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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Jahre, die Michael in Spanien verbracht hatte, machte sie zu Fremden. Sie war erst dreizehn gewesen, als er England verlassen hatte, weshalb sie ihn kaum kannte. Aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hatte der neue Lord Longhaven einer Verlobung zugestimmt, sobald die Trauerzeit vorüber war.
    Sie war von allen anderen überstimmt worden.
    Harrys Tod war inzwischen über ein Jahr her, und Michael war seit einiger Zeit zurück in England. Aber sie kannte ihn trotzdem kaum besser als vor seiner Rückkehr. Er war höflich, aber distanziert, charmant und zugleich rätselhaft.
    »Ja, es war eine Schande«, bekräftigte sie mit tief empfundener Trauer. Sie dachte an den freundlichen Mann, in dem sie immer ihren zukünftigen Ehemann gesehen hatte. Die beiden Brüder sahen sich sehr ähnlich. Sie waren schlank, hatten kastanienbraunes Haar und lebhafte, haselnussbraune Augen. Ihre edlen Züge wiesen die familientypische Attraktivität der Hepburns auf. Aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Harry und sein jüngerer Brüder waren sich überhaupt nicht ähnlich.
    Sie war keine Expertin, wenn es um Männer ging, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Michael Hepburn … kompliziert war. »Ich vermisse Harry. Er hat immer gelacht.«
    Malcolm war zwar etwas angetrunken, und es war schon spät – oder früh, je nachdem, wie man es sehen wollte. Aber die Leere in ihrer Stimme entging ihm nicht. »Manchmal nimmt das Leben eben überraschende Wendungen, Jule. Und wir sind machtlos. Vielleicht sollte es so sein, dass du und der neue Marquess heiratet. Ich fand Harry immer ein bisschen zu zahm für dich. Michael ist da ganz anders, vermute ich. Es ist etwas schwierig zu sagen, was er denkt.«
    Das deckte sich mit ihrer Einschätzung, falls sie seine zwingenden, kühlen Blicke richtig deutete.
    Erneut überfiel sie ein nervöses Zittern.

Kapitel 2
    »Das hätte genäht werden müssen.« Fitzhugh warf den blutverkrusteten Verband beiseite und blickte ihn streng an. »Ich finde, Ihr solltet einen Arzt aufsuchen, Sir, auch wenn er Ihnen vielleicht Fragen stellen wird. Das ist ein ziemlich übler Messerstich.«
    Michael erwiderte den strengen Blick mit einem Lächeln, obwohl die Wunde höllisch schmerzte, und nachdem Fitzhugh den Verband nicht gerade sanft abgenommen hatte, war ihm der kalte Schweiß ausgebrochen. »Ich habe kein Interesse an einem Arzt, der unter Umständen irgendjemandem enthüllt, dass er den Marquess of Longhaven wegen so einer Verletzung behandelt hat. Mich hat’s schon übler erwischt, und Sie haben schon Übleres gesehen. Hören Sie also mit dem Gejammer auf, und erledigen Sie Ihre Arbeit.«
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf, aber er gehorchte und reinigte die Wunde, ehe er ein Stück sauberes Leinen darauf presste und einen Verband anlegte. Er war ein untersetzter, wettergegerbter und vertrauenswürdiger Mann, der seine Rolle als Leibdiener mit ebenso viel Tatkraft ausübte, wie er einst seine Pflichten erfüllte, als die beiden gemeinsam unter Wellingtons Kommando gedient hatten. Einige Augenblicke später streifte Michael sein Hemd wieder über und betrachtete sich prüfend im Spiegel. Frisch rasiert und sauber gekleidet, sah er vollkommen normal aus, wenn man mal von den dezenten Schatten unter seinen Augen absah. Er hatte nicht besonders gut geschlafen. Teilweise lag es an der Wunde, teilweise aber auch an den Ereignissen, die zu ihr geführt hatten.
    Zwei Mordversuche, eine brisante Aufgabe, die er für seine Auftraggeber zu erfüllen versuchte, und jetzt noch diese Hochzeitsnacht mit den damit verbundenen Komplikationen.
    Kein Wunder, dass er in den letzten Stunden nur wenig Schlaf gefunden hatte.
    Sein ehemaliger Sergeant besaß die verblüffende Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen. »Was werdet Ihr ihr sagen, wenn ich fragen darf, Mylord?« Es fiel ihm schwer, Michael so förmlich anzureden. Fitzhugh war es aus Kriegszeiten noch gewohnt, ihn als Colonel anzusprechen, und gelegentlich entschlüpfte ihm dieses Wort aus purer Gewohnheit.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er band seine Krawatte und drehte sich um. »Ich dachte erst, ich könnte ihr erzählen, ich sei vom Pferd gefallen. Aber ich fürchte, selbst ein ungeübtes Auge wird den Unterschied erkennen und sehen, was es ist – nämlich ein Messerstich. Schließlich werde ich irgendwann den Verband ablegen, und spätestens dann würde die Narbe mich als Lügner entlarven. Ist wohl kaum ein vielversprechender Anfang für

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