Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
hör auf, so misstrauisch zu sein.«
Er blieb misstrauisch, sie konnte es in seinem Blick erkennen. »Fitzhugh passt auf sie auf.«
»Eine Frau wäre vermutlich viel besser dafür geeignet«, wandte sie ein.
Zu ihrer Überraschung zögerte er und gab dann zu: »Du hast natürlich recht. Aber ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann, und ich habe wohl einfach gedacht, du wärst an der Aufgabe nicht interessiert.«
»Weil ich eifersüchtig bin?«, fragte sie vorsichtig. »Hm. Wenn ich eine andere Frau wäre, vielleicht. Natürlich bin ich eifersüchtig, aber vergiss nicht, dass ich Roget noch viel lieber tot sehen möchte als du. Ich will ihm das Herz aus der Brust schneiden, will es in meinen Händen halten, während es noch schlägt und er vor mir steht. Zu diesem Zweck bin ich gerne bereit, auf deine Braut zu achten, falls einer seiner Männer hinter ihr her ist. Vertrau mir, wenn ich einen dieser Attentäter erwische, wird er reden, weil er sonst seine Männlichkeit verliert. Und zwar ganz langsam«, fügte sie hinzu.
Ein entsetzter Ausdruck huschte über Michaels Gesicht. Er lachte erstickt auf. »Du bist wie immer sehr erbittert, Señora . Ich hoffe, wir werden stets auf derselben Seite kämpfen.«
»Dann darf ich auf sie aufpassen?« Antonia versuchte, nicht ihren unnatürlichen Wunsch zu hinterfragen, warum sie diese junge Frau, die das hatte, was sie selbst nicht bekam, besser kennenlernen wollte.
Aber gehörte Michael ihr überhaupt?
Sie trug nur seinen Namen. Sie war ihm verpflichtet und gehorchte ihm.
In Wahrheit glaubte Antonia, keine von ihnen würde Michael je besitzen. Vielleicht waren sie daher eher Schwestern und keine Gegnerinnen.
»Wenn du diese Pflicht auf dich nehmen willst. Ich wäre dir dankbar.« Michaels Miene war undurchdringlich.
Antonia trat auf ihn zu und fragte heiser: »Wie dankbar wärst du denn?«
»Es ist wohl besser, wenn ich wieder hineingehe«, erwiderte er. Seine Stimme klang trotz ihrer Andeutung kühl. »Halt mich auf dem Laufenden.«
Mit gemischten Gefühlen sah Antonia zu, wie er wieder in den Ballsaal verschwand. Irgendwie hatte sie gewonnen, weil es ihr nun freistand, mit Michaels Erlaubnis die Freundschaft der Marchioness zu suchen.
Sie hatte aber auch verloren, denn er ging einfach fort.
Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass er immer irgendwann fortging.
Kapitel 10
Die Kutsche ratterte die Straße entlang. Verstohlen beobachtete Julianne den Mann, der ihr gegenüber saß, und versuchte, ihn zu ergründen, ähnlich wie die Aussage eines Bildes in einem Museum.
Wie würde man dieses Gemälde wohl nennen? Studie eines rätselhaften Mannes?
In vielerlei Hinsicht bestimmt ein passender Vergleich. Seine Miene war jedenfalls genauso reglos wie eine Farbschicht auf Leinwand. Michael saß einfach da und schien tief in seine Gedanken versunken. Er hatte das Gesicht abgewandt, weshalb sie sein klares Profil sah. Sein schlanker Körper war scheinbar entspannt, die Beine hatte er ausgestreckt und die Knöchel überkreuzt.
Aber es war ein Trugschluss. Nichts an ihm war auch nur im Geringsten entspannt. Ob er wollte oder nicht – und sie hatte den Eindruck, er wünschte es nicht –, sie erfuhr doch einiges über ihren attraktiven Ehemann. Ein Detail war zum Beispiel, dass er umso mehr in eine Situation verstrickt war, je unbeteiligter er sich gab.
Und in diesem Augenblick wirkte er sehr, sehr distanziert.
Lady Taylor war daran schuld. Egal, wie sehr Michael sich auch bemühte, seine Miene unter Kontrolle zu behalten, war dies Antonia Taylor nicht gelungen. Beim Ball hatte die Frau ihn auf diese ganz bestimmte Weise angeblickt, die keinen Zweifel an der Natur ihrer Gefühle ließ.
Und Julianne hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Oder ob sie überhaupt das Recht hatte, etwas dagegen zu sagen? Männern seines Standes war es im Großen und Ganzen erlaubt, zu tun was sie wollten. Zwar hatte Michael den Eindruck vermitteln wollen, dass ihn mit der hübschen Spanierin nicht mehr als eine flüchtige Bekanntschaft verband. Aber offensichtlich steckte mehr dahinter, als er zuzugeben bereit war.
Wie viel tatsächlich dahintersteckte, war die große Frage.
War sie eifersüchtig? Julianne wusste es nicht so genau. Ihre Ehe gründete sich auf das Diktat beider Eltern. Sie hatten sich nicht bewusst füreinander entschlossen, und für sie war es ohnehin unmöglich, die Leidenschaft der Nächte von ihren wachsenden Gefühlen zu trennen. Im körperlichen Sinne
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