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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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eine gute Möglichkeit, die Stärke meines eigenen neuentdeckten Hungers zu
erproben.
    Kurz bevor wir das Fort
erreichten, kamen zwei Männer heraus, um uns zu begrüßen. Einer war fett und
schwitzte. Er sah nach einer schlechten Mahlzeit aus. Ich hatte nie jemanden
gegessen, aber ein Instinkt sagte mir, dass dies hauptsächlich zähes und kaum lohnenswertes
Fleisch sein würde. Der Zweite war dünn und sogar noch verschwitzter. Er schien
mir eher eine Zwischenmahlzeit zu sein. Keiner von beiden reizte mich
besonders. Obwohl sie weder Hemd noch Uniform trugen, erinnerten mich ihre
starre Körperhaltung und der präzise Gang an Soldaten.
    Keiner von beiden schien von Gwurm
überrascht oder eingeschüchtert zu sein. Vielleicht waren Trolle in dieser
Gegend verbreitet. Oder vielleicht war es diesen Männern auch einfach egal.
    Der fette Mann hielt eine Hand
hoch. »Halt! Was habt ihr hier zu suchen?«
    Molch plusterte sich auf. Ich
stampfte mit meinem Besen auf den Boden, um ihn an sein Versprechen zu
erinnern.
    »Ich suche gar nichts. Ich würde
mich nur gern umsehen.«
    »Du bist keine Prostituierte,
oder?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf.
    »Bist du sicher?« Der Dünne
wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Denn wir haben hier schon zu viele
Prostituierte, so wie die Dinge liegen. Zwei für jeden Mann hier.«
    »Ja«, sagte der Fette. »Und der
Hauptmann sagt, wir dürfen keine mehr hereinlassen. Belastet die örtliche
Wirtschaft, wie es aussieht.«
    »Und macht uns ständig pleite.«
    »Gib dir also keine Mühe, deswegen
zu lügen, denn der Markt ist gesättigt, und ich bezweifle ehrlich, dass du hier
genug zum Leben verdienen könntest.«
    »Ralf würde sie vielleicht für
eine Nummer bezahlen«, bemerkte der Dünne.
    »Ja, sicher. Ralf vielleicht
schon. Und Wiks. Er hat auch so einen komischen Geschmack.«
    »Und Biggs.«
    »Zur.«
    »Klar, Zur würde einen Monatslohn
rausrücken, nur damit sie ihm in den Schritt tritt. Aber er hat ja auch nicht
alle Tassen im Schrank.«
    »Und wenn sie die Ente benutzt,
fallen mir ein Dutzend Männer ein, die was springen ließen, um das zu sehen.«
    Der Fette grinste höhnisch.
»Perverse Lustmolche.«
    »Pervers«, stimmte der Dünne zu.
    »Und, benutzt du die Ente?«
    Sie beugten sich vor und beäugten
Molch grinsend.
    Molch schlug mit den Flügeln und
machte einen Satz, um anzugreifen. Gwurm fing ihn mitten im Sprung und rettete
den Soldaten so das Leben. Der Troll ging ein Stück abseits. Molch wand sich in
seinem Griff.
    »Ich bin keine Prostituierte«,
stellte ich noch einmal fest.
    Die Männer richteten sich auf.
»Bist du da wirklich sicher?« Ich nickte.
    Ihr Grinsen verschwand und sie
räusperten sich. »Gut. Denn dies ist sicherlich kein Ort für solche
Verderbtheit.«
    »Kein Ort«, stimmte der Dünne zu.
    »Aber du bist hoffentlich auch
keine dieser verzweifelten Frauen auf der Suche nach einem Ehemann, oder? Denn
ich kann dir eins versichern: Alle Männer, die ihre Familien nicht mitgebracht
haben, brennen nicht auf noch mehr weibliche Aufmerksamkeit. Nicht mal, wenn
sie umsonst ist.«
    Ich musste meinen Aufzug
verfeinern. Vielleicht ein größerer, spitzerer Hut. Oder ein übertriebenes,
welkes Hinken. Etwas fehlte wohl, denn bisher hatte niemand mein Gewerbe
erraten, ohne dass ich es ihm sagte.
    »Ich bin eine Hexe.«
    »Eine Hexe, häh? Der Hauptmann hat
nichts über Hexen gesagt, oder?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
»Irgendwas über Trolle?«
    »Nichts. Daran würde ich mich
erinnern. Nur Prostituierte.«
    »Dann ist es in Ordnung, denke
ich. Und was tust du, Hexe?«
    Ich stützte mich schwer auf meinen
Besen und hob meinen Kopf so, dass ich sie mit einem Auge anstarren konnte.
»Ich kommuniziere mit verbotenen Geistern. Ich spreche mit Tieren und Pflanzen.
Ich werfe Knochen. Ich heile. Ich verfluche.« Ich lächelte breit. »Und ich
erwecke die Toten zum Leben.«
    »Dann machst du also auch nichts
mit dem Troll?«
    »Nein. Nichts mit dem Troll.«
    »Schade. Zur wird enttäuscht sein.«
Sie wanderten zurück zum Fort.
    Gwurm kehrte an meine Seite
zurück. Er ließ Molch los. Die Ente lief wütend brummelnd im Kreis.
    »Ich wollte sie nur verstümmeln.
Ein oder zwei Gliedmaßen ausreißen.«
    »Es wird auch niemand verstümmelt,
Molch.«
    »Wie du befiehlst, Herrin, aber
sie wollten es so.«
    Gwurm kicherte. »Es ist leicht,
Leute nicht zu töten, die es nicht verdienen. Die wahre Herausforderung ist,
Leute, die dich ärgern, nicht zu töten.«
    Ich

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