Eine Hexe mit Geschmack
gejagt und geschnappt. Einfach nur, um ihn
zurückzubringen, wie du es befohlen hast. Dabei kam irgendwie ... sein Rückgrat
heraus.«
»Das passiert manchmal«, sagte
Gwurm.
»Siehst du? Es ist fast so, als
wären sie so gemacht. Er unterstützt mich, oder nicht?«
»Das ist wohl wahr. Menschen sind
eher zerbrechlich. Ihre Köpfe fallen praktisch von selbst ab, und ihre Knochen
brechen beim geringsten Druck.«
Molch scharrte mit den Füßen. »Tut
mir leid, Herrin.«
»Ist schon gut«, antwortete ich,
»aber du musst etwas vorsichtiger sein. Dir werden in Zukunft noch mehr Leute
begegnen, und ich hätte gerne ein wenig Gewissheit, dass du sie nicht alle
gleich töten wirst.«
»Ich werde daran arbeiten.«
»Du wirst lernen, damit
umzugehen«, versicherte ihm Gwurm. »Ich habe festgestellt, dass es das Beste
ist, sie zu behandeln, als bestünden sie aus trockenem Stroh.«
»Das werde ich mir merken.«
Die Sonne stand tief hinter den
Baumwipfeln. Eine frühe Dämmerung legte sich über den Wald.
»Molch, hol uns ein bisschen
Feuerholz und etwas zu essen. Wir bleiben die Nacht über hier.«
Sein Versehen mit dem
Rückgrat-Herausreißen war ihm so peinlich, dass er gehorchte, ohne eine einzige
Beschwerde äußern.
Ich begann mit der Aufgabe, den
Troll zusammenzusetzen. Wenn er genug Zeit hatte, konnte sich Gwurm auch selbst
wieder zusammensetzen, aber das würde Stunden dauern. Ich sah keinen Grund,
warum er diese Demütigung erleiden sollte.
»Du bist zu freundlich«, sagte er,
als ich seinen Kopf zurück auf seine Schultern setzte. »Ich muss sagen, du
verhältst dich bei dieser ganzen Sache wirklich sehr korrekt.«
»Es war nicht deine Schuld.«
»Trotzdem habe ich dich fast
getötet.«
»Ich sterbe nicht so leicht. Ist
doch nichts passiert.«
Die Hände waren eine schwierige
Aufgabe. So viele Knöchel. Ich hätte sie auch einfach zusammenwerfen können,
aber ich wollte es richtig machen. Der Trick dabei war, daran zu denken, dass
der kleine Finger eines Trolls länger war als sein Ringfinger.
Nachdem ich mit seinem linken Arm
fertig war, konnte Gwurm den Rest selbst erledigen. Molch fand genug Holz für
ein kleines Feuer und ein paar Kaninchen zum Abendessen. Ich spuckte auf das
Holz und es brannte mit einer sanften gelben Flamme. Dann setzte ich mich ans
Feuer und säuberte die Kaninchen. Ein weiteres Geschenk meines Fluchs ist, dass
ich, obwohl meine Finger keine Krallen besitzen, eine besondere Fertigkeit
habe, Fleisch auseinanderzureißen. Ich warf Molch ein paar Eingeweide zu.
Gierig verschlang er sie.
»Deine Ente frisst Fleisch«,
bemerkte Gwurm.
Ich knabberte an einer rohen
Keule. »Genau wie ich, aber ich denke, wir haben genug, um teilen zu können.
Möchtest du ein Stück?«
Molch hob den Kopf. »Herrin?«
Gwurm hob die Hände. »Ich kann
doch nicht...«
»Unsinn!« Ich warf ihm das zweite
Kaninchen zu. »Ich bestehe darauf.«
»Wenn du darauf bestehst.«
Er warf sich das ganze Kaninchen
in den Mund, kaute einmal und schluckte. Eines der Mysterien der Troll-Biologie
ist, wie ihr Essen von ihrem Mund in ihre Mägen kommt, die mit jenen keineswegs
verbunden sind. Selbst Hexen wissen das nicht.
Gwurm setzte sich mir gegenüber
ans Feuer.
»Und wie bist du zu einem solchen
Schicksal gekommen?«, fragte ich.
»Eigentlich eine einfache
Geschichte. Pik und ich waren Freunde. Er fand die Ringe, überredete mich,
einen davon anzustecken, und das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich die
Landschaft ausraube und terrorisiere.«
»Was hast du davor getan?«
»Hauptsächlich Rauben und
Terrorisieren. Ich hatte immer den Großteil des Terrorisierens übernommen, weil
ich ein Talent dafür habe, er dagegen kümmerte sich um alles, was mit Räuberei
zu tun hatte. Dann kamen die Ringe, und er gab sich als das faule Schwein zu
erkennen, das er tatsächlich war. Ich werde ihn vermissen. Er war mein einziger
Freund.«
»Kein besonders guter«, bemerkte
ich.
»Richtig, aber der beste Freund,
den ein Troll erwarten kann.«
Den Rest der Nacht über saßen wir
um das Lagerfeuer herum und sprachen nicht viel. Die Stille störte mich nicht.
Ich hatte mein ganzes Leben in Isolation gelebt, auch die Grausige Edna hatte
oft wochenlang kaum ein Wort gesagt. Wir lauschten den Eulen und den Grillen,
und ich zählte die Sterne, während Gwurm in die Flammen starrte.
Folgerichtig hätte die Untote in
mir nach Einbruch der Dunkelheit reisen wollen, aber ich war zufriedener damit,
mich zurückzulehnen und
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