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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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verabschiedete sich reihum mit Handschlag auf der großen Veranda, auf die sie sich zu Kaffee und Cognac zurückgezogen hatten. »Ich werde Ihren Artikel mit Interesse lesen, Monsieur O’Hare. War mir ein Vergnügen.«
    »Ganz meinerseits. Glauben Sie mir«, Anthony schwankte, als er aufstand, »noch nie hat mich Kommunalpolitik mehr interessiert.« Inzwischen war er betrunken. Die Worte entschlüpften ihm, bevor ihm klar war, was er sagen wollte, und er blinzelte, wohl wissend, dass er keine Kontrolle darüber hatte, wie sie aufgenommen wurden. Er hatte fast keine Ahnung, worüber er in der letzten Stunde gesprochen hatte. Der Bürgermeister schaute Anthony einen Moment lang direkt in die Augen. Dann ließ er seine Hand los und wandte sich ab.
    »Papa, ich bleibe noch hier, wenn es dir recht ist. Ich bin mir sicher, einer dieser freundlichen Herren wird mich bald nach Hause bringen.« Mariette schaute Anthony vielsagend an, der übertrieben nickte.
    »Womöglich brauche ich Ihre Hilfe, Mademoiselle. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo ich bin«, sagte er.
    Jennifer Stirling küsste die Lafayettes. »Ich werde dafür sorgen, dass sie unversehrt nach Hause kommt. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.« Sie sagte etwas in Französisch, das er nicht verstand.
    Der Abend war kühl geworden, was Anthony jedoch kaum spürte. Er vernahm die Wellen, die weit unten ans Ufer schlugen, das Klirren von Gläsern, schnappte Bruchstücke des Gesprächs zwischen Moncrieff und Stirling über Börsen und Investitionsmöglichkeiten im Ausland auf, schenkte dem aber nur wenig Beachtung, während er den ausgezeichneten Cognac trank, den ihm jemand in die Hand gedrückt hatte. Er war daran gewöhnt, in einem fremden Land allein zu sein, fühlte sich in seiner eigenen Gesellschaft wohl, doch an diesem Abend war er aus der Bahn geworfen, gereizt.
    Er warf einen Blick auf die drei Frauen, die beiden Brünetten und die Blonde. Jennifer Stirling streckte eine Hand aus, vielleicht um ein neues Schmuckstück zu präsentieren. Die anderen beiden murmelten, ihr Gelächter platzte in die Unterhaltung. Mariette schaute immer wieder zu ihm herüber und lächelte. Verschwörerisch? Siebzehn, warnte er sich. Zu jung.
    Er hörte Grillen, das Gelächter der Frauen, Jazzmusik aus dem Haus. Er schloss die Augen, schlug sie wieder auf und schaute auf seine Armbanduhr. Irgendwie war eine Stunde vergangen. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass er vielleicht eingenickt war. Wie auch immer, es war an der Zeit, zu gehen. »Ich glaube«, sagte er zu den Männern, während er sich aus seinem Sessel hievte, »ich sollte lieber wieder zurück in mein Hotel.«
    Laurence Stirling erhob sich. Er rauchte eine riesengroße Zigarre. »Ich werde meinen Fahrer rufen.« Er drehte sich zum Haus um.
    »Nein, nein«, protestierte Anthony. »Die frische Luft wird mir guttun. Vielen Dank für einen … einen sehr interessanten Abend.«
    »Rufen Sie morgen mein Büro an, wenn Sie weitere Informationen brauchen. Ich werde bis Mittag dort sein. Dann fliege ich nach Afrika. Falls Sie nicht gern mitkommen und die Minenarbeiter vor Ort sehen wollen? Wir können einen erfahrenen Afrikakenner immer gebrauchen …«
    »Ein anderes Mal«, erwiderte Anthony.
    Stirling schüttelte ihm die Hand, ein kurzer, fester Händedruck. Moncrieff schloss sich ihm an und tippte sich dann in stummem Salut mit einem Finger an die Stirn.
    Anthony wandte sich ab und ging zum Gartentor. Der Pfad war von kleinen Laternen in den Blumenbeeten erleuchtet. In der Ferne sah er die Lichter von Schiffen im schwarzen Nichts des Meeres. Die Brise von der Veranda wehte gedämpfte Stimmen zu ihm.
    »Interessanter Typ«, sagte Moncrieff gerade in einem Ton, der nahelegte, dass er das Gegenteil meinte.
    »Besser als ein selbstzufriedener Lackaffe«, murmelte Anthony vor sich hin.
    »Mr O’Hare? Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mitkomme?«
    Unsicher drehte er sich um. Mariette stand hinter ihm, eine kleine Handtasche an sich gedrückt, einen Pullover um die Schultern gelegt. »Ich kenne den Weg in die Stadt – wir können einen Bergpfad nehmen. Ich vermute, allein werden Sie sich verlaufen.«
    Er stolperte auf dem sandigen Weg. Das Mädchen hakte sich mit ihrem schlanken braunen Arm bei ihm unter. »Zum Glück scheint der Mond. Wenigstens werden wir unsere Füße sehen«, sagte sie.
    Sie gingen ein Stück schweigend nebeneinander her; Anthony vernahm das Schlurfen seiner Schuhe über den Boden, hin und wieder

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