Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
Vom Netzwerk:
schockieren. Zu spät. Kerren war ihm leider zuvorgekommen. »Sie können mich in die Stadt schleusen?«
    »Ja. Und ich kann Sie verstecken, bis wir bereit sind, zuzuschlagen.«
    Der Idiot kapierte nicht, dass es kein Wir gab. Bernard teilte nichts und niemanden, niemals – und erst recht nicht mit einem Weltlichen. Kein Zweifel, dass dieser Mann, der ihn aus dem Wasser anstarrte, kein Magier war. Diesbezüglich war es allerdings beeindruckend, dass er den Kommunikationszauber hatte aktivieren können. »Und was verlangen Sie im Gegenzug für Ihre Freundschaft?«
    »Gray Calhoun. Und Ihre Hilfe, um Kahl anzurufen.«
    Wenn der Kerl es auf Gray abgesehen hatte, umso besser für Bernard: ein Punkt weniger auf seiner To-do-Liste. Aber den Dämonenlord anrufen – keine Chance. Aber egal. Er konnte alles behaupten. Versprechen waren dazu da, gebrochen zu werden. »Warum möchten Sie Kahl vorgestellt werden?«
    »Das ist eine persönliche Angelegenheit.«
    »Ich verstehe. Die Sache Lucinda ist auch eine persönliche Angelegenheit.«
    »Dann ist ja alles klar.«
    »Ja«, sagte Bernard freundlich. »Mir scheint, wir könnten tatsächlich Freunde werden.«

12. KAPITEL
    Lucinda und Gray saßen morgens am Küchentisch, und Gray schabte die verkohlte Kruste vom Toast seiner Frau. Er sah sie an und grinste entschuldigend. Schon die kleinsten Kochversuche misslangen ihm kläglich. Dem Inhalt des Kühlschranks nach zu urteilen, schien seine Ernährung fast ausschließlich aus Mikrowellengerichten zu bestehen. Dank der fleißigen Bewohnerinnen von Nevermore hatten sie jetzt zum Glück für die kommenden zwei Wochen einen Vorrat an Pasteten und Eintöpfen.
    Gray hatte eben andere liebenswerte Eigenschaften. Er war großzügig und freundlich und liebevoll. Er summte, wenn er sich die Zähne putzte, was sie hinreißend fand, und er hatte sich gemerkt, dass sie ihren Tee gern mit drei Löffeln Honig trank. Er massierte ihr die Füße. Er brachte sie zum Lachen. Und er kuschelte gern.
    Wer konnte da schon widerstehen?
    Gestern Abend hatte Maureen sie nach Hause gefahren, nachdem das Feuer gelöscht und die Leiche, mutmaßlich Cathleen, geborgen worden war.
    »Das nächste Leichenmahl«, hatte sie gesagt. »Und die nächste Beerdigung. Die Göttin stehe uns bei. Noch mehr Menschen möchte ich nicht begraben, Gray. Du musst herausfinden, was los ist, und etwas dagegen tun.«
    »Das werde ich.«
    Die Frischvermählten waren nach oben gegangen, um ihre rauchigen Klamotten auszuziehen. Gray ging mit ihr ins Bad und stellte die Dusche an. Und liebte sie. Ihr war es egal, dass das Wasser nur lauwarm war und sich die Kacheln an ihrem Rücken kalt anfühlten. Anschließend hatte er sie abgetrocknet und ins Bett gelegt, wo er ein weiteres Mal über sie hergefallen war.
    Sie war spät aufgewacht und in die Küche gegangen und hatte Gray bei dem Versuch ertappt, Eier mit Speck zu machen. Immerhin setzte er den Herd nicht in Brand, das war doch schon mal was.
    Sie sprachen darüber, das Gartenhaus in Ordnung zu bringen. Er erzählte ihr, wie er sein Zauberlaboratorium modernisieren wollte. Es war schön, normale Aktivitäten mit ihm zu planen.
    Gray hatte außerdem die Wäsche gewaschen und aufgehängt, während Lucinda schlief. Da der Sheriff ihre Reisetasche immer noch nicht freigegeben hatte, standen nur wenige frische Kleidungsstücke zur Auswahl, vorausgesetzt, sie wollte nicht in den viel zu großen Sachen ihrer Schwiegermutter herumlaufen. Der Rußgeruch war auch durch die Wäsche nicht ganz verschwunden, aber der Duft des Lavendel-Waschmittels machte es halbwegs erträglich. Es war ein Blumen-Schwefel-Mix.
    »Du glühst ja.« Gray stellte ein Tablett mit zwei Tellern auf den Tisch.
    »Ja?« Sie berührte ihr Gesicht. »Keine Ahnung, woher das kommt.«
    »Dieses Glühen kommt von innen, Liebling. Schön, dich glücklich zu sehen.«
    »Du machst mich glücklich.«
    Trotz seines Lächelns entging ihr nicht, dass sein Blick flatterte. Wahrscheinlich hatte er Bedenken, sie würde ihren Teil des Abkommens nicht einhalten. Keine Liebe zwischen ihnen – nur ein bisschen Spaß. Dieses Konzept gefiel ihr nicht mehr. Doch sie würde Gray nicht um mehr bitten. Er hatte ihr schon so viel gegeben.
    »Danke.« Sie nahm ihre Gabel und betrachtete das unansehnliche Essen. Die Eier waren matschig und der Speck bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, aber sie aß es trotzdem. »Wann willst du los wegen der Schutzerneuerung?«
    »Noch gar nicht. Ich muss erst das

Weitere Kostenlose Bücher