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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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draußen ist jemand, und ich ... Still!“
    Rupert lauschte.
    Stimmen. Männerstimmen. „Vielleicht die beiden Soldaten?“ Er stand auf und begann sich anzuziehen.
    „Es sind mehr als zwei“, flüsterte Daphne. „Hermione war abermals unruhig geworden, und als ich nach ihr sah, habe ich sie draußen gehört. Ich weiß nicht, ob sie Hermione bemerkt haben. Aber ich weiß, dass sie nach uns suchen.“
    „Wird ja auch Zeit, dass ...“
    Ihre Hand schloss sich über seinen Mund. „Ich habe sie darüber streiten gehört, ob man Sie umbringen oder als Geisel nehmen solle. Wir müssen uns verstecken.“
    Rupert zog ihre Hand weg. Eilig band er sich die Schärpe um die Hüften, suchte seine Pistole und steckte sie hinein. „Wir können uns nicht verstecken“, sagte er. „Erstens ..."
    „Seien Sie still, und tun Sie, was ich sage“, unterbrach sie ihn. „Dieses tiefe Brummen, das Sie für ein Flüstern halten, ist weithin zu hören.“ Sie schob ihn vor sich her. „In die hintere Grabkammer.“
    Er hatte keine Ahnung, wo er hinsollte. Die Kerze war erloschen, oder sie hatte sie wohlweislich gelöscht. Die Finsternis war undurchdringlich. Doch da nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich, und wie es schien, wusste sie ganz genau, wo sie hinwollte.
    Diesmal dauerte es nicht so lange, bis er zu der inneren Grabkammer gelangte.
    Von der aus kein Gang weiterführte.
    „Hier sitzen wir in der Falle“, murmelte er. „Genau das versuchte ich ja eben zu sagen. Es sei denn, Sie haben einen Geheimgang entdeckt.“
    „Keinen richtigen Gang ...“, meinte sie.
    „Was dann?“ Er tastete die Wände ab und fand eine Einbuchtung.
    Da fiel es ihm wieder ein: die Skizzen in der Description de l’Egypte, über die sie ihn vorhin belehrt hatte ... die Gräber sind nach einem genau durchdachten System angelegt. Jeder Schacht hat zunächst mal einen Zugang, so wie diese Nischen hier.
    Sie zog ihn am Arm. „Nicht die mittlere Nische. Diese hier.“
    „Wir werden uns also in einem Grabschacht verstecken“, meinte er. „Grandioser Plan.“
    „Einen anderen Ausweg gibt es nicht“, erwiderte sie. „Ich habe vorhin die gesamte Kammer erkundet, da ich von Gräbern in Theben gelesen hatte, die wahre Labyrinthe seien - was auf dieses hier leider nicht zutrifft.“
    Noch während sie sprach, zog sie ihn mit sich. „Beeilen Sie sich“, sagte sie.
    Nun konnte auch Rupert die Stimmen hören, gedämpft und scheinbar aus weiter Feme, doch er wusste, dass dies täuschte, denn anders als bei einer Pyramide mit ihren weitläufigen Korridoren würden die Männer, so sie denn Kerzen und Fackeln bei sich hatten, was anzunehmen war, im Nu hier unten sein.
    Er würde sich ihnen gestellt und gekämpft haben, doch er konnte nicht einschätzen, mit wie vielen Banditen er es zu tun hatte und wie viele draußen noch warteten. Und wenn sie ihn umbrachten, was sollte dann aus ihr werden?
    „Lassen Sie mich vorausgehen“, sagte er, wenngleich sein gesunder Menschenverstand ihm abriet. Ein enger Schacht, an dessen Ende wahrscheinlich eine ebenso enge Sargkammer war. Wer ihnen dort unten an den Kragen wollte, würde leichtes Spiel haben.
    „Nein, ich gehe voraus“, entgegnete sie. „Ich weiß, wo wir hinmüssen. Oh, beeilen Sie sich doch! Ich kann sie schon deutlich hören. Bücken Sie sich, auf allen vieren ist es weniger gefährlich voranzukommen. Hier müsste doch ... ah, hier ist es. Hier, fühlen Sie.“
    Sie nahm seine Hand und schloss sie um den Rand einer schmalen Öffnung. „Hier“, wiederholte sie. „Ich habe vorhin nachgesehen - der Schacht ist bis nach unten freigelegt.“
    „Ich gehe voran“, sagte er.
    Der Schacht fiel in einem steilen Winkel ab. Rupert kroch rückwärts hinunter. Das letzte Stück rutschte er. Dicht hinter ihm folgte Mrs. Pembroke in derselben Manier. Die Sargkammer stellte sich indes als überraschend geräumig heraus, doch der Boden war übersät mit allerlei Unrat, und von allem stieg der unerfreuliche Geruch auf, der auf jahrtausendealte Tote schließen ließ.
    Ihm blieb jedoch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Kaum hatte Mrs. Pembroke die Kammer erreicht, hörte er die Stimmen. Eilig zog er sie vom Schacht fort.
    Wo sie eben noch gestanden hatten, schien nun helles Licht herab, und jemand rief etwas auf Arabisch hinunter.
    Rupert lud seine Pistole.
    Da meldete sich jemand auf Französisch mit schwerem Akzent zu Wort. Es gebe nichts zu fürchten. Er und seine Freunde seien gekommen, um die

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