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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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wieder. In seinen Taschen fand ich ein paar Dollar, die würden nützlicher sein. Ich eilte zur Treppe. Die Schreibtischuhr zeigte sechs Uhr fünf an.
    Meine Lektion im Treppenhinaufsteigen hatte ich bereits hinter mir; jetzt lernte ich, wie man Treppen hinuntersteigt. Wenn mit dem Herzen alles in Ordnung ist, macht es kaum einen Unterschied aus. Bei meiner Verfassung brauchte ich etwa dreißig Minuten, bis ich die oberen Stockwerke der leitenden Angestellten hinter mir hatte und wieder unten auf den belebten Treppen war. Die ersten Verbraucher befanden sich bereits auf dem Weg zur Arbeit. Ich überstand ein Dutzend erbitterter Faustkämpfe und trug einen Messerstich davon. Die Leute, die im Taunton-Gebäude übernachteten, waren eine primitive, schmutzige Bande, die das Schocken-Hochhaus niemals hätte betreten dürfen, augenblicklich aber hatte das auch seine Vorteile. Ich erregte in meinen schmutzigen Kleidern und mit der frischen Wunde im Gesicht kein Aufsehen. Einige unverheiratete Mädchen pfiffen mir sogar nach, aber das war auch alles. Die Leute in den alten, heruntergekommenen Slumgebäuden wie R.C.A. und Empire State hätten mich fertiggemacht, wenn ich ihnen unter die Augen gekommen wäre.
    Ich hatte Glück. Ich verließ die Halle in einer dichten Menge, die sich brodelnd durch die Türen wälzte und auf die Bahn zusteuerte, die sie zu ihren scheußlichen Arbeitsplätzen bringen würde. Es kam mir vor, als suchten Männer in Zivilkleidung aus den Fenstern des zweiten Stockwerks die Menge ab, ich schaute jedoch nicht hinauf und gelangte unbehelligt zur Bahnstation.
    Am Wechselschalter wechselte ich die Banknoten und betrat den Waschraum. »Wollen wir uns eine Dusche teilen?«, fragte mich jemand. Ich wollte auf jeden Fall unter die Dusche und wäre gern ein wenig allein gewesen, aber ich fürchtete, mich durch vornehme Allüren zu verraten. Die Frau und ich warfen unsere Münzen zusammen für fünf Minuten Salzwasser und dreißig Sekunden Frischwasser mit Seife. Ich stellte fest, dass ich wieder und wieder meine rechte Hand schrubbte. Und ich merkte, dass meine linke Gesichtshälfte noch immer fast unerträglich schmerzte, wenn sie mit kaltem Wasser in Berührung kam.
    Nach dem Duschen zwängte ich mich in die Bahn und fuhr zwei Stunden kreuz und quer unter der Stadt hin und her. Schließlich stieg ich am Times Square, mitten im Herzen des Marktviertels, aus. Es war hauptsächlich eine Frachtstation. Während fluchende Verbraucher Proteinkisten für verschiedene Stadtteile auf die Förderbänder schleppten, versuchte ich erneut, Kathy zu erreichen. Wieder ging niemand ans Telefon.
    Ich erreichte Hester im Schocken-Hochhaus und sagte ihr: »Ich möchte, dass Sie jeden Cent, den Sie kriegen können, zusammenraffen, leihen Sie Geld, nehmen Sie Ihre Ersparnisse, kaufen Sie mir eine Starrzelius-Ausrüstung, und kommen Sie so schnell wie möglich dorthin, wo Ihre Mutter sich vor zwei Jahren das Bein brach. Genau an die Stelle, erinnern Sie sich.«
    »Mitch«, sagte sie. »Ja, ich erinnere mich. Aber mein Vertrag verbiet…«
    »Wollen Sie, dass ich erst lange bitte, Hester?«, drängte ich. »Vertrauen Sie mir. Ich helfe Ihnen später. Um Himmels willen, beeilen Sie sich. Und – sollte ich bereits festgenommen sein, wenn Sie ankommen, dann kennen Sie mich nicht. Und jetzt los.«
     
    Ich legte auf und versuchte, mich in der Telefonzelle etwas auszuruhen, bis der Nächste ungeduldig gegen die Tür hämmerte. Langsam trat ich auf den Bahnsteig, trank Coffiest, aß ein Käsebrot und lieh mir am Stand eine Zeitung. Meine Geschichte war ein langweiliger kurzer Artikel auf Seite drei, der vorletzten also: GESUCHT WEGEN HD & FRAUENMORD. Es stand darin zu lesen, George Groby sei nicht an seinen Arbeitsplatz bei der Chlorella-Gesellschaft zurückgekehrt; er habe seine Freizeit dazu benutzt, ins Angestelltenterritorium des Taunton-Gebäudes einzubrechen; sei dabei von einer Sekretärin überrascht worden, habe sie ermordet, und sei dann geflohen.
    Hester erschien eine halbe Stunde später an der Laderampe, von der vor zwei Jahren eine Kiste heruntergerutscht war und ihrer Mutter das Bein gebrochen hatte. Sie machte einen sehr verängstigten Eindruck, denn sie hatte sich ebenso des Vertragsbruchs schuldig gemacht wie »George Groby«.
    Ich nahm ihr die Schachtel mit den Klamotten ab und fragte: »Haben Sie noch fünfzehnhundert Dollar übrig?«
    »Ja, ungefähr. Meine Mutter war außer sich …«
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