Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
Er war schon immer ein kalter Hund, und es hat mich überrascht, das Blut zu sehen. Man könnte glauben, dass er Eiswasser blutet.«
»So ist er gar nicht.« Sie konnte dieses Argument ohne Probleme widerlegen. An Michael war nichts Kaltes. Er war eher wie ein großes Feuer, das leicht rauchig schmeckte. Da war ein Flackern in ihm, an dem sich jeder versengte, der sich ihm näherte.
Er tat immer, was notwendig war. Michael war so funkelnd wie ein geschliffener Diamant, doch er war ebenso hart. Die Facetten waren außerdem sehr zahlreich.
»Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte er nicht über Nacht bleiben.« Lawrence hob die entstellte Augenbraue.
»Woher weißt du, dass ich ihn gefragt habe?«
»Da ist diese ganz besondere Enttäuschung in Eurem Blick, Mylady. Außerdem fragst du ihn jedes Mal, ob er bleibt.«
»Du bist anmaßend.«
»Und Ihr, Mylady, lasst Euch in die Irre führen, sobald es um den Marquess geht«, erwiderte er leise.
»Das geht dich nichts an.« Sie versuchte, hochmütig und aufgebracht zu klingen, aber es misslang.
Streng genommen, reagierte sie nur bei Lawrence so, wenn er mit ihr über Michael reden wollte. Im Laufe des Kriegs, nach ihrer Ankunft in England und während ihrer Zeit als Verbündete hatte sie sich irgendwie in etwas verstrickt, dem sie nicht mehr entkam.
»Ach, tatsächlich?« Er schien von ihrer knappen, widerwilligen Antwort unberührt zu sein.
Sie lachte auf, obwohl ihr nicht nach Lachen zumute war. »Falls es dir entgangen ist: Der Mann ist hier mit einer Wunde aufgetaucht. Verliebte Bettspiele standen nicht ganz weit oben auf seiner Liste.«
»Es ist mir nicht entgangen. Wer hat denn das ganze Blut aufgewischt? Wer gab ihm ein sauberes Hemd? Wer hat ihn bis in die Nähe seines Stadthauses gefahren, damit er zu dieser unchristlichen Stunde diskret hineinschleichen konnte?«
»Deine Effizienz habe ich immer sehr geschätzt.« Das stimmte. Lawrence erfüllte in ihrem Haushalt viele Aufgaben, und so manche außerdem in ihrem Leben. Sei es, dass er die Kutsche fuhr, den Lakaien spielte und Gästen Claret servierte oder manche nicht ganz so gewöhnliche Tätigkeiten verrichtete, er war doch stets diskret und sehr kompetent.
»Soll ich jetzt sagen, welche Bezahlung ich mir wünsche?« Lawrence stieß sich mit einer eleganten Bewegung vom Türrahmen ab. Sie fühlte sich an einen schleichenden Panther erinnert, als er durch das Zimmer schritt – langsam, betont und mit einem ganz bestimmten Ziel.
Er hatte sich angekleidet, um Longhaven nach Hause zu fahren, hatte jedoch den Morgenmantel wieder angelegt, ehe er zu ihr gekommen war. Er stand leicht offen, sodass sie seine muskulöse Brust sehen konnte. In seinen Augen blitzte etwas Verführerisches. In diesem Raum mit der weiblich geprägten Einrichtung wirkte er immer etwas fehl am Platz. Zu schroff verglichen mit den seidenen Bettvorhängen und den wertvollen Perserteppichen und der Blumenvase neben ihrem Bett. Seine Männlichkeit war irgendwie damit nicht vereinbar.
Antonia spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Wenn er dieses besondere Glitzern in den Augen hatte, war es schwierig, ihm zu widerstehen. Außerdem wusste sie nicht einmal, ob sie ihm überhaupt widerstehen wollte. Trotzdem erwiderte sie: »Es ist schon spät. Ich bin müde.«
»Du kannst danach schlafen.« Dann fügte er korrigierend hinzu: »Danach wirst du besser schlafen.«
Sie sollte ihn zurückweisen.
Und allzu oft tat sie das auch.
»Du schläfst danach immer gut«, erinnerte er sie. Seine heisere Stimme verriet ihr, wie sehr es ihn nach ihr verlangte.
Das stimmte, aber sie wachte normalerweise mit einem schlechten Gewissen auf. Sie benutzte ihn, um diese flüchtige Leidenschaft zu erleben, weil sie von starken Armen gehalten werden wollte und er in ihr ein Gewissen weckte, von dem sie nicht sicher war, ob sie es noch besaß. Trotzdem versuchte sie, sich ihm zu widersetzen. »Es ist dir gegenüber nicht fair.«
Lawrence streckte die Hand nach ihr aus und riss sie auf die Füße. Die Bewegung war nicht unbedingt grob, aber verlangend. Die Hitze seines Körpers wärmte sie, und sie spürte die harte Länge seiner Lust, die sich an sie drückte.
Sein heißer Mund streifte ihr Ohr. »Ich kann auf mich selbst aufpassen, Antonia. Komm, lass mich dich liebkosen.«
Und sie gab nach.
Vielleicht war es nicht allzu überraschend, dass sie nicht schlafen konnte. Ärgerlich war es nichtsdestotrotz.
Julianne Sutton trat ans Fenster
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