Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
ist.«
»Sehr poetisch ausgedrückt.« Ihr entging nicht, dass er sich auf die ungewöhnliche Farbe ihrer Augen bezog. »Ich vermute, damit erfüllst du dein Versprechen, denn es offenbart mir etwas, von dem ich nicht wusste.«
»Jetzt bin ich neugierig. Was verrät Euch das über mich, Mylady?« Er fuhr die Linie ihres Schlüsselbeins mit einer beiläufigen Handbewegung nach. In der Tat war er sehr gespannt auf die Antwort.
»Mein Anblick verwirrt dich.«
Seine Hand verharrte, und er hob erstaunt die Augenbrauen. Fast war er bereit, es zu glauben. Doch dass sie es bemerkt hatte, war ihm entgangen.
Sie war so ansprechend, etwas zerzaust und auf jeden Fall verführerischer, als ihr selbst bewusst war. »Du hast mich aus Gründen geheiratet, die wir beide nur allzu gut verstehen«, fuhr sie fort. »Ich hatte keine andere Wahl, als ebenfalls zuzustimmen. Ist es denn so, wie du dir die Ehe vorgestellt hast?«
Nein. Ganz und gar nicht. Aber wenn er das zugab, welche Folgen hätte dieses Eingeständnis für sein Leben? Ihre Beobachtung war scharfsinnig. Immerhin lag er nackt im Garten, nachdem er sie verführt hatte. Untypisch könnte nicht annähernd beschreiben, wie er sich verhielt.
»Für mich ist es nicht so«, gab sie leise zu. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Harry war immer so … leichtfüßig .Du bist anders.«
Er räusperte sich. »Es stimmt. Ich bin überhaupt nicht so wie er.«
»Und obwohl ich nie damit gerechnet habe, irgendwann so zu empfinden, bin ich froh darüber«, sagte Julianne einfach. Sie berührte seine Wange. »Du bist du. «
Es war für ihn völlig unerklärlich, aber diese drei Worte brachten ihn auf der Stelle zum Schweigen.
Er war völlig anders als sein sorgloser, leichtfüßiger und beliebter Bruder. Aber zum ersten Mal in seinem Leben war jemand froh darüber.
Kapitel 15
Die Frau schien wirklich überall zu sein. Julianne lächelte anmutig den Lakai an, der ihr Glas auffüllte. Sie fragte sich, ob es Zufall oder doch Absicht war, dass Lady Taylor ihr gegenüber an der Tafel saß. Am heutigen Abend trug sie ein atemberaubendes Kleid aus smaragdgrüner Seide. Das dunkle Haar hatte sie hochgesteckt; ein spanischer Spitzenschleier bedeckte ihren Scheitel und betonte ihre exotische Schönheit.
Wie kann ich da mithalten? , fragte Julianne sich. Sie war beunruhigt und verspürte einen Stich von Eifersucht. Michaels Abwesenheit fiel natürlich allen auf. Er hatte sich in letzter Minute schriftlich bei ihr entschuldigt und stattdessen seine Eltern an ihrer Seite zum Dinner geschickt. Der Anblick der umwerfenden Lady Taylor ließ Julianne über seine ständige Abwesenheit nachdenken. Langsam fiel selbst ihr auf, wie oft er abends verschwand.
War er bei ihr, wenn er nicht daheim war?
Das konnte nicht sein, versuchte Julianne sich zu beruhigen. Denn in den letzten Wochen schien jedes Mal, wenn er sie nicht zu einem gesellschaftlichen Ereignis begleiten konnte, wie durch ein Wunder Lady Taylor aufzutauchen. Wenn die beiden versuchten, den Eindruck zu vermitteln, dass sie keine Affäre unterhielten, machten sie das sehr gut. Aber sie hatte das Gefühl, irgendetwas anderes ging vor sich.
Zuerst verfolgte Fitzhugh jeden ihrer Schritte, und jetzt auch noch diese Frau.
Es fühlte sich fast so an, als lasse Michael sie beobachten.
Aber warum sollte er? Wenn er von ihren Besuchen bei Chloe erfahren hätte, würde er sie einfach darauf ansprechen …
»Schmeckt Euch der Lammbraten nicht, Lady Longhaven?«
Die mit akzentuiertem Englisch kühl vorgebrachte Frage riss Julianne aus ihrer Träumerei. Sie blickte Antonia Taylor an. »Er ist wirklich köstlich«, antwortete sie, obwohl sie nur einen Bissen davon genommen hatte.
»Ihr esst ja gar nicht.«
»Wie scharf von Euch beobachtet«, antwortete Julianne und nahm ihr Weinglas.
Die andere Frau errötete. Das war aufschlussreich. Es war nicht viel, nur ein leiser Hauch, der ihre Wangen überzog. Aber das Funkeln in ihren Augen verriet Julianne, dass mehr dahintersteckte. »Ich habe mich nur gefragt, ob etwas nicht in Ordnung ist. Ihr pickt ja nur am Essen.«
»Ganz und gar nicht.« Julianne zwang sich zu einem freundlichen Lächeln.
Zu ihrem Glück beschloss nun der Mann neben der schönen Lady Taylor, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Sein Blick richtete sich dabei begierig auf ihren Busen, und Julianne konnte in aller Ruhe essen. Oder auch nicht, denn in einem Punkt hatte Lady Taylor recht. Sie pickte nur an
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