Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
das wahre Nichts auf, aus dem
sie bestanden, aber ein paar silberne Tropfen fielen in die Schale. Molch und
Gwurm beugten sich vor, um zuzusehen, wie die schimmernde Flüssigkeit wie ein
lebendiges Wesen an ei-ner Seite der Schale hinaufglitt und an der anderen
wieder hinab. Ich griff schnell nach einem weiteren Gobling und wiederholte die
Prozedur. Meine Begleiter sahen eine Weile zu, aber die Destillation von
Phantomen wurde schnell langweilig.
    »Was ist denn mit deiner Nase
passiert?«, fragte Molch.
    Der Troll befühlte den gebogenen,
roten Vorsprung in seinem Gesicht. »Gefällt sie dir nicht?«
    »Die alte sah besser aus. Diese
hier hat die falsche Farbe. Und sie ist auch viel zu groß für dein Gesicht.«
    Gwurm seufzte. »Ich weiß. Leider
wurde meine alte von einem Gobling gefressen.« Er schnüffelte und schnäuzte
sich und blähte seine Nasenflügel. »Ich hatte gehofft, sie würde nobel
aussehen.«
    »Nein. Nur groß. Aber das rote
Auge sieht gut aus. Das alte wurde auch gefressen?«
    »Direkt aus der Höhle gesaugt von
einem dieser kleinen Bastarde.«
    »Wo hast du die Teile her?«
    Gwurm tätschelte den Beutel an
seinem Gürtel. »Es zahlt sich aus, vorbereitet zu sein.«
    »Was hast du noch da drin?«
    Gwurm öffnete den Beutel und sah
hinein. »Eine Zunge, ein paar Zähne, einen grandiosen großen Zeh, den ich mir
für besondere Gelegenheiten aufhebe.« Er schnürte ihn zu. »Und natürlich meine
Unaussprechlichen.«
    »Welche Unaussprechlichen?«
    »Na ja, wenn ich über sie sprechen
könnte, wären sie nicht unaussprechlich, oder?«
    »Oh. Da bewahrst du sie also auf.«
    »Natürlich«, antwortete Gwurm.
»Was hattest du gedacht? Wäre nicht sehr höflich, herumzulaufen und sie baumeln
so herum, dass alle Welt sie sehen kann, oder? Ganz zu schweigen davon, dass
ich sie lieber gut verpackt habe. Fördert die Zuverlässigkeit, wenn ich sie
brauche.«
    »Das denke ich auch.« Molch
grinste. »Aber der Beutel da scheint viel zu klein zu sein, um all das zu
tragen.«
    Gwurm verzog seine neue rote Nase
zu einem verstimmten Stirnrunzeln. »Damit du´s weißt: Nicht die Größe deiner
Unaussprechlichen zählt, sondern wie du sie einsetzt.« Er nahm die Nase ab,
knurrte sie an und brachte sie umgekehrt wieder an.
    »Das sieht besser aus, aber du
könntest ertrinken, wenn es regnet.«
    Der Troll drehte sie wieder
richtig herum und zuckte die Achseln. »
    »Weißt du, was du hättest tun
sollen? Du hättest die schlechte Nase vor dem Kampf anziehen sollen. So hättest
du jetzt immer noch deine alte.«
    »Das ist eine sehr gute Idee. Ich
werde beim nächsten Mal daran denken.« Er schielte mit seinem gelben und dem
roten Auge, um die Nase sehen zu können. »Bist du sicher, dass sie nicht
wenigstens ein bisschen nobel aussieht?«
    »Nein. Nur groß und rot.«
    Gwurm brummte.
    Molch kicherte.
    Es dauerte eine Stunde, bis ich
die rohe Magie aus den Goblings destilliert hatte. Der hohe Hügel wurde zu
einer kleinen Schale flüssigen Silbers reduziert. Es pochte, zog sich zusammen
und breitete sich wieder aus, als atme es. Molch und Gwurm sahen zu, als ich
einen Schleimpfropf heraushustete und in die pure Zauberei spuckte. Der
gelb-rote Klumpen lag oben auf der Flüssigkeit. Ich wedelte mit einer Hand,
grunzte - und die Spucke sank mit einem blubbernden Zischen langsam in das
Silber ein. Der Schlamm wurde dunkler und gurgelte.
    »Was tust du da?«, fragte Molch.
    Es war eine sinnlose Frage. Ich
konnte es ihm nicht erklären. In vielerlei Hinsicht wusste ich es nicht einmal
selbst. Hexenmagie ist kein exaktes Handwerk, und die Ausbildung der Grausigen
Edna hatte nie aus Routinestudien bestanden. Es ist eher eine Kunst, eine
Intuition. Meine Herrin hätte mich nicht eine Magie für jede Situation lehren
können. Das Leben ist viel zu unvorhersehbar. Aber ich wusste, dass es
funktionieren würde. Ich wusste es, ohne es zu wissen.
    Ich goss den Inhalt der Schale in
den Schmutz. Die mattgraue Flüssigkeit wirbelte herum, teilte sich in ein
Dutzend winziger Pfützen und vereinigte sich wieder. Ich beugte mich hinab und
brach die Oberfläche mit zwei Fingern. Sie kräuselte sich, und in ihrer Tiefe
formten sich Bilder. Die Kunst der Weissagung besteht in nichts weiter als den
Geist zu klären und darauf zu vertrauen, dass dir die Magie zeigt, was sie
will. Also sah ich zu und lernte.
    Molch starrte neben mir in die
Tiefen. Er sah gar nichts hinter den gleitenden grauen und schwarzen Mustern.
Sicher sahen sie in seinen

Weitere Kostenlose Bücher