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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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jemandem im Weg zu sein. Die Kinder waren erwachsen und aus dem Haus, und bis auf gerahmte Fotos gab es keine ständige Mahnung daran, wie sehr er selbst als Elternteil versagt hatte.
    Viv begrüßte ihn mit Küssen auf beide Wangen und nahm keinen Bezug darauf, woher er kam. »Ich dachte, ihr Jungs wollt heute Nachmittag vielleicht Golf spielen«, sagte sie.
    Das wollten sie. Don war darin hoffnungslos, und Anthony war hinterher klar, dass seinen Gastgebern nichts Besseres eingefallen war, was die Männer zusammen tun könnten, ohne dabei mit Alkohol in Berührung zu kommen. Don erwähnte Jennifer mit keinem Wort. Er machte sich noch immer Sorgen, das sah Anthony ihm an. Er deutete häufig an, dass es Anthony wieder besser gehe und er die Normalität wieder aufnehmen könne, wie immer sie aussehen mochte. Zum Mittag- oder Abendessen gab es keinen Wein.
    »Also, wie ist der Plan?« Er saß auf einem der Sofas. In der Ferne hörten sie, wie Viv abwusch und die Melodien im Küchenradio mitträllerte.
    »Morgen wieder an die Arbeit«, sagte Don. Er rieb sich den Bauch.
    Arbeit. Ein Teil von ihm wollte fragen, was das sein mochte. Aber er wagte es nicht. Er hatte die Nation einmal im Stich gelassen und hatte Angst, bestätigt zu bekommen, dass es diesmal endgültig war.
    »Ich habe mit Spackman gesprochen.«
    O Gott. Jetzt kommt es.
    »Tony, sie weiß es nicht. Niemand in der Chefetage weiß es.«
    Anthony blinzelte.
    »Nur wir in der Redaktion. Ich, Blondie und zwei von den Korrektoren. Ich musste sie anrufen, um ihnen zu sagen, dass ich nicht zur Arbeit komme, als wir dich ins Krankenhaus gebracht haben. Sie werden den Mund halten.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Das ist ja mal was ganz Neues. Wie auch immer.« Don zündete sich eine Zigarette an. Er schaute Anthony beinahe schuldbewusst an. »Sie ist mit mir einer Meinung, dass wir dich wieder rausschicken sollten.«
    Anthony brauchte einen Herzschlag, um zu begreifen, was er da sagte.
    »In den Kongo?«
    »Du bist der Beste für den Job.«
    Kongo.
    »Aber ich muss wissen …« Don streifte seine Zigarette an einem Aschenbecher ab.
    »Schon gut.«
    »Lass mich ausreden. Ich muss wissen, dass du auf dich aufpassen wirst. Ich kann mir nicht die ganze Zeit Sorgen machen.«
    »Kein Alkohol. Kein Leichtsinn. Meine Arbeit.«
    »Genau daran dachte ich.« Aber Don glaubte ihm nicht – Anthony sah es an dem Seitenblick, den er kassierte. Eine kurze Pause. »Ich würde mich verantwortlich fühlen.«
    »Ich weiß.«
    Kluger Mann, Don. Doch Anthony konnte ihn nicht beruhigen. Wie auch? Er wusste nicht, wie er die nächste halbe Stunde überstehen sollte, ganz zu schweigen davon, wie es ihm im Herzen Afrikas gehen würde.
    Dons Stimme durchbrach seine Gedankengänge erneut, bevor die Antwort überwältigend wurde. Er drückte seine Zigarette aus. »Gleich fängt Fußball an. Chelsea gegen Arsenal. Hast du Lust?« Er erhob sich mühsam aus seinem Sessel und schaltete den mit Mahagoni verkleideten Apparat in der Ecke an. »Eine gute Nachricht habe ich für dich. Du kannst das verdammte Gelbfieber nicht mehr bekommen. Wenn du so krank warst, wie du warst, bist du anscheinend immun.«
    Anthony starrte auf den Schwarz-Weiß-Bildschirm, ohne etwas zu sehen. Wie mache ich den Rest von mir immun?
    Sie waren im Büro des Auslandsredakteurs. Paul de Saint, ein hochgewachsener Patrizier mit nach hinten gekämmtem Haar und der Ausstrahlung eines romantischen Dichters, betrachtete die Landkarte auf dem Schreibtisch. »Die große Story ist in Stanleyville. Da werden mindestens achthundert Nicht-Kongolesen als Geiseln gehalten, viele im Hotel Victoria, und vielleicht noch tausend mehr in der Umgebung. Diplomatische Bemühungen, sie zu retten, sind bisher fehlgeschlagen. Die Rebellen kämpfen gegeneinander, sodass sich die Lage von Stunde zu Stunde ändert und es fast unmöglich ist, ein genaues Bild zu bekommen. Da draußen ist es ziemlich schwammig, O’Hare. Bis vor etwa sechs Monaten hätte ich noch gesagt, die Sicherheit eines Weißen sei garantiert, was auch immer mit den Eingeborenen passieren mochte. Jetzt fürchte ich, haben sie sich anscheinend les colons vorgenommen. Ein paar ziemlich grausame Storys kommen raus. Nichts, was wir in die Zeitung setzen können.« Er hielt inne. »Vergewaltigung ist nur die eine Hälfte.«
    »Wie komme ich hin?«
    »Das ist unser erstes Problem. Ich habe mit Nicholls gesprochen, und der beste Weg ist über Rhodesien – oder Sambia, wie

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