Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
Vom Netzwerk:
verlangen. Man hatte ihren Namen in die Telefonliste aufgenommen. Wenn das nächste Mal eine der Frauen Hilfe brauchte, würde auch sie da sein und tun, was sie konnte. Das stand fest.
    Sie umarmte Maureen zum Abschied, als Nächste war Ember an der Reihe, dann Josie Gomez, Arlene, Ronna Thomson – die Frau des Automechanikers Joseph Thomson – und ihre Tochter Alice. Dann waren da noch die Wilson-Zwillinge, die ein schier überirdisches Organisationstalent besaßen. Sie hatten Gray wegen des Zustands seiner Bücher ausgeschimpft, vor allem der Bücher in der Bibliothek, und er hatte ihre Schelte gutmütig über sich ergehen lassen.
    Hoffentlich nahm Gray ihr diese Fraueninvasion nicht allzu übel – eigentlich hatte er ja nicht so viel mit den Leuten aus der Stadt zu tun.
    Nachdem sich die letzte Frau verabschiedet und Gray die Tür geschlossen hatte, schmiegte sich Lucinda in seine Arme und lehnte ihren Kopf an seine Brust. »Sie sind alle so nett. Ich wünschte …«
    Gray streichelte ihren Rücken. Sie fragte sich, ob er diese kleinen Gesten eigentlich bewusst machte oder ob sie bloß eine Art automatische Reaktion auf ihre Stresssymptome waren. Vielleicht gefielen ihm aber solche kleinen Zärtlichkeiten genauso sehr wie ihr.
    »Was wünschst du dir, Süße?«
    Sie würde so gern eine Party geben – wie die, die Dove und Grit immer veranstaltet hatten. Als Dankeschön an die Frauen und an die Stadt. Durch ein Fest könnte sich auch das Verhältnis zwischen dem Hüter und den Bewohnern von Nevermore wieder verbessern. Gray war ein Einzelgänger gewesen, auch weil er es nicht anders wollte. Aber die Menschen wollten trotzdem zu ihm kommen. Sie und Gray könnten zu einem echten Bestandteil der Stadt werden und nicht mehr nur der Zauberer und die Hexe sein, die in ihrem Haus über der Stadt thronten.
    »Lucinda?«
    »Eine Party«, platzte es aus ihr heraus. Sie machte sich los, um ihm in die Augen zu schauen. »Mit Essen und vielleicht auch Tanz. Kinder dürften auch dabei sein. Wir könnten Spiele veranstalten und alberne Preise vergeben oder …« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Das ist alles ein bisschen viel auf einmal, was? Ich hätte dich anrufen und fragen sollen, ob es dir recht ist, dass sie kommen. Bist du sauer?«
    Er sah sie fragend an, und ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus. Er war sauer.
    »Warum sollte ich sauer sein? Du musst nicht im Nachhinein an dir zweifeln, Lucinda.«
    Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Er ist nicht Bernard, schimpfte sie sich selbst aus. Also hör auf, dich zu benehmen, als wäre er es!
    »Tut mir leid.« Sie seufzte. »Das ist eben alles Neuland für mich.«
    »Hat Bernard dir dieses Gefühl gegeben? Dass du immer alles falsch machst und es noch ein böses Ende mit dir nimmt?«
    »Ja. Genau so war das.«
    »Hier bist du in Sicherheit.« Gray zog sie fest in seine Arme. »Ich verspreche dir: Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt.«
    Lucinda war sich zwar nicht sicher, ob er dieses Versprechen halten konnte, aber sie wusste, dass er es versuchen würde. Und das reichte ihr fürs Erste. »Und was hältst du von einer Party?«
    »Das finde ich eine tolle Idee.«
    Voller Freude strahlte sie Gray an. Er küsste sie noch einmal. Aus Zärtlichkeit wurde Lust. Sie drängte sich an ihn, in freudiger Erwartung.
    Da klopfte es an die Haustür.
    Sie ließen voneinander ab, und Gray verzog das Gesicht. »Mist.« Er drehte sich um und öffnete die Tür.
    Draußen stand Maureen, leichenblass, mit schreckgeweiteten Augen. »In der Stadt brennt es.«
    Von hier oben war das Feuer gut zu sehen. Und auch die Menschen, die auf das brennende Gebäude zustürzten.
    »Das ist das Café.« Lucinda starrte erschrocken auf die Stadt. »Die Kobolde?«
    »Nein, wir haben alle erwischt. Feuer ist auch nicht ihr Element. Sie nehmen Dinge lieber Stück für Stück auseinander.« Gray drehte sich zu ihr um. Sie las Schuldbewusstsein und Entschlossenheit in seinem Blick. Fühlte er sich etwa für den Brand verantwortlich?
    »Arlene hat Taylor schon informiert«, sagte Maureen mit zitternder Stimme.
    »Gut.« Gray wendete sich wieder Lucinda zu. »Du bleibst hier. Ich werde …«
    »Was? Einen anderen Aquamanten finden?«
    Hatte er vergessen, dass sie den Wasserzauber beherrschte? »Es gibt auch noch Bran.«
    »Nur leider geht er nicht ans Telefon. Arlene ist bereits auf dem Weg zum Dragon’s Keep, um ihn zu holen.« Maureen war bestens informiert.
    »In Ordnung. Dann

Weitere Kostenlose Bücher