Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
sehr ernst nehmen müssen. Aber darum kümmern wir uns später. Jetzt werden wir erstmal etwas anderes tun!»
«Was werden wir tun?», frage ich lahm und finde es schon sehr verwunderlich, dass meine Mutter offensichtlich eine schriftliche Übersetzung dieser verdammten Prophezeiung mitgeliefert bekommen hat.
«Was wir Hexen üblicherweise so zu tun pflegen. So, jetzt ab und die Erdlinie anheizen.»
Sie legt auf, bevor ich fragen kann, wo sie eigentlich ist oder auch nur ansatzweise erfahre, was hier eigentlich los ist. Alle gucken mich an. Ich gucke erstmal nur zurück.
«Es hängt alles zusammen», sagt in diesem Moment des stumpfen Starrens eine Stimme, die ich nicht kenne.
Die einzige unbekannte Stimme, weil bisher noch nicht zum Einsatz gekommen, ist Marias, und so gucken jetzt alle sie an. Sie spricht Deutsch mit einem kleinen Akzent und guckt wiederum Vincent wütend an. Oder ist es eher Fassungslosigkeit, was sich da in ihren hübschen klaren Gesichtszügen tummelt?
Ihr Kommentar zumindest bezieht sich ganz offenbar auf das Telefonat mit meiner Mutter, welchem sie als hellhöriger Gestaltwandler natürlich problemlos folgen konnte.
Vincent sagt nichts, er schließt nur die Augen und lehnt den Kopf gegen das Sofa.
«Klärt uns bitte mal auf», fordert Nicolas in diesem Moment und seine hellblauen Augen fangen ein klein wenig an zu Glimmen. Das tun sie immer, wenn er aufgewühlt ist oder in seinen Vampir-Modus springt. Ich tippe auf Ersteres.
Da Vincent immer noch schweigt, legt Nicolas ihm eine Hand auf die Brust und schiebt sein Gesicht dicht an Vincents heran. «Kater, was ist hier los?», fragt er sehr akzentuiert und hebt dabei eine Augenbraue.
Die Tatsache, dass Vincent diesen Körperkontakt zulässt, erstaunt mich, zeigt mir aber auch, dass die beiden mittlerweile tatsächlich den Status «sehr gute Freunde» haben. Sonst hätte Vincent ihn spätestens jetzt gebissen.
Stattdessen öffnet er die Augen und murmelt: «Maria ist meine Schwester.»
«Hallo Maria», sagt Florentine und bietet ihr spontan Chips aus einer der Schüsseln an.
«Maria. Schwester. Nicht deine Geliebte. Das ist doch schon mal sehr positiv. Und weiter?»
Nicolas starrt Vincent immer noch an.
«Geliebte! Bitte!», sagt dieser angemessen entrüstet. «Maria ist hier, um mich nach Brasilien zu holen. Dort läuft einiges … schräg.»
Der letzte Satz ist leider kein Satz, der Informationen transportiert, was Sätze ja gemeinhin sollten, und der erste Satz sticht mir ins Herz.
Maria kommt auf die Beine und umrundet den Couchtisch. Dann bleibt sie direkt davor stehen. «Schräg!» Sie schüttelt energisch den Kopf. «Nicht schräg, gefährlich. Für alle!» Ihr Akzent ist zauberhaft, aber ihre Jaguaraugen blitzen bei diesen Worten golden auf. Das ist weniger zauberhaft. «Es gibt etwas, was um jeden Preis verhindert werden muss. Als Vicente gegangen ist, haben wir geglaubt, die Gefahr im Griff zu haben. Jetzt aber verlieren wir die Kontrolle. Er muss mit mir kommen.»
«Maria, sei still!», fährt Vincent sie in diesem Moment mit einem harschen Fauchen in der Stimme an.
Ein Ton, den ich noch nie bei ihm gehört habe. In seinen Augen blitzt plötzlich warmes Gold auf, und ich atme erschrocken ein. Vincent ist ein Rudelführer, ein Alpha durch und durch. Es fällt im Alltag nicht mehr sonderlich auf, vielleicht habe ich mich auch einfach nur daran gewöhnt, zumal ich relativ immun gegen männliche Macht bin, aber hier und jetzt durchfährt mich seine Kraft wie ein Schwerthieb. Manchmal vergesse ich seine Andersartigkeit.
«Ich bin nicht still», sagt Maria.
Obwohl sich ihr Ton verändert hat und sie wesentlich leiser spricht als vorher, widersteht sie der Macht, die Vincent ganz offensichtlich über sie hat. Wenn sie seine kleine Schwester ist, ist sie ihm untergeordnet, und dann kostet es sie alle Kraft, sich daraus zu befreien und weiterzusprechen. Was sie schließlich doch bleiben lässt, weil der Blick aus Vincents jetzt überhaupt nicht mehr menschlichen Augen absolut mörderisch ist. Sie schließt den Mund und tritt einen Schritt zurück.
«Still!», knurrt er tief.
Bevor ich denken kann, sagt mein Mund: «Sprich nicht so mit deiner Schwester!», woraufhin besagte Schwester einen erschrocken Laut von sich gibt.
Vincent steht auf und bewegt sich so wenig menschliche durch den Raum, dass ich ihn für einen Moment kaum wiedererkenne. Die Raubkatze ist direkt unter der Oberfläche, und in mir regt sich das erste Mal
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