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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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wie … wenn deine Beine eingeschlafen sind und du versuchst, zu schnell wieder normal zu laufen. Nur noch hundertmal schlimmer.«
    »Was kann ich tun?«
    »Du bist echt lieb.« Happy konnte nichts dagegen tun, aber ihre Zähne begannen zu klappern. »Ich hab einfach totalen Schiss.«
    »Sag mir, wo ich dich hinbringen soll. Sag mir, wer deine Leute sind.«
    »Meine … Leute?«
    »Deine Familie, Happy. Zu wem willst du?«
    »Ich würde es dir gern anvertrauen.« Der kalte Schweiß brach ihr aus, und ihr wurde schlecht. »Es tut nur so weh.«
    Dann stürzte die Welt über ihr zusammen, und sie versank in einer plötzlichen, eisigen Schwärze.
     
    Happy schwebte in dem Zustand zwischen Wachsein und Schlafen. Sie fühlte sich sicher und geborgen, doch sie wusste nicht, wieso. Sie hörte zwei Männer miteinander sprechen, ihre Stimmen mal lauter, mal leiser. Sie bekam nur Gesprächsfetzen mit.
    » Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sie wurde plötzlich bewusstlos … Wahrscheinlich braucht sie bloß Ruhe. «
    Happy merkte, dass die Männer über sie sprachen. Ihr ging es wieder gut. Nichts prickelte mehr. Aber sie wollte einfach nur schlafen. Und dieses wohlige Gefühl der Wärme genießen. Sicher. Oh, sie fühlte sich so sicher. Nie wieder konnte ihr jemand etwas tun.
    »Jemand hat im Café einen Brand gelegt. Verdammt, du hättest Lucinda sehen sollen. Wenn ihre Aquamantie nur ein kleiner Zauber ist, will ich nicht wissen, wie mächtig ihre Thaumaturgie wirkt. «
    Lucinda! Ihrer Freundin ging es also gut. Happy hörte die Bewunderung in der Stimme des älteren Mannes. Er mochte Lucinda offensichtlich. Das war gut so. Jeder sollte sie so sehr lieben, wie Happy es tat.
    » Wahrscheinlich hat es Cathleen selbst gelegt, aus Tücke … Man hat ihre Leiche gefunden … Das heißt, wir glauben, dass sie es ist. «
    Diese Worte gefielen ihr nicht. Sie blendete sie aus. Wenn Menschen starben, machte sie das traurig, und sie hatte wirklich keine Lust mehr, traurig zu sein. Happy glitt sanft in die weiche Dunkelheit und genoss den Schlaf des Vergessens.
     
    »Was willst du denn?« Bernard Franco schaute in die riesige Schüssel mit Rosenwasser, in der Kerrens Gesicht erschienen war.
    »Oh. Offensichtlich freust du dich gar nicht, von mir zu hören. Und das nach allem, was ich für dich getan habe.«
    »Du meinst, was du mir angetan hast.«
    »Von mir aus.« Die Berechnung in ihren Worten ließ ihn innehalten. Was hatte sie jetzt schon wieder vor? Verdammt. Sie sah immer noch so aus wie damals, vor zehn Jahren, als sie gerade mal zweiundzwanzig gewesen war und ihre Seele und die ihres Zauberer-Ehemanns eingetauscht hatte gegen ein Leben als unsterbliche Partnerin eines Dämonenlords.
    Sie war schön – auf die Art, wie ein Gletscher schön war. Kalt. Scharfkantig. Gefährlich. Schade, dass ihre Augen nicht so dunkelgrün waren wie die ihrer Schwester. Kerren hatte die schlammbraune Augenfarbe ihres Vaters geerbt, eine Farbe, die so gar nicht zu Eis passte. Dafür konnte sie mit ihren Haaren punkten. Die weißblonden Strähnen fielen ihr schimmernd auf den grazilen Rücken. Er hatte sie schon gehabt – gleich nachdem er mit ihr abgemacht hatte, dass er ihre Schwester Lucinda verführen und in seinem Harem einsperren würde.
    Es war der beste Sex seines Lebens gewesen. Kerren hatte ihn absolut fertiggemacht.
    Wenn sie nur eine andere Augenfarbe hätte …
    »Also? Willst du jetzt meine Neuigkeiten hören oder nicht?«
    Bevor er antworten konnte, wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt. Er fiel zurück in seinen Stuhl, spürte den metallisch-rostigen Geschmack von Blut im Mund und presste sich schnell ein Taschentuch auf die zitternden Lippen. Es wurde schlimmer. Er war bei so vielen Ärzten und magischen Heilern gewesen, doch keiner konnte ihm helfen. Alle sagten dasselbe: Das war der Preis, den er zahlen musste für das, was er getan hatte, und nichts konnte ihm helfen.
    Er beugte sich wieder über die Wasserschale und sah, wie Kerren ihn misstrauisch musterte. Sie war stets auf der Suche nach Vergnügungen, und zweifellos amüsierte sie sein Leiden. Jedenfalls hatte sie großen Spaß daran gehabt, wenn er Lucinda quälte. Manchmal hatte sie ihm dabei zugeschaut – und ihm unterstützende Zaubersprüche oder Techniken eingeflüstert. Von ihr stammte auch der Fluch, der Lucindas thaumaturgische Fähigkeit unterband. Leider hatte sie vorher nicht erwähnt, welche Konsequenzen der Fluch auch für ihn haben

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