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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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saß, ging er in die Knie und blickte ihr in die Augen.
    Irgendetwas hatte sie trotz ihres Zustandes in dieser braunen Tiefe gesehen. Da waren diese Intensität, diese Entschlossenheit und dieses Mitgefühl, das von einer heftigen Wut befeuert wurde.
    Dann streckte er die Hand aus und berührte sanft ihre Wange, und sie wusste – wusste –, dass er ihretwegen so wütend war.
    Irgendetwas entzündete er mit diesem Blick in ihr und weckte sie aus der kalten Apathie. In den kommenden Tagen hatte er sie zum Essen und schließlich zum Reden gezwungen, und nachts, wenn sie im Schlaf schrie, hatte er ihren zitternden Körper festgehalten. Niemals, nicht ein einziges Mal bot er ihr irgendwelchen Trost. Er versprach ihr nicht, alles werde gut. Michael war eben kein Mann, der sie mit nutzlosem Mitleid einhüllte. Er wusste, dass ihr Leben sich von Grund auf verändert hatte, und er war nun mal ein extrem pragmatischer Mann. Sie hatte kein Geld, keine Familie und kein Zuhause mehr. Sie hatte nichts .
    Aber dann, als sich der Hass in ihr regte, bot er ihr etwas Wunderbares an. Wegen ihrer behüteten Kindheit wäre sie nie auf die Idee gekommen, über Macht zu verfügen. Und erst recht nicht über diese besondere Gabe.
    Die Gabe zur Vergeltung.
    Dies hatte sie am Leben erhalten.
    »Darf ich wohl erfahren, was das vorhin sollte?«
    Die Stimme ließ sie herumfahren. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. Michael . Wie lange stand sie nun schon da und dachte an die Vergangenheit – ihre gemeinsame Vergangenheit? Nun, es war nicht allzu viel Zeit vergangen, seit er mit seiner Gattin davongerauscht war. Zuckersüß erwiderte sie: »Es ist mir wohl nicht erlaubt, die Bekanntschaft der Marchioness zu machen? Du hast uns doch schließlich einander vorgestellt.«
    Rasch blickte Michael sich nach allen Seiten um und erfasste den dunklen Garten in wenigen Sekunden. Die Augen huschten über die Schatten. Er war wachsam. »Du standest nun mal beim Empfang in der Reihe der Gratulanten. Hatte ich denn eine andere Wahl?«
    »Ich dachte, du tanzt mit ihr.« Antonia lehnte sich leicht zurück und spürte den kühlen Stein in ihrem Rücken. »Es war wirklich rührend zu sehen, wie außerordentlich besorgt du um deine Frau bist.«
    Er war offenbar zu dem Schluss gekommen, ihnen drohe hier draußen keine Gefahr, denn jetzt heftete er seinen Blick auf ihr Gesicht. »Der Walzer war zu Ende, und jetzt tanzt sie mit Lord Pearson. Bitte beantworte meine Frage, Antonia.«
    »Ich wollte nur höflich sein.«
    »Ach, tatsächlich?« Der maßgeschneiderte Abendanzug stand ihm außerordentlich gut. Er klang skeptisch. »Bitte vergiss nicht, wie gut ich dich kenne. Das ist für deine Verhältnisse nicht mal eine annähernd überzeugende Lüge. Du kannst das besser.«
    »Mag sein, ich habe von den Besten gelernt.« Antonias Lächeln wurde spröde. »Aber sag mir, wie oft hast du ihr irgendwelche Unwahrheiten aufgetischt? Einfacher wäre es vermutlich zu beantworten, wie oft du ihr die Wahrheit sagst.«
    Ein erstaunlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. Etwa Enttäuschung? Bedauern? Nein, derlei war bei Michael unvorstellbar. Er konnte sich Bedauern nicht leisten. »Wie ich mit meiner Frau umzugehen pflege, geht dich nichts an. Angesichts der Umstände halte ich es für angebracht, wenn du dich von ihr fernhältst.«
    »Die Umstände? Meinst du damit zum Beispiel, dass ich für dich arbeite, weil wir früher miteinander ins Bett gegangen sind?« Mit Absicht stachelte sie ihn auf. »Beide Vorstellungen würden Fräulein Unschuldig wohl gewaltig schockieren, nehme ich an.«
    Es war nie klug, sich gegen Michael zu wenden.
    Er blickte kurz beiseite. Sein Profil wirkte ernst und unnahbar, und als er sich ihr wieder zuwandte, war der Zug um seinen Mund unerbittlich. »Ich beneide sie um ihre Unschuld, und ich bin sicher, dir geht es genauso. Ich würde dir deine Unschuld zurückgeben, wenn ich es nur könnte, doch liegt das nicht in meiner Hand. Sie wurde dir entrissen, bevor wir uns begegneten.«
    Michael verfügte über diese verstörende Fähigkeit, ihr Gewissen zu rühren. Selbst wenn sie überzeugt war, keines mehr zu haben, zerrte er es aus seiner Höhle und weckte es unsanft. Antonia ließ ihren Fächer aufschnappen und schloss ihn sogleich wieder, ehe sie ergeben seufzte. »Ich passe nur auf sie auf. Ich will ihr nichts tun. Falls ich ihr die Illusionen über deine schändliche Vergangenheit rauben wollte, hätte ich das längst tun können. Also

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