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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Kelly; solche Frauen hatten eher nichts Interessantes zu sagen, da sie schon ihr Leben lang für ihr Aussehen bewundert worden waren. Er hoffte, den Platz neben Mrs Moncrieff zu bekommen. Dass sie ihn abschätzig betrachtet hatte, störte ihn nicht. Sie wäre eine Herausforderung.
    »Und Sie arbeiten für eine Zeitung, Mr O’Hare?« Die ältere Französin schaute zu ihm auf.
    »Ja. In England.« Ein Kellner tauchte mit einem Getränketablett neben ihm auf. »Haben Sie etwas Alkoholfreies? Mineralwasser vielleicht?« Der Mann nickte und verschwand.
    »Wie heißt sie?«, fragte sie.
    »Nation.«
    »Nation«, wiederholte sie, offensichtlich bestürzt. »Von der habe ich noch nichts gehört. Die Times ist mir geläufig. Das ist die beste Zeitung, nicht wahr?«
    »Das ist mir zu Ohren gekommen.« O Gott, dachte er. Bitte, lass das Essen gut sein.
    Ein letzter geringschätziger Blick.
    Das silberne Tablett tauchte mit einem großen Glas eisgekühltem Mineralwasser neben ihm auf. Anthony hielt den Blick von dem funkelnden Kir Royal abgewandt, den die anderen tranken. Stattdessen probierte er sein Schulfranzösisch an der Tochter des Bürgermeisters aus, die in perfektem Englisch mit charmantem französischen Akzent antwortete. Zu jung, dachte er, als er das Stirnrunzeln des Bürgermeisters bemerkte.
    Er war erleichtert, dass er schließlich den Platz neben Yvonne Moncrieff zugewiesen bekam, als sie sich setzten. Sie war höflich, unterhaltsam – und ihm gegenüber völlig immun. Verflucht seien die glücklich Verheirateten. Jennifer Stirling saß zu seiner Rechten und war mit dem Rücken zu ihm in eine Unterhaltung vertieft.
    »Verbringen Sie viel Zeit hier, Mr O’Hare?« Francis Moncrieff war ein hochgewachsener, dünner Mann, das körperliche Gegenstück zu seiner Frau.
    »Nein.«
    »Sie sind für gewöhnlich eher an die Stadt London gebunden?«
    »Nein. Über die berichte ich gar nicht.«
    »Sind Sie kein Wirtschaftsjournalist?«
    »Ich bin Auslandskorrespondent. Ich berichte über … Unruhen im Ausland.«
    »Die Larry wiederum verursacht.« Moncrieff lachte. »Worüber schreiben Sie denn so?«
    »Oh, Krieg, Hungersnöte, Krankheit. Zeug, das aufmuntert.«
    »Ich glaube nicht, dass daran etwas Aufmunterndes ist.« Die ältliche Französin nippte an ihrem Wein.
    »Letztes Jahr habe ich über die Krise im Kongo berichtet.«
    »Lumumba ist ein Unruhestifter«, schaltete Stirling sich ein, »und die Belgier sind feige Narren, wenn sie glauben, das Land könne ohne sie alles, außer untergehen.«
    »Sie glauben also, man kann den Afrikanern nicht zutrauen, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln?«
    »Lumumba war vor Kurzem noch ein barfüßiger Dschungelpostbote. Im ganzen Kongo gibt es keinen Farbigen mit Berufsausbildung.« Er zündete sich eine Zigarre an und blies eine Rauchwolke aus. »Wie sollen sie denn die Banken führen, wenn die Belgier fort sind, oder die Krankenhäuser? Das Land wird zu einem Kriegsgebiet. Meine Minen liegen an der Grenze zwischen Rhodesien und Kongo, und ich musste bereits zusätzliche Sicherheitskräfte einstellen. Aus Rhodesien – den Kongolesen kann man nicht mehr trauen.«
    Kurzes Schweigen trat ein. In Anthonys Kiefer begann hartnäckig ein Muskel zu zucken.
    Stirling schnippte die Asche von seiner Zigarre. »Und, Mr O’Hare, wo waren Sie denn im Kongo?«
    »Hauptsächlich in Léopoldville. Brazzaville.«
    »Dann wissen Sie ja, dass die kongolesische Armee nicht zu beherrschen ist.«
    »Ich weiß, dass Unabhängigkeit für jedes Land eine Zeit der Prüfung ist. Und ich weiß, wäre Generalleutnant Janssens diplomatischer gewesen, wären viele Menschenleben gerettet worden.«
    Stirling starrte ihn über den Zigarrenrauch hinweg an. Anthony spürte, dass er neu bewertet wurde. »Also haben Sie sich auch in den Kult um Lumumba hineinziehen lassen. Noch so ein naiver Liberaler?« Sein Lächeln war eiskalt.
    »Schwer zu glauben, dass die Bedingungen für viele Afrikaner noch schlimmer werden könnten.«
    »Dann sind wir geteilter Meinung«, entgegnete Stirling. »Ich glaube, dass es Menschen gibt, für die Freiheit ein gefährliches Geschenk sein kann.«
    Schweigen legte sich über den Raum. In der Ferne heulte ein Motorrad den Berg herauf. Madame Lafayette hob nervös die Hand, um ihre Frisur zu glätten.
    »Nun, ich kann nicht sagen, dass ich etwas darüber weiß«, stellte Jennifer Stirling fest und breitete sorgfältig eine Serviette über ihren Schoß.
    »Zu niederschmetternd«,

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