Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Vincent herumzuschwirren. Ich schüttle leicht den Kopf, weil das meinen empfindlichen und vor allen Dingen immer noch leeren Hexenmagen kitzelt, und trete leise fluchend einen Schritt zurück.
Ich liebe Vincent. Aber das ist wieder einer dieser Morgen, an denen ich fast sehnsuchtsvoll an mein Leben alleine, also nur mit mir, denken muss. Da wurde ich nicht zur Zwangskommunikation vor dem ersten Kaffee gezwungen und irgendwelche Großkatzen lagen auch nicht auf meiner Arbeitsplatte herum.
Ein leichtes Surren zieht durch den Raum und einen Atemzug später sitzt mein Freund im Schneidersitz vor mir. Er trägt nur die übliche Jeans und seine wieder langen schwarzen Haare fallen in wilden Fontänen auf seine Schultern. Seine dunklen Augen blitzen mich an und geschmeidig kommt er auf die Knie, um in einer einzigen eleganten Bewegung von der Theke zu springen. Okay … Dieser Anblick ist dann doch ausgesprochen sexy und in dieser Form stellt er sehr wohl eine enorme Herausforderung für meinen Hormonhaushalt dar. Spontan beschließe ich, ihm zu verzeihen.
Er umrundet mich und gibt mir einen sanften Kuss auf die Halsbeuge, dabei streift seine Hand meinen Rücken und mir jagt eine Gänsehaut über den Körper.
«Ich vergebe dir, Kater», murmele ich leise, löse mich aber im nächsten Moment aus seiner fester werdenden Umarmung. Gucken geht zwar schon, aber für andere Dinge ist es einfach zu früh. Sprechen gehört dazu. Sex leider auch. Da bin ich eigen. Schließlich bestehe ich zu zehn Prozent aus Wasser und zu neunzig Prozent aus Koffein. Da ich nachts keinen Kaffee trinke, gilt es diesen lebensnotwendigen Level umgehend nach dem Aufstehen wieder herzustellen, sonst bleibt mein Großhirn komatös und ich kann nur rudimentär am Leben teilnehmen.
Energisch lasse ich also Vincent stehen, ignoriere seinen mir im Nacken kribbelnden Blick und steure meinen Kaffeevollautomaten an. Ich drücke einen Knopf, stelle eine Tasse drunter und bekomme Kaffee. Ich liebe meinen folgsamen Kaffeevollautomaten. Und noch mehr liebe ich ihn, seit ich ihm abgewöhnt habe, zu piepen oder zu sprechen. (Ja, er kann sprechen. Und er ist sogar mehrsprachig.)
«Du auch?», frage ich und ernte Schweigen. Die Stille hinter mir veranlasst mich dazu, einen Blick über die Schulter zu werfen.
Vincent lehnt immer noch am Türrahmen. Seine Miene ist plötzlich distanziert und durch seine Gesichtszüge huscht etwas Dunkles.
«Möchtest du auch einen Kaffee?», konkretisiere ich mich und versuche seine plötzliche Erstarrung mit Lautstärke zu durchdringen. Manchmal funktioniert das. Abrupt schüttelt er den Kopf, wirft mir einen letzten Blick zu und ist verschwunden.
Er kann sich schneller bewegen, als das menschliche Auge in der Lage ist zu erfassen. In gewissen Lebenslagen eine recht sinnvolle Fähigkeit, in meiner Gegenwart nervt es mich allerdings und führt dazu, dass ich schon einige Male sehr schmerzhaft über ihn gestolpert bin.
«Dann halt nicht», rufe ich ihm hinterher und widme mich (endlich, endlich, endlich) meinem ersten Kaffee.
Das Koffein hilft sämtlichen immer noch im Tiefschlaf befindlichen Hirnregionen langsam aufzuwachen, und ich blicke in meinen, jetzt doch endlich mal vom goldigen Morgenlicht beschienen, Garten. Ein erneuter Blick zur Uhr sagt mir, dass ich noch viel Zeit habe, bevor ich Häuser verticken und Typen wie Dr. Wegener ertragen muss, und so schlüpfe ich barfuß in meine Sneaker und laufe samt der Kaffeetasse auf meine Terrasse. Dort setze ich mich erstmal auf den alten Holzfußboden, der dringend mal von fachkundiger Hand gestrichen werden müsste, was dann vermutlich meine fachkundige Hand sein wird. Gedanklich setze ich diese Tätigkeit auf Platz 89 meiner aktuellen To-do-Liste, lehne mich an die Hauswand und betrachte meinen langsam erwachenden Garten.
Jetzt im Juni blühen einige meiner Beete schon wunderschön und endlich beglückt mich auch mein wallewalle Schleierkraut zwischen den kleinen rosa Rosen mit ersten sich öffnenden Knospen.
Die Liebe zur Natur ist mir als Erdhexe schon in die Wiege gelegt worden, aber dass ich mich vor Verzückung auf dem Boden kringeln könnte, wenn meine sommerlichen Blumen-Kompositionen in farblicher Harmonie vor sich hin wachsen, liegt wohl auch an der Konditionierung meiner Mutter. Ebenfalls eine Erdhexe ist Smilla Brevent das gärtnerische Pendant zu Jamie Oliver. Sie hat nicht nur hexerisch einiges drauf, sie kann auch Blumen zum Wachsen bringen, die der
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