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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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englische Dame und den Gentleman zu retten. Seit Sonnenuntergang, seit der Sturm sich gelegt hatte, sei ganz Assyut auf der Suche nach ihnen.
    Rupert legte Mrs. Pembroke einen Finger an die Lippen. Vorsichtig wich er mit ihr weiter zurück - bis sie an eine Wand stießen.
    Weiter ging es nicht.
    Rupert stellte sich schützend vor sie.
    Eine Ewigkeit war nichts zu hören außer ihrer beider Atem. Die Banditen lauschten oben gewiss ebenso angestrengt. Aber sie müssten schon näher kommen, um ein Lebenszeichen zu vernehmen.
    Dann sprach jemand. Und noch jemand, etwas lauter. Sie schienen sich zu streiten. Rupert schnappte ein paar Worte auf: Ingleezi, Dschinn, Afrit.
    Sprachen die etwa über ihn?
    Tom hatte Ruperts übermenschliche Kräfte in den schillerndsten Farben geschildert, um den kashef von Minya zur Kooperation zu bewegen. Der Junge hatte einige Vorfälle, die sich während der Reise zugetragen hatten, maßlos übertrieben und ausgeschmückt und als Beweis dafür angeführt, dass sein Herr sich bester Beziehungen zur Geisterwelt erfreue. Zudem solle Rupert auch noch über die furchteinflößende Gabe verfügen, Widersacher mit „dem Auge“ zu bannen - sprich Fluch und Verderben auf sie kommen zu lassen.
    Er drehte sich um und fragte, seine Lippen dicht an Mrs. Pembrokes Ohr: „Worüber reden die?“
    „Hier unten spukt es“, flüsterte sie. „Warum hinunterklettern, wenn die Dämonen oder der Hunger uns bald hinaufjagen werden?, fragt die eine Fraktion. Die anderen fürchten indes, wir könnten einen Ausgang finden. Sie ...“ Sie verstummte jäh, weil der Streit über ihnen ebenfalls verstummt war.
    Am Zugang des Schachtes regte sich etwas. Jemand schien die Begegnung mit Dämonen auf sich nehmen zu wollen. Rupert lud seine Pistole durch.
    Noch bevor er unten in der Kammer ankam, war der Mann deutlich zu erkennen, trug er doch eine Fackel bei sich und wurde zudem von den Fackeln der oben Wartenden angestrahlt. Aber er hatte Rupert und Mrs. Pembroke noch nicht entdeckt, die im Schatten verborgen standen. Dem Vernehmen nach folgte ihm auch ein zweiter Bandit.
    Rupert zielte.
    Da flog etwas an ihm vorbei, und der Mann sackte zu Boden.
    Wortlos drückte Mrs. Pembroke Rupert einen harten, unförmigen Gegenstand in die Hand. Einen Gesteinsbrocken.
    Er verstand sofort, bückte sich und klaubte weitere Steine zusammen. Als der zweite Bandit sich blicken ließ, schleuderte Rupert sein Geschoss, so kräftig er nur konnte. Treffer! Der Mann ging zu Boden.
    Jemand rief von oben herab.
    Noch während von oben gerufen wurde, packte Rupert einen der bewusstlosen Banditen bei den Füßen und zog ihn tiefer ins Dunkel der Kammer. Mrs. Pembroke schnappte sich kurzerhand den andern.
    Bei Gott, was für eine wunderbare Frau!
    Steingeschosse statt Feuerwaffen, nahezu lautlose Eliminierung. Das war einfach und wirkungsvoll und viel besser, als mit der Pistole herumzuschießen. Die Kugeln wären an den Felswänden abgeprallt, ihnen um die Ohren geflogen und hätten womöglich gar die ganze Kammer zum Einsturz gebracht.
    Mehrere Stimmen riefen nach Amin und Omar. Die oben wartenden Banditen schienen sich nicht sicher, was dort unten lauerte: lohnende Beute oder dürstende Dämonen.
    Im Schutz des allgemeinen Aufruhrs sagte Rupert: „Wenn sie runterkommen ...“
    „Helfen Sie mir, die beiden in den Sarkophag zu heben“, flüsterte sie.
    „In den Sarko... Was?“
    „Ich kann nicht einfach kaltblütig jemanden umbringen“, erwiderte sie. „Aber wir haben nichts, womit wir die beiden fesseln könnten. Hier. Die Sargplatte ist zerbrochen.“
    Die Fackeln der Männer lagen dort, wo sie sie hatten fallen lassen. Eine brannte noch schwach und erhellte nur wenig, weshalb Rupert zunächst auch nicht viel erkennen konnte. Aber Mrs. Pembroke zog einen der beiden Männer bereits dorthin, wo er den Sarkophag vermutete. Rupert nahm sich den zweiten und ließ sich von ihrem angestrengten Keuchen leiten.
    Die Männer in den Sarg zu hieven war gar nicht so schwer. Schwieriger war es, sie dort einzusperren. Rupert schob die Reste der zerbrochenen Platte über sie - das sollte die beiden zumindest etwas aufhalten, denn er hatte wenig Hoffnung, dass sie so lange bewusstlos blieben, bis ihre Kumpane aufgaben und verschwanden.
    Wäre es nicht doch klüger, die beiden jetzt gleich zu töten? Mit einem Messer wäre das im Nu erledigt, und lautlos noch dazu.
    Doch alles in Rupert sträubte sich. Er hatte noch niemanden getötet, nicht einmal

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