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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Magen knurrte fast laut genug, um Wyst zu
wecken. Meine Wünsche waren für den Moment erfüllt, und so kehrte ich in die
tröstliche Dunkelheit zurück.
    Wyst wachte einen Augenblick
später halb auf. Obwohl ich ein Schatten war, würde eine blasse Erinnerung
zurückbleiben, die man leicht für einen verschwommenen Traum halten konnte. Er
drehte sich auf seine verwundete Seite, stöhnte und schlief wieder ein.
    »Du kannst aufhören, dich zu
verstellen«, sagte ich. »Ich weiß, dass du es gesehen hast.«
    Penelope glitt an meine Seite. Sie
legte sich zu meinen Füßen nieder.
    »Ist schon gut. Ich wusste die
ganze Zeit, dass du wach warst, also hast du nichts Falsches getan.«
    Sie stand auf und neigte sich vor,
dann zurück.
    »Es war sehr schön.«
    Penelope stupste mich sachte an.
    Ich grinste. »Wunderbar.«
    Mit einem fröhlichen Sprung und
einigem Wirbeln fiel sie in meine Hand. Ich war froh, dass sie es miterlebt
hatte. Dass jemand anders es gesehen hatte, verlieh dem Kuss Realität, und ich
vertraute auf das Stillschweigen meines Besens.
    So saß ich in der Dunkelheit,
grinste, wie eine Hexe es nie tun sollte, und wartete, dass die Sonne aufging.
     
     
    EINUNDZWANZIG
     
    Dieser Moment, wenn die Morgenröte
die Nacht fort brennt, war immer mein unliebsamster Teil des Tages, aber ich
entdeckte, dass die Welt ein dämmrigerer Tag ist, wenn man verliebt ist. Die
Sonne und ihre kompromisslose Helligkeit schienen an diesem Morgen
erträglicher.
    Die Erinnerung an meinen Körper,
dicht an seinem, mochte irgendwo in Wysts Geist ruhen. Einmal berührte er seine
Stirn, wo ich ihn geküsst hatte. Er lächelte, schüttelte den Kopf und tat es
sicherlich als sonderbaren Traum ab. Selbst weiße Ritter mussten diese Art von
Träumen haben. Fluchbelegte Hexen hatten sie jedenfalls. Manchmal sogar, wenn
ich wach war.
    Wir brachen das Lager ab und
setzten unsere Suche fort. Wyst und ich sprachen den ganzen Vormittag nichts
miteinander. Es war unsere Gewohnheit, tagsüber wenig zu sprechen, und fast
alle dieser Wortwechsel waren auf die Suche bezogen. Seine Wunde verheilte -
nach der Leichtigkeit seiner Bewegungen zu urteilen - gut. Meine irdische
Medizin und sein Zauber ließen ihn sich viel schneller, als es normal war, von
Verletzungen erholen. Dazu sagte ich nichts.
    Molch verbrachte den Morgen mit
Beschwerden. Er hatte viel, worüber er sich beschweren konnte, und der Dämon in
ihm hatte kein Problem damit, alle wissen zu lassen, wie unzufrieden er war.
Ich fand es amüsant, dass eine Kreatur ohne ein Quäntchen Mitgefühl Mitleid
erwarten konnte, aber es war gar nicht so sonderbar. Dämonen besitzen Empathie,
wenn auch nur für sich selbst.
    Ich lauschte Molchs Klagen nur zu
gern. Ich hatte einen Grad von Zuneigung für seine Makel entwickelt, wie sie
der Lauf der Zeit oft begünstigt. Ich denke, wir hatten sein Gemurre alle
vermisst. Selbst Wyst lächelte, während sich Molch Luft machte.
    »Wohin hast du mich überhaupt
geschickt?«
    »Es hat keinen Namen. Wenn es
einen hätte, könnte es gefunden werden, und wenn man es finden könnte, wäre es
nicht mehr der Ort, wo verlorene Dinge hingehen.«
    »Du hast auch keinen Namen«, sagte
Molch. »Und man kann dich trotzdem finden.«
    »Vielleicht nur, weil ich es
erlaube.«
    Er warf mir einen seiner üblichen
zweifelnden Blicke zu. Ich muss zugeben, dass ich ihn vermisst hatte. »Wo es
auch war, es roch nach nassem Kobold. Und es gab dort viel zu viel furchtbares
Licht. Und ständig fielen Dinge vom Himmel.«
    Gwurm stöpselte sein Ohr aus und
steckte es an die rechte Seite seines Kopfes, um Molch besser hören zu können.
»Was für Dinge?«
    »Ringe. Grale. Ein verlottertes,
gelbes Vlies. Es gab da einen Berg von Schlüsseln und Münzen und ein Feld
voller Stiefel, aber kein passendes Paar.«
    »Keine Trollohren?«, fragte Gwurm.
    »Nicht, dass ich es bemerkt hätte,
aber es war ein sehr unordentlicher Ort. Vor allem für einen Ort, der keinen
Namen hat und nicht gefunden werden kann.«
    »Schade. Wenn du eines Tages
wieder hinkommst, würde es dir etwas ausmachen, danach Ausschau zu halten?«
Gwurm kicherte.
    Molch sträubte bei diesem Gedanken
die Federn.
    »Noch drei Prüfungen«, bemerkte
er. »Welche war das überhaupt? Kampf, schätze ich.«
    »Es könnte Magie gewesen sein«,
antwortete ich. »Chimären sind magisch. Oder es hätte auch Gefahr sein können.
Chimären sind Monster. Und es hätte ebenso gut Stärke sein können, eine
Erprobung von physischer

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