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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Schmerz. O Gott, der Schmerz.
    »Was zum Teufel ist los, O’Hare?«
    Der Mann im Bett nebenan hat wieder angefangen zu husten.
    »War es diese Frau? Hat sie dich fertiggemacht?« Don war es körperlich unangenehm, über Gefühle zu sprechen. Das zeigte sich an einem wackelnden Bein, wie er sich mit der Hand über das schüttere Haar fuhr.
    Erwähne sie nicht. Lass mich nicht an ihr Gesicht denken. »So einfach ist das nicht.«
    »Worum geht es denn dann, verdammt? Keine Frau ist das hier wert.« Don winkte zerstreut mit der Hand über das Bett.
    »Ich … ich wollte nur vergessen.«
    »Dann schmeiß dein Bein über eine andere. Eine, die du haben kannst. Du wirst darüber hinwegkommen.« Wenn er es aussprach, würde es vielleicht wahr werden.
    Anthonys Schweigen dauerte lange genug, um ihm zu widersprechen.
    »Manche Frauen sind eine Plage«, fügte Don hinzu.
    Verzeih mir. Ich musste es einfach wissen.
    »Motten ums Licht. Das haben wir alle durchgemacht.«
    Verzeih mir.
    Anthony schüttelte den Kopf. »Nein, Don. Nicht so.«
    »Es ist immer ›nicht so‹, wenn es die eigene …«
    »Sie kann ihn nicht verlassen, weil er nicht zulassen würde, dass sie das Kind nimmt.« Anthonys Stimme war plötzlich klar und deutlich und schnitt durch den mit Vorhängen abgetrennten Bereich. Der Mann im Bett nebenan hörte kurz auf zu husten. Anthony beobachtete, wie sein Chef die Bedeutung des Satzes begriff, mitfühlendes Stirnrunzeln.
    »Ah. Hart.«
    »Ja.«
    Dons Bein wackelt wieder. »Das bedeutet aber nicht, dass du versuchen musstest, dich mit Alkohol umzubringen. Du weißt, was sie gesagt haben? Das Gelbfieber hat deine Leber vermasselt. Vermasselt, O’Hare. Noch so ein Saufgelage, und du …«
    Anthony fühlte sich unendlich schwach. Er wandte sich auf seinem Kissen ab. »Keine Bange. Das kommt nicht wieder vor.«
    Nachdem er aus dem Krankenhaus zurück war, saß Don eine halbe Stunde lang an seinem Schreibtisch und dachte nach. Die Redaktion rings um ihn herum wurde allmählich wach, so wie jeden Tag, ein schlafender Riese erwachte zögerlich zum Leben: Journalisten plauderten am Telefon, Storys stiegen auf und sanken auf die Nachrichtenlisten, Seiten wurden aufgestellt und geplant, die erste kam als Rohlayout auf den Schreibtisch der Herstellung.
    Er rieb sich das Kinn, rief über die Schulter seiner Sekretärin zu:
    »Blondie. Besorg mir mal die Nummer von Dingsda Stirling. Dem Asbest-Heini.«
    Cheryl hörte schweigend zu. Kurz darauf reichte sie ihm die Nummer, die sie aus dem Who’s Who im Büro abgeschrieben hatte. »Wie geht es ihm?«
    »Wie wohl?« Er drückte ein paar Mal seinen Kuli auf den Schreibtisch, noch immer tief in Gedanken versunken. Als sie wieder an ihren Schreibtisch ging, griff er nach dem Hörer und bat die Vermittlung, ihn mit Fitzroy 2286 zu verbinden.
    Er hustete ein wenig, bevor er sprach, wie jemand, dem es unangenehm ist, das Telefon zu benutzen. »Ich hätte gern Jennifer Stirling gesprochen.«
    Er spürte, wie Cheryl ihn beobachtete.
    »Kann ich eine Nachricht hinterlassen? … Wie bitte? Sie ist nicht? Oh. Verstehe.« Pause. »Nein, das spielt keine Rolle. Tut mir leid, wenn ich Sie belästigt habe.« Er legte auf.
    »Was ist passiert?« Cheryl stand neben ihm. In ihren neuen Pumps war sie größer als er. »Don?«
    »Nichts.« Er richtete sich auf. »Vergiss, dass ich etwas gesagt habe. Hol mir ein Specksandwich, ja? Und vergiss nicht die HP-Sauce. Ohne die kann ich es nicht essen.«
    Er zerknüllte den Zettel mit der gekritzelten Nummer zu einer Kugel und warf ihn in den Papierkorb zu seinen Füßen.
    Die Trauer war schlimmer, als die um einen Verstorbenen; nachts kam sie in Wogen, unablässig und erstaunlich in ihrer Gewalt, und höhlte ihn aus. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er sie, ihre vor Wonne halb geschlossenen Augenlider, ihre schuldbewusste, hilflose Miene, als sie ihn in der Empfangshalle des Hotels erblickte. Ihr Gesicht sagte ihm, dass sie verloren waren und dass sie bereits wusste, was sie getan hatte, als sie es ihm sagte.
    Und sie hatte recht. Zunächst war er wütend gewesen, dass sie ihm Hoffnungen gemacht hatte, ohne ihm die Wahrheit über ihre Lage zu sagen. Dass sie sich ihren Weg zurück in sein Herz erzwungen hatte, obwohl sie keine Chance hatten. Wie hieß es doch noch? Die Hoffnung würde dich umbringen.
    Seine Gefühle schlugen wild aus. Er verzieh ihr. Es gab nichts zu verzeihen. Sie hatte es getan, weil sie nicht anders konnte, so wie er. Und weil

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