Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
indem sie alle drei Sekunden «clock aaacht» schreit. Ich dachte immer, Hühner gackern. Dieses nicht. Dieses schreit mich an.
Ich würde mich jetzt so viel lieber einfach auf mein Sofa legen. Oder gleich ins Bett. Ich könnte auch auswandern. Oder versuchen mich wegzubeamen. Heute geht mir aber auch wirklich alles gehörig auf die Nerven. Ich bin nur froh, dass Nicolas mittlerweile mit seiner eigenen Erdlinie Magie praktiziert, sonst würde der heute Nacht auch noch hier herumhüpfen und meine eh schon strapazierten Nerven zusätzlich belasten.
Ich krieche auf dem Rasen herum, während Elfriede sich etwas beruhigt hat und jetzt eifrig nach Regenwürmern pickt, als jemand sagt: «Hallo, Elionore.»
Die Stimme kenne ich und irgendeine seltsame Instanz in mir freut sich, was nun wirklich sehr schräg ist. Die Stimme gehört nämlich Pax. Und über den freuen sich sämtliche anderen Instanzen meiner Persönlichkeit nun überhaupt nicht. Ich hebe den Kopf und er steht in seiner typischen hoheitsvollen Anmut vor mir auf dem Hof. Da ich immer noch auf den Knien hocke, ist er groß. Noch größer, als er eh schon ist.
«Pax», seufze ich und atme einmal tief durch. Elfriede pickt ungerührt weiter. Die Anwesenheit eines Ex-Engels kann sie wohl in ihrem kleinen Huhn-Hirn gut ausblenden.
«Ich brauche mein Auto.»
Natürlich, nach fast einem Jahr kann ich ihm das nicht verdenken. Er hat den Maserati noch nicht zurück, weil ich ihm nicht über den Weg laufen wollte. Das habe ich jetzt davon. Jetzt ist er hier.
«Ja! Nimm ihn und gut ist!», fauche ich genervt.
«Schlecht drauf?» Er hebt fragend eine Augenbraue und legt den Kopf schräg.
«Nein, ich bin verdammt noch mal nicht schlecht drauf. Ich mag dich nur einfach nicht. So!»
Ich versetze dem Kaninchendraht, mit dem ich Elfriede gerade eine Sicherung für Luftangriffe baue, einen Tritt und setze mich auf den Hintern.
«Das tut mir leid», sagt Pax, und ich scanne seine Stimme vergeblich nach einem sarkastischen Unterton. Da ich nichts finden kann, blicke ich wieder auf.
Pax ist eine sehr mächtige Erscheinung und er kann wirklich seltsame Dinge tun. Jetzt gerade steht er lässig mitten auf meinem Hof herum, eine Hand auf seinen Stock mit Silberknauf in Form eines Totenkopfes gestützt, und strahlt Dominanz aus wie eine Mikrowelle Strahlen.
«Tut mir leid», murmele ich und komme auf die Füße.
Pax hat ursächlich dazu beigetragen, dass Nicolas das letzte Jahr überlebt hat. Und Florentine, Nicolas’ Liebste, himmelt Pax an. Sogar Vincent findet ihn ganz spannend. Seinen Mordanschlag auf mich habe ich ihm verziehen. Also nicht ich direkt, das war wieder so eine seltsame Instanz in meinem Innersten, die mir ein Jahr lang beharrlich zuflüsterte, dass er aus Sorge um Heya und Flo so gehandelt hatte.
Aber meine Mutter hasst ihn mit jeder Faser ihres Herzens. Ein guter Grund, es ihr nachzutun. Auch wenn es etwas gibt, was sich freut, ihn zu sehen, ein anderer Teil hat Angst vor ihm. Angst habe ich nicht so gerne, und so war es wohl auch dieses Gefühl, was mich daran gehindert hat, meinen kleinen Italiener etwas zeitnaher aus Hamburg abzuholen.
«Was ist los mit dir, Eli?» Immer noch hat er den Kopf schräg gelegt, seine Stimme ist tief und samtig.
«Ach, ich bin genervt. Hatte blöde Termine und jetzt auch noch ein Huhn am Hals, das morgens mit zerstampften Vollkornkeksen gefüttert werden muss. Ich glaube, ich brauche Urlaub und Schlaf. Das würde schon helfen.»
Er grinst. Ich grinse zurück. Will ich gar nicht. Mein Gesicht entscheidet sich ganz alleine für diese Mimik. Hinterhältiges Ding.
Wir grinsen uns für einen Moment an und schlagartig geht es mir besser. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Positive Schwingungen nach so einem Tag, ausgelöst durch die bloße Anwesenheit von Pax.
«Willst du einen Kaffee?», frage ich deshalb und erhebe mich.
Er schüttelt den Kopf und wirft mir den Schlüssel für mein Auto zu. Ich fange aber offensichtlich nur Dinge, die glühend heiß sind, wie der von Florentine geschickte Ring, der mir vor über einem Jahr von meiner Erdlinie entgegengespuckt wurde. Der Schlüssel fällt klappernd mitten in Elfriedes Gehege.
«Lass mal die Lenkung anschauen, der zieht irgendwie nach rechts», sagt er.
«Das tut er schon immer, das liegt nicht an ihm. Und du lass dir mal einen neuen Motor einbauen, die Kiste säuft achtundzwanzig Liter auf hundert Kilometer, das ist sehr fraglich», antworte ich trocken und
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