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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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von ihm. Mir war bislang nicht aufgefallen, wie müde ich bin, aber ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan. Ich werde mich erst mal richtig ausschlafen müssen, sonst bin ich in Gizeh zu nichts zu gebrauchen.“
    „Ah, Sie werden also nach Gizeh aufbrechen“, meinte Rupert bedauernd. Wie gerne würde er das Innere einer Pyramide erkunden, besonders mit ihr zusammen. Er hatte gehört, dass die Korridore eng und dunkel sein sollten.
    „Nun ja, davon weiß er nichts“, sagte sie.
    Rupert wandte sich zu ihr um. Aber er sah nur wieder den schauderhaften Schleier, hinter dem sie ihr so ausdrucksvolles Gesicht verbarg. „Wie das?“, fragte er. „Er wird Sie doch gewiss begleiten. “
    „Wer? Lord Noxley?“
    „Wer sonst?“, meinte Rupert.
    „Aber nein, er doch nicht“, erwiderte sie geduldig.
    „Nein?“
    „Nein“, sagte sie. „Sie begleiten mich.“
    Mittlerweile waren sie bei ihrem Haus angelangt. „Ich?“, fragte Rupert etwas einfältig.
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Also wirklich, Mr. Carsington, ich wünschte, Sie würden versuchen, ein wenig besser aufzupassen. Gewiss haben Sie doch gehört, was er gesagt hat. Er ist wie Vir... wie Miles. Er glaubt, dass Frauen ... ach, egal. Er muss nichts davon wissen, und Sie würden es nicht verstehen. Aber jetzt passen Sie mal ganz gut auf: Sie werden mich nach Gizeh begleiten, ganz gleich, was er dazu sagen mag. Morgen werden.
    Sie mich noch vor Tagesanbruch abholen. Ist das klar?“
    „Glasklar“, sagte Rupert.
    Er brachte sie noch hinein, verließ das Haus wieder, winkte Wadid zu und ging zum Tor hinaus und pfeifend die Straße hinunter.
    Kaum war Mrs. Pembroke gegangen, schwand aller Sonnenschein aus der Miene Seiner Lordschaft.
    Asheton Noxley hatte es gern nach seinem Willen - und zwar genau nach seinem Willen. Einfach war das nirgends, aber in Ägyten war es besonders schwer, denn die Menschen hier - sogar, oder vielleicht ganz besonders, die Europäer - wähnten sich in ihrem Handeln frei aller zivilisierten Konventionen.
    Schon bald nach seiner Ankunft in Ägypten hatte er erfahren müssen, dass amtliche Dokumente umso weniger galten, je weiter man von dem Beamten entfernt war, der sie ausgestellt hatte. So konnte ihm beispielsweise der Pascha höchstpersönlich das Recht erteilen, hier eine Ausgrabung zu tätigen oder dort ein paar Altertümer zu bergen. Aber nur mal angenommen, die Ausgrabungsstätte wäre in Theben, und der Pascha derweil vierhundertfünfzig Meilen entfernt in Kairo, würde derjenige mit den Ausgrabungen beginnen dürfen, der den ansässigen Scheichs entweder die höchsten Bestechungsgelder zahlte oder aber mit der rabiateren Prügelbande anrückte, um sich seine Rechte zu sichern.
    Lord Noxley hatte zudem die Erfahrung machen müssen, dass die allermeisten Beamten höchst unzuverlässig waren. Sie ließen sich von verschiedener Seite bestechen. Heute waren sie entgegenkommend, morgen schon legten sie einem Steine in den Weg. Wenn ihnen danach war, verweigerten sie einem Arbeitskräfte und Ausrüstung. Folglich hatte er zahlreiche Männer um sich geschart, die verlässlich dafür sorgten, dass geschah, was er wünschte. Mittlerweile hatte er in allen größeren Dörfern zwischen Alexandria und dem zweiten Katarakt seine Agenten, die ihm zu Diensten waren.
    Wenngleich Miles Archdale und seine ansehnliche Schwester nichts davon ahnten, so hielt er doch auch für sie die Fäden in der Hand. Seine Lordschaft förderte den Bruder, da es hieß, er sei von allen Alterumsgelehrten der Entzifferung der Hieroglyphen am nächsten. Sie würden ein ideales Gespann abgeben, so glaubte Lord Noxley. Gemeinsam würden sie eine große Entdeckung machen - größer als alles, was Belzoni je entdeckt hatte.
    Und die Schwester würde er zu seiner Viscountess machen. Vom ersten Augenblick an hatte er sie haben wollen, denn sie war - anders als der Papyrus, welchen ihr Bruder so teuer erstanden hatte - tatsächlich etwas Besonderes.
    Unzählige englische Schönheiten hatten sich ihm an den Hals geworfen, und in Ägypten mangelte es ihm an deren exotischen Gegenstücken nicht. Zu Mrs. Pembroke gab es allerdings kein Gegenstück.
    Sie war weder hübsch, noch war sie schön. Er zweifelte gar, ob man sie als gut aussehend hätte bezeichnen können. Doch ihr Gesicht war ohnegleichen, ihre Figur verzückend, und sie war reich wie Krösus. Außerdem war sie hier, was er sehr praktisch fand. Seine Lordschaft würde nicht nach England zurückkehren

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