Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Mitch«, und es klang recht ärgerlich.
»Ich habe nur einmal gelogen«, verteidigte ich mich. »Als ich einen falschen Namen genannt habe. Und es ist in der Tat dringend. Und um mein Herz geht es wirklich.«
Es schien, als wolle sie lächeln, doch das Lächeln gelangte nicht an die Oberfläche. »Aber nicht medizinisch gesehen.«
»Ich habe dem Mädchen gesagt, die Sache sei vermutlich psychosomatisch. Sie sagte, ich solle trotzdem hineingehen.«
»Ich werde mit ihr reden. Mitch, du weißt, dass ich während der Arbeitszeit nicht mit dir sprechen kann. Bitte.«
Ich setzte mich an ihren Schreibtisch. »Du willst mich überhaupt nicht mehr sehen, Kathy. Was ist los?«
»Nichts ist los. Bitte geh, Mitch. Ich bin Ärztin, ich muss arbeiten.«
»Nichts ist so wichtig wie das hier, Kathy, ich habe gestern Abend und heute Morgen vergeblich versucht, dich anzurufen.«
Sie zündete sich eine Zigarette an, ohne mich anzuschauen. »Ich war nicht zu Hause«, sagte sie einfach.
»Nein.« Ich beugte mich nach vorn, nahm ihr die Zigarette aus der Hand und inhalierte. Sie zögerte, zuckte die Schultern und nahm sich eine neue. Ich sagte: »Vermutlich habe ich kein Recht, meine Frau zu fragen, wo sie ihre Zeit verbringt?«
Kathy fuhr auf: »Verdammt, Mitch, du weiß…« Das Telefon klingelte. Sie schloss einen Augenblick lang die Augen. Dann nahm sie den Hörer ab, lehnte sich zurück, blickte entspannt durch den Raum, ganz Arzt, der einen Patienten beruhigt. Es dauerte nur ein paar Sekunden. Aber danach war sie vollkommen beherrscht.
»Bitte geh«, sagte sie dann und drückte die Zigarette aus.
»Nicht bevor du mir gesagt hast, wann wir uns treffen.«
»Ich … ich habe keine Zeit, Mitch. Ich bin nicht deine Frau. Du hast kein Recht, mich zu belästigen. Ich könnte es dir verbieten oder dich festnehmen lassen.«
»Meine Urkunde liegt bei den Akten«, erinnerte ich sie.
»Aber meine nicht. Und sie wird es niemals. Sobald das Jahr um ist, sind wir geschiedene Leute, Mitch.«
»Ich wollte dir etwas erzählen.« Neugier war Kathys schwache Seite.
Es entstand eine lange Pause, und anstatt noch einmal zu sagen: »Bitte geh«, sagte sie: »Nun, und was ist es?«
Ich sagte: »Es ist etwas Großes. Es muss gefeiert werden. Und ich werde es als Vorwand benutzen, dich heute Abend zu sehen. Bitte, Kathy – ich liebe dich sehr und ich verspreche, dir keine Szene zu machen.«
»… Nein.«
Aber sie hatte gezögert. Ich sagte: »Bitte!«
»Na gut –« Während sie überlegte, läutete das Telefon. »Gut«, sagte sie zu mir. »Ruf mich zu Hause an. Um sieben. Und jetzt muss ich mich um die Patienten kümmern.«
Sie nahm den Hörer ab. Ich verließ das Büro, während sie redete; sie sah mir nicht nach.
Als ich eintrat, saß Fowler Schocken an seinem Schreibtisch über die neueste Ausgabe von »Taunton’s Weekly« gebeugt. Die Zeitschrift blitzte grell auf, wenn die Farbmoleküle, die Photonen in kleinen Mengen sammelten, sie gebündelt wieder freigaben. Er wedelte mir mit den glitzernden Seiten zu und fragte: »Was halten Sie hiervon, Mitch?«
»Billige Werbung«, erwiderte ich prompt. »Wenn wir uns so weit herabließen, eine Zeitung wie die von Taunton Inc. zu fördern – na, dann würde ich lieber kündigen. Der Trick ist zu billig.«
»Hmm.« Er legte das Heft mit der Titelseite nach unten auf die Schreibtischplatte; die blitzenden Farben leuchteten noch einmal auf, dann erloschen sie, nachdem die Lichtquelle abgeschnitten war.
»Stimmt, ein billiger Trick«, sagte er nachdenklich. »Aber man kann denen Unternehmungsgeist nicht absprechen. Taunton hat pro Woche sechzehneinhalb Millionen Leser für seine Anzeigen. Nur Taunton-Kunden. Und ich hoffe, das mit der Kündigung haben Sie nicht wörtlich gemeint. Ich habe nämlich Harvey gerade grünes Licht gegeben für ›Schock‹. Die erste Nummer erscheint im Herbst, mit einer Auflage von zwanzig Millionen. Nein –« Er hob gnädig die Hand, also verkniff ich mir eine gestammelte Erklärung. »Ich weiß, was Sie meinen, Mitch. Sie haben etwas gegen billige Werbung. Ich auch. Taunton ist für mich der Inbegriff all dessen, was die Werbung daran hindert, den angemessenen Platz bei Klerus und Medizinern einzunehmen: Er ist ein Hindernis. Es gibt keinen schäbigen Trick, den er nicht anwenden würde, von der Bestechung eines Richters bis zur Entführung eines Angestellten. Mitch, Sie müssen sich vor ihm in Acht nehmen.«
»Warum? Ich meine, warum gerade
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