Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
Vom Netzwerk:
Erstickungsanfällen und Ekel gewesen. Ein Traum wäre für Albert Fish Wirklichkeit geworden.
    Damals gab es nur einen Albert Fish. Ungewöhnliche Belastungen und Leistungsdruck sind nötig, um einen Albert Fish hervorzubringen. Es wäre unrealistisch, zu erwarten, die kleine, verstreut lebende Bevölkerung jener Zeit – es waren weniger als drei Milliarden – hätte mehr als einen Albert Fish produzieren können. Bei der heutigen weitaus größeren Bevölkerung gibt es viele Leute vom Schlage des Albert Fish unter uns. Man muss sie nur finden. Mit unseren einmaligen Forschungsmöglichkeiten hier bei Taunton haben wir einige aufgespürt. Man findet sie in Kliniken, manchmal in unglaublichem Zustand. Sie sind willige potenzielle Mörder; sie lechzen nach der Wonne der Bestrafung. Ein Mann wie Sie behauptet, wir könnten keine Mörder dingen, weil die Menschen Angst vor der Strafe haben. Mr. Taunton aber sagt, wir können durchaus einen Mörder dingen, wenn wir jemanden finden, dem es gefällt, bestraft zu werden. Und das Beste an der Sache ist, dass Menschen, die gern Schmerzen erleiden, auch anderen gern Schmerzen bereiten. Zum Beispiel  – Ihnen.«
    Mir stockte das Blut in den Adern. Es war etwas dran an dem, was er sagte. Unsere Generation muss ziemlich abgehärtet sein; Berichte über unglaubliche Heldentaten und abgrundtiefe Verderbtheit füllen unsere Nachrichten – ich wusste aus wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die Menschen früher nicht dieses Maß an Mut oder Entartung aufgebracht haben. Eine Tatsache, die ich erstaunlich fand.
    Heutzutage gibt es Menschen wie Malone, der sechs Jahre unbemerkt seine Tunnels grub und dann eines Sonntagmorgens Red Bank in New Jersey in die Luft sprengte. Ein Verkehrspolizist hatte ihn beleidigt. Auf der anderen Seite gibt es auch Leute wie James Revere, den Helden der Katastrophe »Weiße Wolke«. Er war ein unscheinbarer, schüchterner Steward der Touristenklasse und hatte auf seinen Schultern sechsundsiebzig Passagiere gerettet; er war wieder und wieder in die Flammen zurückgekehrt, die sein Fleisch bis auf die Knochen verschmorten; blind hatte er sich mit seinen Handstümpfen an den rotglühenden Schotten entlanggetastet. Taunton hatte recht. Wenn es genug Menschen gibt, findet man stets jemanden, der selbst das Unmögliche macht. Taunton war ein Künstler. Er hatte diese einfache Tatsache erfasst und ausgenützt. Für mich bedeutete das, dass ich so gut wie tot war. Kathy, dachte ich. Meine Kathy.
    Tauntons schwankende Stimme unterbrach meine Gedanken. »Haben Sie das Prinzip begriffen?«, fragte er. »Sehen Sie den Zusammenhang? Das Thema? Die Botschaft? Es läuft alles darauf hinaus, dass ich die Venus wieder in meinen Besitz bringen werde. Jetzt wollen wir von vorn beginnen. Erzählen Sie ein bisschen von der Schocken-Agentur. All die kleinen Geheimnisse, all die kleinen Schwächen, Eingänge, Ausgänge, die bestechlichen Angestellten, Finanzen, Kontakte in Washington – Sie wissen schon.«
    Ich war ein toter Mann und hätte ohnehin nichts mehr zu verlieren, dachte ich. »Nein«, sagte ich.
    Einer von Tauntons Leuten sagte unvermittelt: »Er ist bereit für Hedy«, stand auf und ging hinaus.
    Taunton meinte: »Sie haben Frühgeschichte studiert, Courtenay. Sie erinnern sich vielleicht an Gilles de Rais.« Ich erinnerte mich und verspürte ein Prickeln auf der Kopfhaut, so als trüge ich einen langsam schrumpfenden Helm.
    »In der frühgeschichtlichen Zeit lebten, alle Generationen zusammengenommen, insgesamt schätzungsweise fünf Milliarden Menschen«, sagte Taunton. »Sie alle brachten nur einen einzigen Gilles de Rais hervor, im Volksmund auch Blaubart genannt. Heute steht uns von diesem Typ eine ganze Auswahl zur Verfügung. Von all den Leuten, die mir für diese spezielle kleine Aufgabe geeignet schienen, habe ich Hedy auserwählt. Sie werden sehen, warum.«
    Die Tür öffnete sich und ein bleiches, offenbar drüsenkrankes Mädchen mit dünnem blondem Haar erschien. Sie hatte ein albernes Grinsen auf dem Gesicht; die Lippen waren schmal und blutleer. In einer Hand trug sie eine fünfzehn Zentimeter lange Nadel mit einem Plastikgriff.
    Ich blickte in ihre Augen und begann zu schreien. Ich kam erst wieder zu mir, nachdem man sie rausgebracht und die Tür wieder geschlossen hatte; ich war völlig fertig.
    »Taunton«, flüsterte ich schließlich. »Bitte …«
    Er beugte sich herablassend vor und sagte: »Heraus damit.«
    Ich versuchte zu sprechen,

Weitere Kostenlose Bücher