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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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bis sie die düstere Gegend verließen und in einen etwas betuchteren – und sichereren – Teil von London gelangten. Die Adresse war teuer, äußerst diskret und direkt an der Grenze zu Mayfair gelegen. Zu seiner Erleichterung brannte in einem der Fenster im oberen Stockwerk noch Licht. Er verließ die Droschke, murmelte einen Dank und gab dem Kutscher deutlich mehr als den vereinbarten Preis. »Mich und den Vorfall haben Sie schleunigst vergessen, nehme ich an.«
    Etwas im Gesicht des kleinen Mannes verriet Michael, dass er wohl gerade darüber nachdachte, wie exzentrisch, aber nichtsdestotrotz profitabel das rätselhafte Verhalten der Aristokraten doch manchmal sein konnte. Er nickte nach kurzem Zögern und kletterte wieder auf den Kutschbock, schnalzte mit den Zügeln und ratterte davon. Das Geräusch der Holzräder auf Kopfsteinpflaster verklang.
    Ein junger Mann mit einem vernarbten Gesicht öffnete die Tür des eleganten Stadthauses. Trotz der späten Stunde war seine Miene ungerührt. Er trug einen Morgenmantel, und sein dunkles Haar war zerzaust. Sie waren fast gleich groß, und obwohl er stets ehrerbietig mit Michael sprach, lag etwas Prüfendes in seinem Blick, als er ihn ansah. »Mylord Marquess. Bitte, kommt herein.«
    Michael folgte ihm ins Innere des Hauses. »Es tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Bett gescheucht habe, Lawrence.«
    »Ich versichere Euch, Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen.«
    Wäre nicht das Blut gewesen, das auf den schwarz-weißen Marmorfußboden tropfte, hätte ein Beobachter ihr Gespräch durchaus als einen Austausch von Höflichkeiten verstehen können. Da sie aber miteinander arbeiteten, hatten sie nie Freunde werden können. »Ist Lady Taylor … beschäftigt?«
    »Sie war heute den ganzen Abend allein, Mylord.« Ein Hauch von Ironie schwang in seiner Stimme mit, und er beäugte Michaels aufgeschlitzten Mantel.
    »Sehr gut.« Wenigstens würde er sie nicht bei einem privaten Techtelmechtel stören. Antonia erwähnte ihm gegenüber selten, wie sie sich ihre freie Zeit vertrieb, und er fragte sie auch nie danach. Michael vermutete bloß, dass sie und Lawrence eine innigere Beziehung pflegten, als zwischen Diener und Herrin gemeinhin üblich war, aber das ging ihn schließlich nichts an. Sie waren Geschäftspartner, und Michael trennte Persönliches strikt von seinen beruflichen Pflichten. »Vielleicht könnten Sie ihr sagen, dass ich hier bin.«
    »Sie wird sich bestimmt freuen, Euch zu empfangen. Das tut sie immer.«
    Trotz der Wunde und den damit verbundenen katastrophalen Konsequenzen hob Michael amüsiert eine Augenbraue. Der junge Mann klang irgendwie unverschämt. Außerdem hatte Lawrence nicht mal mit der Wimper gezuckt, als er blutend mitten in der Nacht aufgetaucht war, und ebenso wenig hatte er Michael gefragt, wie er sich die Verletzung zugezogen hatte. Natürlich fragte er nicht. Er hatte in seinem Leben schon Schlimmeres gesehen, und er wusste, wie wichtig es in ihrem Geschäft war, den Mund zu halten. Trotzdem sprach diese versteckte Feindseligkeit Bände.
    Minuten später beugte sich Antonia über ihn. Sie trug ein Seidentuch um die Schultern, das ihren verlockenden Körper betonte. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst, als müsste sie einen grimmigen Tadel zurückhalten. Sie befanden sich in ihrem Schlafzimmer. Antonia hatte allerdings eine Decke auf den Fußboden geworfen, damit er ihren teuren Teppich nicht vollblutete. Blassgoldene Seidenvorhänge umrahmten ein Himmelbett, und die Fenster standen weit offen, damit die würzige Luft aus dem Garten hereinströmen konnte. Sie hatte den vergoldeten Stuhl vor ihrem Toilettentisch quer durchs Zimmer gezerrt und auf die Decke gestellt, ehe sie Michael geradezu auf den Stuhl geschubst hatte.
    »Ich glaube«, sagte sie, während sie das Hemd aus seiner Hose zog und sein leises Wimmern ignorierte, »ich hatte dich gewarnt.«
    »Meine Quelle sagte, er habe Informationen über Roget. Darum habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und dem Treffen zugestimmt. Außerdem wurde ich nicht dort angegriffen. Es ist auf dem Rückweg zur Droschke passiert. Das war nicht gerade die feinste Gegend von London.«
    »Und das überrascht dich? Die feinen Leute sind gewöhnlich nicht diejenigen, die aus erster Hand Informationen über Mörder und Verräter haben.«
    »Das stimmt.«
    »Und diese Informationen … Erzähl mal. War sie es wert, dein Blut deswegen zu vergießen?« Ihre Stimme klang beinahe tödlich

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