Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
wenig weiterhelfen können. Ja, sie erinnerten sich an einen Engländer mit „weißem“ Haar. Vor ein paar Tagen sei er da gewesen. Aber niemandem war etwas Ungewöhnliches aufgefallen.
    Mr. Carsington kletterte von dem Gestein herunter und gesellte sich zu ihr. Dabei öffnete er den Knopf am Kragen seines Hemdes, das ihm nun über der Brust weit auseinanderklaffte. Daphne wandte ihren Blick von der unendlichen Weite gebräunter Brust ab und richtete ihn auf die Pyramide.
    „Warum fand Lord Noxious es seltsam, dass Ihr Bruder hierherkommen wollte?“
    „Lord wer?“
    „Sie haben mich schon verstanden“, entgegnete er. „Wie kann dieser unerträgliche Langweiler der beste Freund Ihres Bruders sein? Aber da nur wenige Leute hierzulande des Englischen mächtig sind, muss Noxious die Ehre wohl aus Mangel an Alternativen zugekommen sein.“
    „Sie mögen ihn nicht“, stellte sie fest.
    „Es hat ihn wenig interessiert, ob ich ihn mochte“, meinte er.
    Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Es war geradezu schockierend, wie er aussah. Sie sollte ihm sagen, dass er sich wieder ordentlich anziehen solle. Seine schwarzen Augen funkelten sie an.
    „Wie besorgt er um Sie war“, sagte er. „Voller Verständnis für Ihre Lage. Er nahm nicht an, dass Ihr Bruder sich in einem Hurenhaus herumtreiben oder mittels der Haschischpfeife in Allahs Gärten entschwebt sein könnte. O nein. Seine Lordschaft war sehr verständnisvoll und beflissen, Ihnen zu Diensten zu sein.“ „Ich wüsste nicht, warum Sie ihn deshalb gleich Lord Noxious nennen müssen.“
    „Er hat den Teufel an die Wand gemalt“, sagte Mr. Carsington. „Die meisten Männer hätten Sie beschwichtigt: ,Aber, aber, gewiss gibt es eine ganz einfache Erklärung - vielleicht ist nur eine Nachricht verloren gegangen oder dergleichen.“ Aber er hat ein großes Aufhebens gemacht und Sie mit allen möglichen verhüllten und unverhüllten Andeutungen nur umso mehr beunruhigt.“ „Ich kann ,aber, aber“ nicht ausstehen“, erwiderte sie. „Es ist herablassend. Und ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich behandelt wie ein Kind, das sich nur etwas einbildet. So hat Mr. Salt mich behandelt. Ich finde derlei ausgesprochen ärgerlich.“ „Vielleicht gefällt es dem Generalkonsul, wie Ihre Augen funkeln, wenn Sie sich ärgern“, meinte Mr. Carsington. „Und wie Ihre Wangen sich leicht röten, hier oben.“ Mit dem Zeigefinger fuhr er sich über die Wangenknochen.
    Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg und das von ihm beschriebene Erröten sich vertiefte. Und sie hatte wahrlich allen Grund zu erröten, denn sie sollte sich schämen, so empfänglich zu sein. „Sie haben ein ziemliches Talent dafür, vom Thema abzukommen“, bemerkte sie. „Eigentlich wollten Sie ja wissen, was daran so seltsam war, dass mein Bruder erneut hierherkommen wollte.“
    „Ja. Warum sollte Ihr Bruder denn hier nichts finden? Warum könnte das geheimnisvolle Königsgrab nicht hier sein? Immerhin ist eine der Pyramiden noch nicht erschlossen.“ Er deutete auf die dritte Pyramide, die noch nicht zugänglich gemachte Grabstätte des Mykerinos. „Sind hier nicht auch etliche Mumien gefunden worden?“
    Ihr Blick schweifte zur dritten Pyramide, flog dann jedoch jählings zu ihm zurück. Er sah sie mit jungenhafter Unschuldsmiene an. Da sie aber kein kleines Mädchen war, zeigte sie sich unbeeindruckt. „Sie wissen also doch über diesen Ort Bescheid“, stellte sie fest. „Als Sie uns all diese dummen Dinge über Gizeh gefragt haben, wollten Sie uns nur ein wenig ärgern.“
    Er lächelte still und wandte den Blick der Gruppe der Pyramidenführer zu. „Mir ist nicht nach einem steilen Anstieg in der prallen Sonne“, meinte er. „Aber ich wüsste zu gern, wie es dort drinnen aussieht. Vielleicht verstehe ich ja dann, was an dem Vorhaben Ihres Bruders so seltsam gewesen sein soll.“
    „Mr. Carsington“, sagte sie. Sie wollte eine Erklärung.
    Doch er hatte unterdessen einem der Führer ein Zeichen gegeben, woraufhin dieser sich rasch bei ihnen einfand. Mr. Carsington deutete auf den Eingang, den Belzoni vor drei Jahren entdeckt hatte - ein schwarzes Rechteck an der Nordseite der Pyramide.
    Der Mann rief einen Kollegen herbei, und gemeinsam führten die beiden sie den Weg hinan, der inmitten von Schutt und Gestein, das über Jahrhunderte den Zugang verborgen hatte, freigeräumt worden war.
    Daphne war klug genug zu wissen, dass sie ihre Kräfte nun besser für die vor ihr

Weitere Kostenlose Bücher