Eine hinreißend widerspenstige Lady
müssen, um dort abermals mit der lästigen Suche nach einer Braut zu beginnen. Er könnte auf Jahre in Ägypten bleiben. Und wenn er zurückkehrte, würde er es mit Ruhm, Glanz und Gloria tun.
Aber jemand war ihm in die Quere gekommen. Archdale, einer der ganz großen Sprachgelehrten dieser Welt, könnte in tödlicher Gefahr schweben, derweil der missratene Sohn des Earl of Hargate seine Nase unter die Röcke der künftigen Vicountess Noxley steckte.
Und so hatte Lord Noxley nach Ghazi geschickt.
Ghazi war die mörderische rechte Hand Seiner Lordschaft.
Lord Noxley berichtete ihm, was geschehen war, und wollte wissen, warum er als Letzter davon erfahren hatte.
„Ich werde ein paar Männer hinunter in die Altstadt schicken“, sagte Ghazi. „Sie werden herausfinden, wer Ihren Freund entführt hat. Aber ist es nicht seltsam? Erst entführen sie den Mann. Das verstehe ich ja noch - sie wollen Lösegeld. Aber nun haben sie auch den Papyrus gestohlen. Das verstehe ich nicht. Der Händler Vanni Anaz hat einen unerschöpflichen Vorrat davon. Er beschäftigt Leute, die sie ihm schreiben. Überall in den Dörfern kann man welche kaufen. Warum einen stehlen?“
Lord Noxley erklärte es ihm.
„Ah“, machte Ghazi. „Aber stimmt das?“
„Jemand scheint es anzunehmen“, sagte Lord Noxley.
„Bestimmt Franzosen“, meinte Ghazi. „Die werden immer verzweifelter.“
Was daran lag, dass Lord Noxleys Leute die Franzosen höchst erfolgreich von den einträglichsten Ausgrabungsstätten vertrieben. Er war sich indes nicht sicher, ob die Vorkommnisse allein als Verzweiflungstaten zu erklären waren. Sollte er sich in Archdale geirrt und für gelehrte Zurückhaltung gehalten haben, was in Wahrheit Verheimlichung war?
„Wer verfügt über die nötigen Mittel und die Skrupellosigkeit, solche Verbrechen zu begehen?“, fragte er.
Außer ihm selbst gab es nur einen, der den Anforderungen genügte.
„Duval“, sagte Ghazi.
„Das will ich wohl meinen.“
„Ich werde mit seinen Leuten reden.“
Reden war, wie beide Männer wussten, ein Begriff für ein sehr weites Betätigungsfeld.
Lord Noxley wusste, dass Ghazi keiner genaueren Anweisungen bedurfte, und so fügte Seine Lordschaft nur noch hinzu: „Und auch mit diesem dämlichen Carsington.“ Er ließ eine kurze Beschreibung von Lord Hargates viertem Sohn folgen. „Er wird morgen in Gizeh sein. Ich will ihn aus dem Weg haben.“
Mittwoch, 4. April
Kurz vor Tagesanbruch fand Rupert sich wie beordert beim Domizil von Mrs. Pembroke ein.
Sie würden mit Gefolge reisen. Wie sich gestern Abend herausgestellt hatte, hatten ihre feige geflüchteten Dienstboten sich während ihrer Abwesenheit wieder ins Haus geschlichen - alle, bis auf Ahmed -, weshalb sie beschlossen hatte, dass sie mit nach Gizeh kommen sollten.
Rupert brauchte eine Weile, diese Neuigkeit zu begreifen, denn zunächst einmal galt es, ihre Aufmachung zu verarbeiten.
Sie hatte die schwarze Seide gegen orientalisches Kostüm getauscht: braune, goldbesetze Jacke über strahlend blauen Pluderhosen. Und ein Turban. Sie würden so tun, als sei sie ein Mann - sein maltesischer Übersetzer -, ließ sie ihn wissen.
Nur ähnelte sie in keiner Weise einem Mann, sei er nun Malteser oder nicht. Rupert fühlte sich vielmehr an Haremsdamen und Tänzerinnen erinnert. Dem folgten sogleich Gedanken, in denen Kleidung nur mehr eine untergeordnete Rolle spielte.
Er musste daran denken, wie überrascht er gewesen war, als er sie aus dem Sattel gehoben hatte: leichter als erwartet, aber wohlgerundet. Fast meinte er sie noch unter seinen Händen zu spüren: die schmale Taille ... die geschwungenen Hüften. Eine vertraute Wärme, die keineswegs von den morgendlichen Temperaturen herrührte, breitete sich in tiefer gelegenen Regionen aus. Und so dauerte es ein Weilchen, bis er sich wieder auf Geschäftliches konzentrieren konnte.
Der alberne Turban machte es auch nicht besser. Er flehte förmlich danach, von Rupert abgewickelt zu werden, wobei er sie wie einen Kreisel rundherum im Kreis drehen würde, bis ihr ganz schwindlig wurde und sie kicherte ... sie dann aufzufangen ...
Aber das konnte er nicht machen. Noch nicht. Wenn er zu rasch zu Werke ging und sie seinen Mund und seine Hände dort fand, wo sie meinte, dass sie nichts verloren hätten, würde er sich flugs bei Salt wiederfinden. Und der würde Rupert in die Wüste schicken, wo er Einheimische dabei beaufsichtigen müsste, wie sie im Sand nach Steinen gruben.
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