Eine Hexe mit Geschmack
Vergnügen.
Diesem Troll zu helfen würde meine
erste wirkliche Tat als eigenständige Hexe sein, und eifrige Magie prickelte in
meinen Zehen, bereit, ihr Werk zu tun.
Mir kam in den Sinn, etwas
Dramatisches zu tun, wie den Wurzeln zu befehlen, aus dem Boden zu steigen und
Pik kreischend mit sich in die Erde zu ziehen. Aber es schien mir doch zu
angeberisch für diese Situation und außerdem eine Verschwendung von Magie, da
außer Gwurm, Molch und mir niemand hier war, um das grausige Ableben
mitzuerleben. Und Gwurm mochte schon beeindruckt genug davon sein, einfach
befreit zu werden.
»Ich muss mich entschuldigen,
meine Dame. Ich mag es nicht, alte Frauen zu töten. Aber Pik ist so ein fauler
Bastard, und er trägt den Ring der Herrschaft, der zu meinem Ring der
Dienerschaft gehört.«
»Ach, halt einfach den Mund und
töte sie endlich, Gwurm!«
Das Widerstreben des Trolls
offenbarte sich in langsamen, schwerfälligen Schritten. »Mir wäre wirklich
lieber, ich müsste das nicht tun, meine Dame. Verstehst du?«
»Ist schon in Ordnung, Gwurm.«
Ich warf meinen Besen über den
Kopf des Trolls in die Luft.
Eine weitere interessante Tatsache
bei Trollen ist, dass die Magie, die sie zusammenhält, unterbrochen werden
kann, wenn der richtige Schlag genau mit der richtigen Kraft genau am richtigen
Punkt ausgeführt wird. Dies ist unter den Menschen zwar nicht weithin bekannt,
aber eine Tatsache, die jede Hexe lernt. Mein Besen stieg in die Luft und
zielte auf diesen bestimmten Punkt zwischen den Schultern des Trolls.
Gwurm legte seine Hände um meine
Kehle. »Ich mach es schnell.«
Der Besen traf. Er federte von der
dicken Haut des Trolls ab und hinterließ nicht einmal eine Schramme. Gwurm riss
den Mund auf, als wolle er sich erbrechen, würgte einmal und fiel auseinander.
Seine Finger sprangen ab, Knöchel um Knöchel. Dann sprangen seine Hände von den
Handgelenken. Seine Unterarme rutschten von den Ellbogen. Seine Arme fielen von
den Schultern. Und so weiter, bis er als eine Sammlung von einzelnen
Trollteilen vor mir lag. Es dauerte nur ein paar Sekunden. Sein Kopf war das
Letzte, was von seinen Schultern kippte und rollend zu meinen Füßen zum
Stillstand kam. Sein Gesicht legte sich in Falten, er nieste und seine Augen,
Nase und Ohren fielen ab.
Piks Augen weiteten sich.
»Zauberei!«
»Hexerei, um genau zu sein.«
»Du bist eine Hexe?«
»Der Hut. Der Besen. Der Umhang.
Die sprechende Ente. Ich gehe davon aus, dass es offensichtlich sein sollte. Na
ja, vielleicht nicht die Ente.«
»Darf ich ihn jetzt töten?«,
fragte Molch.
»Still!«
Pik, unbewaffnet und eindeutig in
der Unterzahl, verschwendete keine Sekunde. Er rannte davon.
»Los, fang ihn, Molch. Aber töte
ihn nicht.«
Die Ente war enttäuscht, sprang
aber von meinem Arm und stürmte dem Räuber nach.
»Wüde es dir etfas ausbach'n,
dein'n Fuß von bein'r Nase zu nehm'n?«, bat Gwurm.
»Oh. Tut mir schrecklich leid.«
Ich hob die Nase auf und wischte sie ab. Ich fand ein Auge. Es ähnelte einer
fauligen gelben Traube. Ich säuberte es mit meinem Umhang und steckte es mit
seiner Nase zusammen zurück in sein Gesicht. Er wackelte mit der Nase und
zwinkerte mit dem Auge.
Ich fand den Teil des Fingers mit
dem Ring der Dienerschaft.
»Er kann nicht abgenommen werden,
bevor ich tot bin.«
Der Zauber auf dem Ring war
mächtig, aber schlampig. Er trug alle Anzeichen einer minderwertigen
gewerblichen Magie. Ein fähiger Lehrling konnte ein Dutzend davon in weniger
als einer Stunde drechseln, um seine Ausbildung zu bezahlen. Aber solch eine
fehlerhafte Magie hatte immer ein loses Ende - und daran zog ich. Der Zauber
löste sich auf. Der nun gewöhnliche Ring glitt vom Finger.
»Danke, meine Dame. Ich kann dir
nicht sagen, welche Erleichterung es ist, frei von diesem Ding zu sein. Wenn
ich dich um einen letzten Gefallen bitten dürfte, würdest du mir dann
vielleicht helfen, mein anderes Auge zu finden? Ich kann mich später dann
selbst zusammensammeln, aber mein Auge ist empfindlich. Ich würde mich nur
ungern versehentlich darauf setzen.«
Bis ich das zweite Auge in seine
Fassung zurückgesteckt hatte, erschien Molch wieder. Er war allein, den Kopf
gesenkt. Blut tropfte von seinem Schnabel.
»Und?«, fragte ich und kannte die
Erklärung dafür bereits,
»Ich ... äh ... habe ihn irgendwie
getötet.«
Ich schüttelte den Kopf und
bedachte ihn mit einem enttäuschten Blick.
»Es war nicht meine Schuld«,
protestierte er. »Ich habe ihn
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