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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ist so wissend wie die Magie. Sie spielt mit
Zauberern und Hexen und Magie, aber täusche dich nicht: Wir dienen der Magie,
nicht umgekehrt. Und sie duldet keine Respektlosigkeit. Denk immer daran, dass
dein Fluch, wenn er auch nicht schrecklich sein mag, trotzdem ein Fluch bleibt.
Solltest du ihn je als Gabe bezeichnen, wird die Magie keine Zeit verlieren,
dich in dieser Ansicht zu korrigieren.«
    Ich konnte nicht behaupten, dass
ich genau verstand, was sie damit gemeint hatte, aber ich achtete den Rat. Ich
verachtete meinen Fluch zwar nicht, aber ich betrachtete ihn auch nie als
Segen.
    »Bist du sicher, dass dies der Weg
zu deinem Schicksal ist?«, fragte Gwurm.
    »Unser Schicksal ist immer dort,
wohin wir gehen«, antwortete ich. »Normalerweise ist es uns einen oder zwei
Tage voraus«, fügte ich hinzu, weil ich fand, dies sei eine hexenhafte
Ausdrucksweise.
    Er zuckte die Achseln. »Wenn wir
in dieser Richtung weitergehen, werden wir am späten Nachmittag eine
Menschensiedlung erreichen. Pik und ich sind nie in ihre Nähe gegangen. Es ist
eine Garnisonsstadt.«
    Ein nagender Wunsch, diese Stadt
zu sehen, überkam mich. Wir alle sind von allem anderen lediglich durch
Raumklumpen und Teelöffel von zufälligen Ereignissen getrennt. Diese Stadt lag
nur anderthalb Tagesreisen von meinem Wald entfernt, doch ich hatte nie in
Betracht gezogen, dass sie existieren könnte.
    Die Grausige Edna hatte mir einige
Städte beschrieben, weil sie in vielen gewesen war, lange, bevor ich sie
kannte. Es schienen phantastische Orte voll von den Tugenden und Fehltritten
der Menschen zu sein. Ich kannte die Eigenheiten von Natur und Magie zwar gut,
aber ich wusste eigentlich nichts über die Zivilisation. Es flößte mir auf eine
Art, die ich nicht gewohnt war, Furcht ein, nicht zu wissen, was ich zu
erwarten hatte. Aber es war auch aufregend. Selbst Hexen kann es leicht
passieren, dass sie sich zu sehr an ihren Platz in der Welt gewöhnen. Eine gute
Hexe zu sein bedeutet jedoch, nicht nur die Reiche der Magie zu erforschen,
sondern auch die fremder Zivilisationen.
    Ob es Hexenhaftigkeit war oder
schlichte Neugier, was mich vorantrieb, konnte ich nicht eindeutig sagen. Aber
meine Vorfreude ließ sich nicht leugnen, obwohl ich sie vor meinen Gefährten
verbarg. Ich wollte diese Stadt sehen. Und was noch wichtiger war: Ich musste
sie sehen.
    Doch sie stellte sich als
Enttäuschung heraus. Es war gar keine Stadt, sondern eher eine Stadt in spe.
Das halbfertige Fort stand auf einer grasbewachsenen Ebene. Eine Menge Zelte
und provisorische Unterkünfte umgaben es. Sehr viele Leute liefen umher. Sie
lösten ein klein wenig Furcht in mir aus. Obwohl ich wusste, dass es echte
Städte und Großstädte gab, in denen Tausende und Abertausende lebten, war das
das Meiste, was ich je gesehen hatte. Ich wollte davonschleichen und erst im
Schutz der Dunkelheit zurückkehren, vielleicht einen Hund oder ein fettes Kind
zum Abendessen stehlen.
    »O je«, bemerkte ich.
    »Was?«, fragte Molch.
    »Ich habe Appetit auf menschliches
Fleisch.«
    »Und das merkst du erst jetzt?«
    Ich hatte zwar einen Großteil
meines Lebens in Isolation verbracht, aber ich hatte nie irgendeinen der
Menschen essen wollen, denen ich begegnet war. Da war etwas an dieser Siedlung
und all ihren Bewohnern. Sie weckten ein seit langer Zeit schlafendes Raubtier
in mir, einen Wunsch, die Herde auszudünnen.
    »Das ist zweifellos ein Fluch«,
sagte Gwurm. »Menschen schmecken fürchterlich. Ich habe erst einen gegessen.
Nur ein Bein. Ich konnte es nicht mal ganz aufessen. Miserables Fleisch. Zäh
und sehr trocken. Andererseits könnte das auch nur die Schuld meiner Mutter
gewesen sein. Sie war keine besonders gute Köchin.«
    Ich war aber nicht sehr hungrig,
und mein entsetzlicher Appetit war leicht zu unterdrücken. Ich beschloss, dafür
zu sorgen, dass ich immer wohlgenährt blieb, während ich unter Menschen war, um
die Versuchung möglichst gering zu halten.
    »Wird das ein Problem werden?«,
fragte Molch.
    »Ich habe noch niemanden getötet«,
antwortete ich.
    Molch seufzte. »Ich hab es dir
doch gesagt. Der Letzte war ein Unfall.«
    Bevor ich mich näher heranwagte,
ließ ich meinen Vertrauten versprechen, dass es keine weiteren Unfälle geben
würde. Obwohl ich nicht ganz so überzeugt davon war, wie ich es gerne gewesen
wäre, nahm ich ihn beim Wort. So oder so würde er sich ohne Übung nicht
bessern, und ich konnte mir keinen besseren Ort dafür vorstellen. Außerdem war
es

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