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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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ganze Zeit Angst haben muss, hatte sie hinzugefügt.
    Da hatte Mama gelacht und gesagt, sie sei schlau.
    Happy kam an einem Schild vorbei, das die Entfernung nach Nevermore anzeigte: noch sechzehn Kilometer. Sie seufzte. Lucinda würde sie umbringen, wenn sie von dem Trampen erfuhr. Bis auf den letzten Lkw-Fahrer lief ja auch alles okay. Niemand fährt umsonst mit, hatte der gesagt und sie lüstern angegrinst. Er war fett und stank, und seine Hände waren total behaart. Und seine Zähne waren seit Längerem nicht mehr mit einer Zahnbürste in Berührung gekommen. Igitt.
    Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, ein Springmesser an seinen Eiern wiederzufinden. Das hatte ihn wirklich überrascht. Glücklicherweise hatte er den Vierzigtonner ziemlich nah an der Ausfahrt Cedar Road abgestellt, als er von Happy ihren »Fahrtkostenanteil« verlangte. Dieser Schwachkopf.
    Sechzehn Kilometer, das ging. Das konnte sie schaffen.
    Sie hatte keine Angst vor der Dunkelheit, aber ein paar Straßenlaternen wären trotzdem nicht schlecht. Mittlerweile hatten sich ihre Augen aber angepasst, und auch die Geräusche der Nacht schreckten sie nicht mehr: der Wind, der das Gras rascheln ließ, das Zirpen der Grillen, ab und zu ein Muhen von einer Kuh.
    Happy hatte noch nie eine echte Kuh gesehen.
    Ihr Rucksack wurde mit jedem Schritt schwerer. Schließlich beschloss sie, sich eine Pause zu gönnen. Sie ließ sich am Straßenrand nieder und öffnete die Seitentasche ihres Rucksacks. Kaum hatte sie den Kristall herausgeholt, begann seine Magie zu pulsieren – das geschah aber nur, wenn Happy ihn berührte. Bei jedem anderen passierte nichts. Dann sah der Edelstein einfach nur schön aus. Bei ihr aber war er ein Zielfinder, und jetzt deutete ein grüner Pfeil in Richtung Nevermore. Lucy hatte ihr den Edelstein gegeben, damit Happy immer wusste, wo sie war. Sie hatte ihr auch versprochen, dass sie eines Tages wieder zusammen sein würden. Ja. Wenn wieder Sicherheit herrschte. Und das, vermutete Happy, war erst, wenn Bernard tot war.
    Sie steckte den Edelstein wieder weg und kramte nach einer Flasche Wasser und der letzten Packung Rosinen.
    Während sie ihren Snack knabberte, sah sie den Lichtkegel von Scheinwerfern auf sich zukommen. Der Wagen hatte offensichtlich gerade den Highway verlassen, und als er an ihr vorbeifuhr, bemerkte sie, dass die Ladefläche mit Bäumen und Säcken mit Pflanzenerde beladen war. Dann leuchteten die Bremslichter auf, der Wagen wendete langsam und hielt dann neben ihr an.
    Ein junger Mann mit abgewetztem Cowboyhut lehnte sich aus dem Fenster und sah sie an. Seine Augen waren schokoladenbraun, und er zwinkerte, wie ihre Mama es immer getan hatte. Happy schluckte den Kloß herunter, den sie plötzlich im Hals hatte.
    Ihr Magen begann zu schmerzen, und sie steckte die Packung Rosinen wieder in den Rucksack.
    »Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
    »Gern.« Happy stand auf und hievte sich den Rucksack auf die Schulter. »Aber ich kann dir kein Geld geben, und Pussy gibt’s auch nicht.«
    Er sah sie schockiert an. »Weiß deine Mama, wie du redest?«
    »Meine Mama ist tot.« Sie blinzelte ihn an. »Nimmst du mich jetzt mit oder nicht?«
    »Ich sollte dich übers Knie legen. Steig ein, freches Luder.«
    Sie öffnete die Beifahrertür und kletterte in die Kabine. Der junge Mann wendete den Pick-up und fuhr Richtung Nevermore.
    »Meine Freunde nennen mich Ant.«
    »Wieso?«
    »Weil ich so klein und dürr bin wie eine Ameise.«
    Happy sah ihn an. Das konnte sie nicht bestätigen. Er war schätzungsweise um die eins achtzig groß, wenn nicht größer, und total muskulös. Seine Jeans und das T-Shirt waren abgetragen, und er hatte schmutzige Fingernägel. Er roch nach Erde und frisch gemähtem Gras. Das roch gut.
    »Ich heiße Happy«, stellte sie sich vor.
    »Im Ernst?«
    »Wenn ich einen falschen Namen erfinden wollte, dann wohl kaum diesen.«
    »Stimmt auch wieder. Und wie alt bist du?«
    »Neunzehn.«
    Ant schnaubte verächtlich. »Schlechter Versuch, freches Luder. Ich habe vier Schwestern. Ich merke aus zehn Metern Entfernung, wenn eine Frau lügt.« Er schaute kurz zu ihr rüber. »Du bist höchstens sechzehn.«
    »Aber in ein paar Monaten werde ich siebzehn.« Sie ärgerte sich, weil sie sich so weinerlich anhörte. »Wenn ich ein magisches Wesen wäre wie du, wäre ich jetzt schon volljährig.« Sie grinste ihn an. »Dann könnten wir zusammen ausgehen.«
    »Ich bin kein magisches Wesen. Und ich gehe nicht

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