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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ein
Vertrauter oder bloß eine Ente. Es gibt mehr in meiner Vergangenheit, als du je
wissen wirst.«
    Ich hatte zwar nie darüber
nachgedacht, aber ich war ja auch nicht unter der Vormundschaft der Grausigen
Edna geboren worden. Ein dämonenverseuchter Wasservogel musste gewiss eine
ebenso bunte Vergangenheit besitzen wie eine fluchbelegte Hexe.
    »Meinetwegen. Und ich nehme an, in
dieser Vergangenheit hast du auch
    Molch keuchte. »Sag seinen Namen
nicht! Hast du nicht zugehört?«
    »Haut zu Maden«, sagte ich, um ihm
das Gegenteil zu beweisen.
    »Geschwollene Zunge«, fügte Wyst
hinzu.
    »Prügelndes Herz«, sagte Gwurm.
    »Genau. Und das, wenn man nur
seinen Namen sagt. Niemand, der ihn je gesehen hat, hat lange genug gelebt, um
noch davon erzählen zu können.«
    »Für mich klingt das wie ein
Märchen«, sagte Gwurm achselzuckend. »Wenn jeder, der ihn je gesehen hat,
gestorben ist, woher weißt du dann überhaupt, dass er existiert?«
    »Weil keiner von den unglücklichen
Narren sofort gestorben ist. Zuerst wurden sie alle verrückt. Dann stolperten
sie zurück in die Zivilisation, bevor sie starben.«
    »Ich dachte, keiner hätte lang
genug gelebt, um noch davon erzählen zu können.«
    Molch verdrehte die Augen. »Das
ist nur so eine Redensart. Natürlich lebten sie lang genug, um davon zu
erzählen.«
    »Was ist mit den geschwollenen
Zungen?«, fragte Wyst aus dem Westen. »Wären geschwollene Zungen beim Erzählen
nicht im Weg?«
    »Das war nur der Freund meines
Freundes. Jeder stirbt auf andere Art. Manchmal platzen die Augen. Oder das
Hirn verflüssigt sich. Oder die Eingeweide verwickeln sich. Ich habe von einem
Mann gehört, der dazu verdammt war, sich selbst mit einer rostigen Axt in
Stücke zu hauen. Und ein anderer keuchte so vor Schreck, dass seine Lungen
explodierten.«
    »Klingt grässlich«, sagte Wyst.
    »Furchtbar grässlich.« Molch
schüttelte seine Flügel aus. »Entsetzlich und grauenhaft und schrecklich und
alle anderen furchtbaren Worte, die man sich vorstellen kann. Was auch genau
der Grund dafür ist, warum wir nicht über ihn sprechen sollten. Allein an ihn
zu denken ist schon gefährlich.«
    »Quatsch und Unsinn. Wir Trolle
glauben nicht an solche Albernheiten.« Gwurm zuckte vorsichtig mit den
Schultern, um mich nicht abzuwerfen. »Ich will verdammt sein, wenn ich vor
einem Zauberer Angst habe, der nichts Besseres zu tun hat als jemandem, der
seinen Namen ausspricht, verwirrte Eingeweide zu schicken. Selbst wenn er
existiert.« Er hob die Hände mit gekrümmten Fingern. Die Größe und Flexibilität
von Trollfingern machen sie ziemlich furchterregend, wenn sie so gehalten
werden. Wie große, krumme Klauen. »Der Seelenlose Gustav kann mich mal an den
Unaussprechlichen kratzen.«
    »Hör auf, seinen Namen zu sagen!«
    Gwurm wackelte mit seinem kleinen
Finger und verdrehte ihn dabei einmal komplett um sich selbst. »Wer? Der
Seelenlose Gustav? Willst du, dass ich nicht mehr Seelenloser Gustav sage? Denn
wenn du wirklich willst, dass ich nicht mehr Seelenloser Gustav sage, dann höre
ich sofort auf, Seelenloser Gustav zu sagen. Du musst es nur sagen.«
    »Hör auf, es zu sagen!«
    »Wie bitte?« Gwurm rückte sein Ohr
zurecht. »Was soll ich aufhören zu sagen?«
    »Hör auf, Seelenloser Gustav zu
sagen!«
    Penelope schlug die Ente mit ihren
Borsten aufs Hinterteil. Molch dachte, es sei der Zaubererzorn des Seelenlosen
Gustav höchstpersönlich und sprang aufheulend in die Luft. Er schlug wie
verrückt mit den Flügeln, fiel wieder auf die Erde und sprang steif zurück auf
die Füße. Sein Kopf ruckte vor und zurück, auf und ab. Meine untoten Ohren
hörten sein Herz hämmern.
    Gwurm grinste schief. Penelope
schüttelte sich. Selbst Wyst gluckste ganz leicht.
    »Na toll. Du hast mich dazu
gebracht, es zu sagen. Sehr lustig. Ich sage nur: Selbst wenn es ihn nicht
gibt, selbst wenn es nur eine Geschichte sein sollte, so ist es unnötig, das
Risiko einzugehen, wie unerheblich es auch sein mag.«
    Gwurm und Penelope entschieden,
dass sie Molch genug gequält hatten und stimmten zu. Aber der Zauberer blieb
ein Gesprächsthema. Obwohl er sich weigerte, auf Gwurms Schultern zu sitzen,
gab Molch der Versuchung nach, über den Seelenlosen Gustav zu sprechen, solange
sein Name unausgesprochen blieb.
    »Man sagt, er wurde ohne Seele
geboren«, sagte Molch. »Deshalb ist er so wahnsinnig und böse. Und dass er sich
an den Seelen von Jungfrauen gütlich tun muss, um zu überleben, wie die

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