen; hätte ich nicht wichtigere Dinge im Kopf gehabt, hätte ich ihm auf der Stelle die Meinung gegeigt.
    Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Metropolitan. Ich mache mir nicht viel aus Religion – zum Teil vermutlich, weil Religion von Taunton betreut wird – aber die großen alten Meisterwerke des Museums umgibt eine feierliche, erhebende Atmosphäre, die mich immer friedlich und ehrfürchtig stimmt. Ich stellte fest, dass ich ein paar Minuten zu früh dort war. Die verbrachte ich schweigend vor der Büste von G. Washington Hill, und ich fühlte mich so entspannt wie nie seit jenem ersten Nachmittag am Südpol.
    Genau fünf Minuten vor Mitternacht stand ich vor der großen Frauenbüste, Katalognummer fünfunddreißig, als ich bemerkte, dass jemand auf dem Gang hinter mir pfiff. Die Melodie spielte keine Rolle; die Kadenz bildete ein Erkennungszeichen, das ich in dem Versteck unter Chicken Little gelernt hatte.
    Eine Wärterin entfernte sich gerade. Sie warf einen Blick über die Schulter und lächelte mir zu.
    Für einen Außenstehenden muss es wie eine zufällige Begegnung ausgesehen haben. Wir hakten uns ein, und ich spürte den Druck ihrer Finger an meinem Handgelenk, als sie mir per Code mitteilte: »Nicht sprechen, wenn ich Sie allein lasse. Gehen Sie in den hinteren Raum und warten Sie dort.«
    Ich nickte. Sie führte mich an eine Kunststofftür,

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