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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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sich nicht in einer Stadt der Drachen nieder.« Damit drehte er sich zu den anderen Gästen um, die auf ihren Stühlen saßen und ihn anstarrten. »Das Café ist mit sofortiger Wirkung geschlossen. Bitte gehen Sie.« Dem Befehl des Hüters musste Folge geleistet werden, das wusste jeder. Die Leute erhoben sich von ihren Plätzen und verließen schnell das Café.
    »Moment! Ihr habt noch nicht bezahlt! Halt!« Niemand beachtete die kreischende Frau mit dem rot angelaufenen Gesicht. Ihre Wut prallte wie heißes triefendes Fett gegen Grays Schutzschild. Doch er war ein zu mächtiger Zauberer und sie nur eine Weltliche – ihre Emotionen konnten ihn magisch überhaupt nicht beeinflussen. Dennoch überraschte ihn, wie stark ihr Hass auf ihn war. Dieser Hass besaß fast so etwas wie einen eigenen Puls.
    Alle hatten in Windeseile das Café geräumt, bis auf die überarbeitete Köchin. Josie Gomez kam jetzt seelenruhig aus der Küche geschlendert, ihre große rote Handtasche unter den Arm geklemmt. Gray war mit ihr zur Schule gegangen. Sie war eine Klasse unter ihm gewesen und hatte nicht nur in der Schule fleißig geschuftet, sondern auch auf der Farm ihrer Familie. Sie war eine von drei Töchtern, wobei ihre Schwestern deutlich jünger waren als sie, und eine der wenigen, die nie davon gesprochen hatten, Nevermore verlassen zu wollen. Sie mochte ihre Familie, die Stadt, das Leben hier. Josie war eine kleine Frau mit weiblichen Kurven und strahlender karamellfarbener Haut – und das, obwohl sie bis eben stundenlang in der heißen Küche gestanden hatte. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten.
    »Gray«, begrüßte sie ihn. »Wie schön, dich zu sehen!«
    »Hör auf, mit ihm zu quatschen!«, fuhr Cathleen sie an. »Er hat mir gerade meinen Laden dichtgemacht. Und dich werde ich auch nicht bezahlen. Wer nicht arbeitet, wird nicht bezahlt. Ist mir egal, wie krank dein Daddy ist.«
    Aus Grays Fingerspitzen spritzte Feuer. Josie zog die Augenbrauen hoch. »Ich verstehe dich. Aber sie ist es nicht wert.«
    Es war nicht leicht, die lodernden Flammen zu löschen. Grays Wut war sehr groß.
    Josie wandte sich an Cathleen. »Ich habe mir ein Jahr lang deine Scheiße hier angetan. Du bist eine verbitterte, gemeine Frau mit einer kaputten Seele. Du wirst einsam sterben, Cathleen. Und keiner wird um dich trauern.«
    Schockiert schnappte Cathleen nach Luft. Ihr untersetzter Körper zitterte vor Wut. »Was erlaubst du dir!«
    »Was erlaubst du dir! Ich kündige.«
    Wütend verschränkte Cathleen die Arme vor der Brust. Offensichtlich überlegte sie sich eine neue Gemeinheit. Oder vielleicht verunsicherte sie auch die Tatsache, dass sie gerade ihre einzige Köchin verloren hatte.
    Gray berührte Josie an der Schulter. »Angel ist krank?«
    »Er hat Krebs, aber er ist in Behandlung. Wir haben Hoffnung.« Sie umarmte ihn rasch. »Komm doch mal vorbei. Er würde sich freuen, dich zu sehen.«
    Wieder verspürte Gray Gewissensbisse. Er war ein beschissener Hüter. Er hatte total versagt. Er nickte Josie zu und sah ihr nach, als sie ging. Wütend drehte er sich zu Cathleen um, die noch immer ziemlich geschockt zu sein schien. Aber das war ihm vollkommen egal.
    »Ich komme in achtundvierzig Stunden wieder, um die Inspektion durchzuführen«, kündigte er an. »Wenn hier nur das kleinste bisschen nicht in Ordnung ist, wenn nur eine Kleinigkeit gegen die städtische Verordnung oder das Gesetz der Drachen verstößt, schließe ich das Café für immer.«
    »Das würden Sie niemals tun«, schnappte sie. »Das ist der einzige Ort, wo man in der Stadt etwas zu essen bekommt. Das Café existiert so lange wie die Stadt selbst. Die Leute wären ganz schön sauer, wenn Sie etwas so Dummes tun würden, Hüter.«
    Ungerührt beugte Gray sich über den Tresen und sah sie an. »Ich werde das Café schließen, und dann verbanne ich Sie.«
    So etwas wie Angst huschte über ihr Gesicht, doch Gray spürte instinktiv, dass diese Angst eine andere Ursache hatte.
    »Gut«, spie sie ihm entgegen.
    Er ließ die Sachen, die er gekauft hatte, auf der Theke stehen. Der Gedanke, etwas aus diesem Laden zu essen, drehte ihm den Magen herum. Als er sich zum Gehen wandte, zischte Cathleen ihm zu: »Jetzt, wo Sie genügend anständige Leute fertiggemacht haben, können Sie sich ja endlich um diese Rackmore-Schlampe kümmern!«
    »Ich bin der Hüter«, sagte Gray mit leiser, stechender Stimme. »Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, dass ich mehr

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