Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Geschäftsbasis entzogen, meine Senatoren abgeworben, meine Zeugen bestochen und die Venus gestohlen!« Seine Stimme mündete in einen abrupten Schrei. Normal fuhr er fort: »Nein, keine Provokation. Er hat sich zurückgehalten und keinen meiner Leute umgebracht, der gerissene Schocken, der ethische Schocken, der verfluchte Schocken!« Zum Schluss brüllte er wieder.
Er starrte mich aus glasigen Augen an. »Sie Bastard!« , sagte er. »Von allen niedrigen, gemeinen, lausigen, ehrlosen billigen Tricks, die man mir je gespielt hat, war Ihrer der mieseste. Ich«, er deutete mit dem Daumen auf seine Brust und gefährdete vorübergehend sein Gleichgewicht, »ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie man einen ›kommerziellen Mord‹ begehen kann, ohne ein Risiko einzugehen, und Sie haben sich so saudumm wie eine verängstigte gelbe Ratte verhalten. Sie sind gerannt wie ein Hase, Sie Hund.«
»Sir«, sagte ich verzweifelt. »Ich bin sicher, Sie wissen nicht, was Sie tun.« Das jahrelange Trinken, schoss es mir durch den Sinn, hat ihn nun doch noch ruiniert. Das, was er sagte, konnte nur dem Gehirn eines Irren entspringen.
Unbedacht setzte er sich; einer seiner Männer konnte in letzter Sekunde einen Sessel unter seinen gedrungenen Körper schieben. Mit weitausholender Geste wandte sich B. J. Taunton wieder an mich: »Courtenay, eigentlich bin ich ein Künstler. Ich träume Träume; ich webe Visionen.« Ich hatte das unwirkliche Gefühl, doppelt zu sehen. Mir war, als sähe ich Fowler Schocken hier sitzen und nicht seinen Rivalen, den Mann, der das absolute Gegenteil von Fowler Schocken verkörperte. »Ich wollte die Venus haben, Courtenay, und ich werde sie bekommen. Schocken hat sie mir gestohlen, aber ich werde sie wieder in meinen Besitz bringen. Die Art und Weise, wie Fowler Schocken das Venusprojekt handhabt, stinkt zum Himmel. Keine Rakete unter Schockens Regie wird jemals die Erde verlassen, und wenn ich jeden seiner Arbeiter einzeln besteche und die Abteilungsleiter umbringen muss. Denn eigentlich bin ich ein Künstler.«
»Mr. Taunton«, sagte ich mit fester Stimme, »Sie können Abteilungsleiter nicht so ohne weiteres umbringen. Man wird Ihnen das Gehirn ausbrennen. Man wird Ihnen Cerebrin geben. Sie werden niemanden finden, der das Risiko auf sich nimmt. Niemand möchte zwanzig Jahre in der Hölle verbringen.«
Er sagte träumerisch: »Ich habe einen Mechaniker gefunden, der die Frachtkabine des Hubschraubers über Ihnen abgeworfen hat, klar? Ich habe einen Kerl, der keinen Job hatte, dazu gebracht, durch Ihr Fenster zu schießen, oder nicht? Leider haben beide ihr Ziel verfehlt. Und dann haben Sie unsere Pläne durchkreuzt mit Ihrer feigen Flucht auf dem Gletscher.«
Ich erwiderte nichts. Die Flucht vom Gletscher war nicht meine Idee gewesen. Gott allein wusste, wer veranlasst hatte, dass Runstead mich niederschlug, verschleppte und eine Ersatzleiche an Ort und Stelle hinterließ.
»Beinahe wären Sie entkommen«, fuhr Taunton fort. »Wenn ich nicht ein paar einfache, loyale Diener gehabt hätte – einen Taxichauffeur, ein paar andere –, wir hätten Sie niemals zurückbekommen. Aber ich habe meine Werkzeuge, Courtenay.
Sie könnten besser sein, sie könnten aber auch schlechter sein; es ist mein Schicksal, Träume zu träumen und Visionen zu weben. Die Größe eines Künstlers ist seine Schlichtheit, Courtenay. Sie sagen: ›Niemand will sich das Gehirn ausbrennen lassen.‹ Das sagen Sie, weil Sie nur mittelmäßig sind. Ich aber sage: ›Man suche sich jemanden, der sich das Gehirn ausbrennen lassen möchte, und benutze ihn als Werkzeug.‹ Und das sage ich, weil ich einer der Großen bin.«
»… jemanden, der sich das Gehirn ausbrennen lassen möchte«, wiederholte ich benommen. »Der sich das Gehirn ausbrennen lassen möchte.«
»Erklären Sie es ihm«, forderte Taunton einen seiner Assistenten auf. »Ich will ihn gründlich davon überzeugen, dass wir es ernst meinen.« Einer der Männer sagte sachlich: »Es ist eine Frage der Bevölkerung, Courtenay. Haben Sie jemals von Albert Fish gehört?«
»Nein.«
»Er war ein Phänomen der Frühzeit. In den ersten Anfängen des Zeitalters der Vernunft – so etwa um 1920. Albert Fish stach sich Nadeln in den Leib, brachte sich mit alkoholgetränkten Wattebäuschchen Verbrennungen bei, peitschte sich – das gefiel ihm. Ich wette, ihm hätte auch Gehirnausbrennen gefallen. Es wären für ihn zwanzig Jahre voller Schmerzen, Würgen,
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