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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ausgegangen war. Da der penible Fitzhugh die Sachen seines Herrn niemals herumliegen lassen würde, schien es sehr wahrscheinlich zu sein, dass auch er unterwegs war.
    Michael hatte ihr gegenüber mit keinem Wort seine Pläne für die Nacht verlauten lassen. Er musste sich ihr selbstverständlich nicht erklären, aber trotzdem fand sie es merkwürdig, weil er ihr gegenüber nichts davon erwähnt hatte.
    Wenn sie vorhin schon beunruhigt gewesen war, dann wuchs diese Unruhe jetzt. Julianne durchquerte den Raum und hob den dunklen Mantel auf, den Michael an diesem Abend getragen hatte. Sein würziger und männlicher Duft haftete noch im Stoff. Schuldbewusst schaute sie sich um, ehe sie die Hand in seine Manteltasche steckte. Nichts. Nicht mal ein Tabakbeutel oder eine Schnupftabakdose oder ein paar Münzen. Da sie bereits das Undenkbare getan und die eine Tasche durchsucht hatte, schaute sie jetzt auch in den anderen nach – mit demselben Ergebnis. Sogar sein Taschentuch, das im Jackett steckte, war makellos und unbenutzt.
    Konnte es überhaupt schwieriger sein, aus einem Mann schlau zu werden? , fragte sie sich mit wachsender Verärgerung. Sie wusste nicht mal, welche schlechten Angewohnheiten er pflegte. Wenn er an den Fingernägeln knabberte oder ständig mit den Fingern trommelte, wenn ihn etwas langweilte, wenn er zu viel Wein trank – nun, dann war ihr bisher nichts dergleichen aufgefallen. Julianne sank im Nachthemd auf sein Bett, das Jackett noch immer in den Händen. Sie starrte in die kalte Feuerstelle. Was sie brauchte, waren einfach mehr Informationen.
    Und am besten gleich noch einen Plan.
    Michael war zu sehr auf der Hut. Von ihm würde sie niemals irgendetwas erfahren, weil er ihr nichts über sich selbst zu enthüllen gedachte. Es tat weh, sich diese Wahrheit eingestehen zu müssen, aber sie musste letztlich zu diesem Schluss kommen. Er hatte selbst gesagt, er sei eher ein Mann, der zurückgezogen lebte. Aber ihr stellte sich doch vor allem eine Frage: War dieses Verhalten ein Charakterzug oder tat er es mit Absicht?
    Sie wusste es nicht.
    Wenn Ersteres zutraf, brachte sie das in eine unglückliche Situation: Sie war mit einem Mann verheiratet, der sich für den Rest ihres gemeinsamen Lebens von ihr fernhielt. Stimmte Letzteres, musste sie herausfinden, warum er diese Verteidigungslinien errichtet hatte.
    Generäle gewannen ihre Schlachten mithilfe großer Armeen, doch konnten sie nicht auf eine gute Strategie verzichten. Wenn man die größere Streitmacht hatte, bedeutete dies nicht zwangsläufig den Sieg. Eine Frau konnte doch bestimmt die Abwehrhaltung ihres Mannes zum Einsturz bringen, wenn sie sich ihm auf die richtige Art näherte?
    Erschöpfung und Frustration ließen sie für einen Moment nach hinten sinken, sie kuschelte sich in die weichen Kissen und drückte das Samtjackett ihres Mannes fest an die Brust. Die Frage, wie sie diese ärgerliche Situation handhaben sollte, ließ sie völlig ratlos zurück. Sie versuchte daher, ganz rational die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen.
    Auf der positiven Seite stand wohl seine übertriebene Höflichkeit. Er war ein aufmerksamer Liebhaber und auf jeden Fall sehr großzügig, wenn es um das Nadelgeld ging, das er ihr zur Verfügung stellte.
    Auf der negativen Seite standen seine Distanziertheit, seine Geheimnistuerei sowie – wenn sie die Situation richtig einschätzte – der Umstand, dass er in diesem Moment im Bett der exotischen und unberechenbaren Lady Taylor lag. Sie hatte gesehen, wie er den Ballsaal nach dem Walzer verließ, und nach seiner Rückkehr kam auch Lady Taylor kurze Zeit später zurück von der Terrasse. Sie hatten sich draußen im Garten getroffen. Daran bestand für sie kein Zweifel.
    Und wo ist er jetzt? Etwa bei ihr?
    Zu ihrem Leidwesen brannten heiße Tränen in ihren Augen. Das überraschte sie. Es war sicher angebracht, ihm zu grollen, weil er eine Mätresse hatte. Doch deshalb in Tränen auszubrechen, schien ihr unpassend.
    Der Gedanke, sie könnte mehr für ihn empfinden, verwirrte sie. Schließlich liebte sie ihn nicht.
    Oder?
    Nur in den Stunden, wenn er sie in seinen Armen hielt und sie von ihm zärtlich geküsst und verführt wurde, hatte Julianne das Gefühl, in ihrer Ehe sei etwas wirklich greifbar. Wenn es nur eine Pflichterfüllung, ein Akt war, so verstand er, diesen Akt auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Der Mann hinter dieser Maske jedoch war wie ein flüchtiger Geist, weshalb es vollkommen verrückt wäre,

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