Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
Augen hübsch aus, aber er konnte die Formen in den
Formen nicht erkennen. Da gab es Wiesen, eine vergessene Straße, eine Brücke,
lästige Halbfeen, einen Fluss und einen Ort der vergessenen Erinnerungen. Ein
Land, das nicht existierte, wartete am Ende. Es war keine genaue Landkarte,
sondern eine Bilderreise, die zu ihrer Zeit Sinn ergeben würde.
    Die silberne Pfütze verbrannte in
einer langsamen, gelben Flamme. Der Geruch von versengtem Moos und nassen
Wolfshaaren blieb zurück. Ein Flecken Gras spross spontan, entwurzelte sich
selbst und huschte als eine zufällige Nachwirkung der Tatsache, dass das
Universum die rohe Magie wieder aufsaugte, davon.
    »Hat es funktioniert?«, fragte
Molch.
    »Ja.«
    »Hast du den Weg zu unserer Rache
gesehen?«
    Es war technisch gesehen meine
Rache, nicht seine. Aber Dämonen hegen eine große Leidenschaft für Rache, und
ich war bereit zu teilen. Ich machte mir weniger Gedanken darum, meine Herrin
zu rächen. Fort Handfest vor noch mehr Leid zu bewahren, darin bestand mein
wahres Ziel. Der Beweggrund war unwichtig, und wenn ich durch das Eine das
Andere erreichen konnte, so war das ein Glücksfall.
    »Wann brechen wir auf?«, fragte
Molch grinsend.
    »Bald.«
    »Wie weit ist es?«
    »So weit es ist.«
    »Wird es Gefahren geben?«
    »Mit größter Sicherheit.«
    »Welche Art von Gefahren?«
    »Oh, die üblichen, nehme ich an«,
antwortete ich.
    Das Grinsen verblasste auf seinem
Schnabel. »Mit mir musst du nicht in Rätseln reden. Ich bin dein Vertrauter!«
    »Ja, aber man muss doch in Übung
bleiben. Jetzt geh und mach dich sauber.«

Molch war viel zu aufgeregt, um
böse zu sein. Er stürmte ins Zelt, um sich den Goblingschleim aus den Federn zu
waschen. Dann streckte er seinen Kopf noch einmal aus der Zeltklappe. »Bist du
sicher, dass wir den weißen Ritter mitnehmen müssen?«
    »Ziemlich sicher.«
    Auch das störte ihn in seiner
Begeisterung nicht weiter.
    Gwurm war immer noch mit seiner
roten Nase beschäftigt. Er drehte sie in die eine Richtung, dann in die andere.
Nichts sah richtig aus, vor allem, da ich einen eitlen Zug an dem Troll
entdeckte. Menschen mochten es seltsam finden, dass solch einer unansehnlichen
Kreatur eine unförmige Nase so wichtig war.
    Obwohl Gwurm der einzige Troll war,
den ich kannte, hatte ich doch das Gefühl, dass er für Trollmaßstäbe recht gut
aussah. Selbst wenn ich mich irrte, musste man nicht schön sein, um eitel zu
sein.
    Ich streckte eine Hand aus. »Kann
ich sie mal kurz sehen?«
    Er nahm den anstößigen Halbmond ab
und reichte ihn mir. Ich umschloss ihn mit beiden Händen, presste meine
Handflächen zusammen und rollte sie in vier kleinen Kreisen. Dann hielt ich
eine neue Nase hoch. Sie hatte genau seinen Grauton und war nur runder, weniger
gekrümmt.
    Er drehte sie sich ins Gesicht.
»Ig glaube, du had wad vergedden.«
    Ich nahm die Nase zurück und
piekte zwei Nasenlöcher hinein. Er hielt sie zwischen Fingern und Daumen und
studierte sie mit einem zusammengekniffenen Auge. »Nicht schlecht. Stark, ohne
überwältigend zu sein. Ausgezeichnete Symmetrie. Und ich glaube, sie wird
meinem Profil etwas mehr Charakter verleihen.« Er steckte sie an ihren Platz
und gab vor, nachdenklich in die Ferne zu blicken. »Was meinst du?«
    »Ziemlich gut aussehend«,
antwortete ich. »Vielleicht sogar einen Hauch nobel.«
    »Findest du wirklich?«
    »Natürlich.«
    Ich wandte mich zu meinem Zelt um.
    »Ich kann nicht umhin zu bemerken,
dass du wieder ganz bist«, sagte Gwurm.
    Ich hielt eine Hand hoch, die noch
Stunden zuvor aus ein paar Fäden blutigen Fleisches, das vom Knochen hing,
bestanden hatte. Jetzt war nicht einmal mehr eine Narbe sichtbar. Ich wackelte
mit den Fingern und spürte keinerlei Schmerz. Mein neues Bein war ebenso stark
und verlässlich wie das alte. Ich hatte gewusst, dass ich praktisch unsterblich
war, aber ich war vorher nie so schwer verletzt gewesen. Ich hatte gehofft, der
Schaden würde zumindest einen Tag anhalten.
    »Ich wollte dich nicht in
Verlegenheit bringen«, sagte Gwurm. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich, als
ich dich sah, wie du dich über das Feld geschleppt hast - das war gleich
nachdem du die Horde besiegt hattest - dachte, dass du der grässlichste und
fürchterlichste Anblick warst, den ich je gesehen hatte, eine Leiche, die dem
Tod und der ganzen natürlichen Welt spottet.« Er rückte seine Nase ein wenig
nach links und lächelte. »Ich dachte nur, du würdest es vielleicht gern
wissen.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher