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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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um sich zu beruhigen. »Mein Universum wird eine verfluchte Hexe weniger
haben.«
    »Details. Unwichtige
Trivialitäten. Trotzdem schade.« Ich lächelte breit. »Ich habe gehört, du wirst
dich mit der Zeit an verfluchte Hexen gewöhnen können.«
    Das Universum des Seelenlosen
Gustav explodierte. Ich glaube nicht, dass es seine Absicht war, aber sein
Kosmos war eine Reflektion seines Willens. Ich verstand jetzt, warum er mich in
das Herz seines Wahnsinns eingelassen hatte. Er wollte meine Zustimmung in
Gestalt von Furcht und Staunen. Ich war zwar geschmeichelt, weil ihm meine
Reaktion so viel bedeutete, aber das lag nicht daran, dass er mich als Hexe
respektierte. Er war schon so lange nicht mehr kritisiert worden, ich denke er
hätte von niemanden Kritik ertragen können. Das war der Preis, in einem leeren
Traum zu leben. Er hatte vergessen, dass die Realität nicht immer nach unserem
Geschmack ist.
    Wir schwebten nur einen Moment
lang zwischen den funkelnden Scherben der Unwirklichkeit. Dann setzten sie sich
wieder zusammen. Ein Ozean aus glitzerndem, blauem Wasser sammelte sich unter
unseren Füßen. Ein sanftroter Himmel wuchs über unseren Köpfen. Wir standen auf
der Oberfläche ohne zu sinken. Tausende bunter Fische schwammen unter uns. Ein
riesiger schwarzer Aal teilte die Fischschwärme und schickte sanfte Wellen über
den Ozean. Nicht genug, um unser Gleichgewicht zu stören.
    Der Seelenlose Gustav verschränkte
die Arme fest vor der Brust. »Was denkst du jetzt über meine Zauberei?«
    Ich kniete mich hin und schob
meine Hand durch die Tiefen. Ein Fisch schwamm direkt in meinen Griff. Ich zog
ihn heraus und hielt ihn am Schwanz, während er zappelte. Seine Kiemen
schnappten nach Wasser und sein Maul stand offen. »Genauso beeindruckend und
sinnlos wie vorher.« Ich warf das Phantom zurück in sein Zuhause.
    Der Seelenlose Gustav starrte mich
finster an. »Du stellst meine Geduld allmählich auf die Probe, Hexe.«
    »Um ehrlich zu sein: meine eigene
nutzt sich langsam auch ab. Sollen wir weitermachen?«
    »Du willst unbedingt sterben,
oder?«
    »Wenn der Tod bedeutet, dein
aufgeblasenes Geschwätz hinter mir zu lassen, begrüße ich ihn, ja.« Hexen sind
selten so geradeheraus, aber ich konnte nicht widerstehen, seinen Narzissmus
anzupieksen. Er war so ein leichtes Ziel.
    »Du kannst nicht gewinnen, weißt
du? Willst du wissen, warum?«, fragte er.
    »Eigentlich nicht.«
    Der Ozean schäumte und brodelte
und machte mir Mühe, mein Gleichgewicht zu halten. Dunkle Dinge mit klumpigen
Formen wogten unter den Wellen.
    »Die Magie sagte mir, ich hätte
nur eine Person zu fürchten«, sagte er. »Nur eine, die eine Gefahr für mich
darstellen könnte. Ironischerweise eine Hexe. Sie sagte mir sogar, wo ich sie
finden konnte. Also streckte ich sie nieder, als sie es nicht erwartete.« Er
grinste. »Sehr leicht, wie ich hinzufügen möchte.«
    Nun verstand ich die Rätsel, an
denen ich beinahe verzweifelt wäre. Die Grausige Edna hatte gewusst, was an
diesem letzten Tag geschehen würde, weil die Magie auch mit ihr gesprochen
hatte. Sie hätte sich selbst retten können, aber sie wählte stattdessen,
getötet zu werden. Sie gab ihr Leben, um mich zu beschützen. An diesem Tag
sollte eine Hexe sterben. Es war nicht unvermeidlich, aber es war die praktischste
Lösung. Sogar im Tod war die Grausige Edna eine große Hexe gewesen.
    Ich wischte mir den Anflug einer
Träne aus dem Augenwinkel. »Erwähnte die Magie vielleicht etwas von zwei Hexen,
die in derselben Hütte lebten?«
    Das blasierte Grinsen des Seelenlosen
Gustav verblasste, während sich sein Ozean tödlich beruhigte. Die gestaltlosen
Dinge hörten auf zu schwimmen.
    Er blinzelte. »Was?«
    »Du hast die falsche Hexe getötet.
Du hast mir das Wertvollste in meinem Leben genommen, und dafür werde ich nun
dich töten. Aber du hast mir auch das wertvollste Geschenk gemacht, wenn auch
unbeabsichtigt.« Ich lächelte. »Und dafür werde ich dich schnell töten.«
    Ich streckte meine Magie aus und
fand die zwei Stücke Realität, die in dem Wahnsinn des Seelenlosen Gustav
schwammen. Sie leuchteten wie Signalfeuer. Ich pflückte sie von wo auch immer
sie waren und zog sie auf meine Seite. Molch und die graue Füchsin
materialisierten neben mir.
    »Du hast ein paar vergessen.« Der
Seelenlose Gustav wedelte mit den Armen. Ein Aal durchbrach die Oberfläche und
spuckte vier weitere aus. Wenn auch schleimbedeckt, erschienen Gwurm, Wyst,
Penelope und das Pferd, zwar

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