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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Himmels willen.«
    »Du warst«, korrigierte Don ihn. »Wir können dich nicht wieder rausschicken, Anthony, das weißt du doch, und ich brauche jemanden, der einen guten Job macht. Du kannst hier nicht einfach rumsitzen und Unordnung verbreiten.«
    Anthony ließ sich in den Sessel auf der anderen Seite des Schreibtisches fallen und holte eine Zigarette hervor.
    Hinter dem Nachrichtenredakteur, der gerade durch die Glaswand seines Büros zu sehen war, riss Phipps, der junge Reporter, drei Seiten aus seiner Schreibmaschine und spannte sie mit zwei Seiten Kohlepapier dazwischen wieder ein.
    »Du hast das Zeug schon gemacht, das habe ich selbst gesehen. Du kannst deinen ganzen Charme spielen lassen.«
    »Also nicht einmal ein Profil. Eine Lobeshymne. Werbung durch Verherrlichung.«
    »Er hat seinen Firmensitz teilweise im Kongo. Du kennst dich mit dem Land aus.«
    »Ich kenne die Sorte Männer, denen Minen im Kongo gehören.«
    Don streckte die Hand nach einer Zigarette aus. Anthony reichte ihm eine und gab ihm Feuer. »Nicht alles ist schlecht.«
    »Nein?«
    »Du darfst den Typen in seiner Sommerresidenz in Südfrankreich interviewen. An der Riviera. Ein paar Tage in der Sonne, den einen oder anderen Hummer auf Spesen, vielleicht einen kurzen Blick auf Brigitte Bardot … Du solltest mir dankbar sein.«
    »Schick Peterson. Der liebt den Kram.«
    »Peterson berichtet über den Kindermörder von Norwich.«
    »Murfett. Der ist ein Schleimer.«
    »Murfett ist unterwegs nach Ghana, um über die Unruhen in Ashanti zu berichten.«
    »Der?« Anthony konnte es nicht fassen. »Er war nicht einmal fähig, über zwei Schuljungen zu berichten, die sich in einer Telefonzelle verprügelt haben. Wie zum Teufel soll er Ghana schaffen?« Er senkte die Stimme. »Schick mich zurück, Don.«
    »Nein.«
    »Wenn ich halb wahnsinnig wäre, ein Alkoholiker, und in einer verdammten Anstalt steckte, würde ich immer noch einen besseren Job machen als Murfett, und das weißt du.«
    »Dein Problem ist, dass du nicht weißt, wann es reicht, O’Hare.« Don beugte sich vor und senkte die Stimme. »Hör zu – stell einfach deine Nörgelei ein und hör mir zu. Als du aus Afrika zurückkamst, gab es in der Chefetage viel Gerede« – er deutete auf die Büroräume des Herausgebers – »ob man dich entlassen sollte. Das ganze Vorkommnis … Die haben sich Sorgen um dich gemacht, Mann. Jedenfalls hast du dir weiß Gott viele Freunde hier gemacht, darunter ein paar ziemlich wichtige. Die haben alles, was du durchgemacht hast, in Erwägung gezogen und dich weiter beschäftigt. Sogar als du da warst …« – er zeigte verlegen hinter sich – »… du weißt schon wo.«
    Anthony verzog keine Miene.
    »Wie auch immer. Man will nicht, dass du etwas machst, bei dem du zu sehr … unter Druck stehst. Also reiß dich zusammen, fahr rüber nach Frankreich und sei dankbar, dass du so einen Job bekommen hast, der hin und wieder ein Dinner in den Ausläufern des verdammten Monte Carlo beinhaltet. Wer weiß? Vielleicht erbeutest du ja ein Filmsternchen, solange du dort bist.«
    Langes Schweigen folgte.
    Als Anthony sich nicht entsprechend beeindruckt zeigte, drückte Don seine Zigarette aus. »Du willst es wirklich nicht machen.«
    »Nein, Don. Das weißt du genau. Wenn ich mit dem Kram anfange, ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zu den Ressorts Geburten, Eheschließungen und Todesfälle.«
    »Herrgott. Du bist ein Dickschädel, O’Hare.« Er griff nach einem getippten Zettel, den er von einer Eisenspitze auf seinem Schreibtisch riss. »Na schön, dann nimm das hier. Vivien Leigh begibt sich über den Atlantik. Sie wird vor dem Theater campen, in dem Olivier auftritt. Offensichtlich will er nicht mit ihr sprechen, und sie erzählt den Klatschkolumnisten, dass sie nicht weiß, warum. Wie wäre es, wenn du versuchst herauszufinden, ob sie sich scheiden lassen? Vielleicht gelingt dir ja eine hübsche Beschreibung ihrer Kleidung.«
    Wieder trat eine längere Pause ein. Draußen vor dem Raum riss Phipps wieder drei Seiten heraus, schlug sich an die Stirn und formte mit den Lippen Kraftausdrücke.
    Anthony drückte seine Zigarette aus und warf seinem Chef einen düsteren Blick zu. »Ich gehe und packe«, sagte er.
    Stinkreiche hatten etwas an sich, dachte Anthony, als er sich für das Dinner umzog, was ihn immer verleitete, gegen sie zu sticheln. Vielleicht war es die eingebaute Sicherheit von Männern, denen nur selten widersprochen wurde; die Großspurigkeit der

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