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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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könnte ich eine Freundin brauchen.«
    Wenn sie es so formulierte, wäre es ungehobelt, ihr die Freundschaft zu verwehren. Aber Julianne war noch immer etwas skeptisch, welches Motiv die andere Frau antrieb. »Natürlich«, murmelte sie.
    »Miguel hat mir das Leben gerettet.« Sie sagte es ganz leise, sodass die Worte fast im allgemeinen Geplauder untergingen. Dunkle Augen blickten Julianne direkt an. »Die genauen Umstände sind … nicht so wichtig. Aber das wird immer zwischen ihm und mir stehen. Ansonsten sind wir nur Freunde.«
    Das war erleichternd. Trotzdem wusste Julianne nicht, was sie darauf erwidern sollte. Michael hatte für diese schöne Frau den Ritter gespielt.
    Lady Taylor fuhr fort: »In dieser riesigen Stadt mit all den Gesellschaften und Bällen und diesem ach so guten Benehmen, das man an den Tag legen muss, könnt Ihr Euch kaum die Gräueltaten vorstellen, von denen mein Heimatland heimgesucht wurde. England und Spanien waren Verbündete, doch Eure Heimat wurde nicht überrannt und dem Erdboden gleichgemacht.« Sie wandte den Kopf ab, und einen Moment lang lag ein wilder Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Ich mache es Euch nicht zum Vorwurf, wenn Ihr das nicht versteht. Ich wünschte, ich verstünde es auch nicht.«
    Julianne konnte es sich tatsächlich nicht vorstellen, musste sie zugeben. Sie wusste nicht, wie es war, wenn eine Armee in ihr Land einmarschierte, wenn blutige Schlachten geschlagen wurden oder mutwillige Zerstörung ganze Landstriche verwüstete. Die englische Geschichte kannte viele Beispiele, wie schwache Könige ihre Machtstellung verteidigen mussten. Doch das war nicht zu ihren Lebzeiten passiert – zumindest nicht auf englischem Boden. Sie war belesen, aber sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. »Wenigstens ist es nun vorbei«, sagte sie und spürte doch, wie unpassend diese Bemerkung war. Wie konnte man nur die richtigen Worte finden, wenn eine Nation zunichtegemacht wurde, selbst wenn diese Nation später wieder auferstand?
    »Spanien, wie ich es kannte, gibt es nicht mehr. Lasst Euch nicht täuschen, Lady Longhaven. Es ist nicht vorbei.«
    Julianne starrte ihre neu gewonnene Freundin verdutzt an. Ihr Gespräch hatte sich sehr von dem allgemeinen Lachen und Flüstern der anderen Damen entfernt. »Aber Bonaparte ist im Exil.«
    »Ein Krieg wird an vielen Fronten geführt. In diesem Fall gibt es einen Verlierer. Aber der verfluchte Korse ist nur ein Mann. Er hat nicht im Alleingang die halbe Welt unterjocht. Nicht alle, die ihm halfen, haben für ihre herzlosen Verbrechen bezahlt.«
    Die Vehemenz, mit der Lady Taylor ihre Anklage vorbrachte, verfehlte ihre Wirkung auf Julianne nicht. Sie lehnte sich zurück. Die Worte der Lady erschütterten sie zutiefst. War Michael noch immer in diesen »Krieg« verwickelt? Er schien auf jeden Fall Verpflichtungen zu haben, die ihn fast ständig beschäftigten.
    Und wenn es so war: Warum hatte er ihr das nicht einfach erzählt?
    »Was genau tut mein Mann für die Krone?«, fragte sie so scharf, dass einige Köpfe zu ihnen herumfuhren.
    »Ich habe zu viel gesagt.« Antonia Taylor zog eine Grimasse. Selbst dieses undamenhafte Verhalten ließ sie anziehend und hübsch wirken. »Ignoriert mich einfach. Sobald ich über mein Heimatland spreche, werde ich ziemlich leidenschaftlich. Nun, wir sollten wohl lieber das Thema wechseln. Sagt, Lady Longhaven, was denkt Ihr über die kürzlich eröffnete Ausstellung mit italienischen Gemälden in der Nationalgalerie?«
    Charles Peyton schob mit dem Zeigefinger einen Bogen Papier über den Schreibtisch. Seine Miene war bedauernd, aber er entschuldigte sich nicht. »Ich habe sechs Namen und eventuell noch einen siebten, wenn man all die Faktoren in die Überlegung mit einbezieht. Nicht zuletzt habe ich deine Vermutung, bei Roget könne es sich um einen Engländer handeln, berücksichtigt.«
    Michael überflog die Liste. »Einer der Namen ist deiner«, bemerkte er trocken.
    »Wenn man deine Kriterien zugrunde legt … ja. Ich passe.« Charles lehnte sich hinter dem Tisch zurück und faltete die Hände. »Loyaler Diener der Krone, vertraut mit den meisten Geheimdienstprotokollen. Ich habe nicht mal Lord Liverpool weggelassen. Es wäre nicht besonders fair, wenn ich jemanden auslassen würde, der sich so offensichtlich verdächtig macht, oder?«
    »Der Premierminister?«
    »Deine Empörung ist wenig schmeichelhaft. Ich hätte gedacht, mein Name brächte dich mehr zum Nachdenken.«
    Ein ersticktes Lachen

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