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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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wand sich über seinem
Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass Hexen eine so direkte Magie praktizieren.«
    »Du weißt vieles nicht.« Ich
schöpfte aus der zwar unglaublichen, aber doch verfügbaren Macht. Mein Fluch erledigte
den Rest. Ein neuer Arm erschien anstelle des alten.
    Ich hielt den Blick auf den
Zauberer gerichtet und tat mein Bestes, nicht an Wyst zu denken. Er würde
sterben.
    Ich konnte ihn nicht retten. Oder
die anderen. Jede Magie zu ihrer Verteidigung würde mich nur verletzlich
machen. Wenn ich aber starb, würde der Seelenlose Gustav alle anderen töten.
Das Praktischste war, sie alle sterben zu lassen. Ihre Leben waren im
Verhältnis zum großen Ganzen bedeutungslos, doch der Seelenlose Gustav hatte mir
bereits jemanden genommen, den ich liebte. Er würde keinen weiteren bekommen.
    Glücklicherweise war nur Wyst
halsstarrig genug, gegen den Zauberer anzukämpfen. Gwurm und Penelope blieben,
wo sie waren. Molch saß ungeduldig an meiner Seite: Er würde sich nicht
bewegen, bis ich ihm die Erlaubnis gab.
    Die Dunkelheit um den Seelenlosen
Gustav herum wuchs und wuchs. Sie zischte und pochte, ein lebendes Wesen mit
ihm selbst als Herz. Es war, wie in einem verborgenen Brunnen bodenloser Magie
gefangen zu sein, die ich nicht einmal spüren konnte. Die Magie war unendlich,
doch es gab Grenzen, wie viel davon man sich gefahrlos nutzbar machen konnte.
Er schien sich nicht einmal anzustrengen, während sich die dunkle Wolke um ihn
blähte und wogte. Ihre reine metaphysische Masse hätte ihn zerquetschen müssen.
Dennoch stand er aufrecht, nicht nur unverletzt, sondern als Herr über sie.
Selbst grenzenlosen Wahnsinn im Zaum zu halten hielt ihn nicht von seinem
endlosen, ermüdenden Geplapper ab.
    »Furcht steht dir, Hexe. Ich sehe
sie in deinem Gesicht. Ich bin hier alles. Der Anfang und das Ende. Gestern und
morgen. Ich bin absolut unbesiegbar.«
    Wenn ich irgendeine Chance haben
wollte, musste ich jetzt zuschlagen. Ich schleuderte ohne Raffmesse und
Hemmungen alles gegen ihn. Ein Wirbelwind tödlicher Magie, der Legionen in
Schweine verwandelt, Flüsse in kreischende Galle, und der Königreiche in
randalierenden Wahnsinn getrieben hätte. Es war ein legendäres Werk, ein
Zauber, der des Fiesen Larry selbst würdig gewesen wäre. Und er bewirkte gar
nichts.
    Der dunkle Sturm überwältigte den
Wirbelwind. Meine ganze Magie schrumpfte unter dieser nie gekannten Macht
zusammen. Ich stand nackt und machtlos vor dem Zauberer.
    »Das war alles?« Er runzelte die
Stirn. »Mehr hast du nicht?«
    Ich sagte nichts. Ich hatte
erwartet zu verlieren. Nun kam mein schrecklicher Tod.
    Molch quakte mit all seiner
dämonischen Wut und stürzte sich auf den Seelenlosen Gustav. Ich konnte nur
zusehen, wie der Zauberer meinen Vertrauten mit einem Fingerschnippen von innen
nach außen kehrte. Ich schloss die Augen und wandte mich von dem dampfenden
Häufchen Blut und Federn ab.
    »Lass sie gehen. Töte mich, aber
lass sie gehen.« Es war eine dumme Bitte. Ich verstand jetzt, wie schrecklich
mein Tod wirklich werden würde. Ich würde machtlos zusehen müssen, wie alle,
die mir etwas bedeuteten, starben, und es nicht verhindern können. Auf solch
ein furchtbaresSchicksal war ich nicht vorbereitet gewesen. Das
Verhängnis kann einen immer wieder überraschen.
    Ein grauer Nebel kräuselte sich um
mich. Unsichtbare Krallen gruben sich in mein Fleisch. Blut tropfte aus meiner
Nase und den Augen. Dinge rissen mir die Haare büschelweise aus.
    Gwurm und Penelope kamen mir zu
Hilfe und büßten dafür. Ein Schwärm geflügelter Münder ergoss sich aus den
Ärmeln des Seelenlosen Gustav. Sie schnappten Gwurm Stück für Stück weg. Bevor
er auch nur aufschreien konnte, verschwanden sie in den Himmel. Nur sein Ohr
blieb zurück. Dann entzog der Seelenlose Gustav Penelope ganz einfach ihre
Belebtheit. Der leblose Besen fiel klappernd vor seine Füße.
    Der Seelenlose Gustav drückte
seine Hände zusammen. Das zerquetschte meine Rippen und verflüssigte meine
Organe, aber ich starb nicht. Das war mein Fluch.
    »Wohin ist jetzt all deine Ironie,
Hexe? Dein subtiler Witz? Deine geheimnisvolle Weisheit? Offenbar haben sie
dich verlassen, ebenso wie deine Magie.«
    Ich brachte den Willen auf, mit
pulverisierten Lungen und der Kehle voller Blut zu sprechen. »Nun bring es
schon hinter dich und töte mich endlich!«
    »Sollen das deine letzten Worte
sein? Nicht sehr denkwürdig, aber treffend.« Er grinste, und das Meer aus Eis
verschlang

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