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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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betreten, hatte sie ihren Schleier zurückgeschlagen, und der Anblick hatte die Miene Seiner Lordschaft sonnenhell erstrahlen lassen.
    Doch sowie sie ihm erklärt hatte, was geschehen war, braute sich eine Gewitterwolke über ihm zusammen.
    Dienstboten eilten mit Kaffee und Süßigkeiten herbei und liefen auf sein unwirsches Geheiß ebenso rasch wieder davon.
    „Unglaublich“, befand Noxley. „Kaum zu fassen. Wer würde denn zu einer so törichten Schlussfolgerung gelangen, geschweige denn, ihr Taten folgen zu lassen? Aber nein, es kann nur ein Verrückter sein. Allein die Idee ist aberwitzig. Ich bin mir sicher, dass Ihr Bruder nie auch nur den Anschein erweckt hat, er könne einen so bahnbrechenden Erfolg errungen haben - eher im Gegenteil. Er ist äußerst zurückhaltend, was seine Arbeit anbelangt. Man bekommt ihn kaum dazu, darüber zu reden.“
    „Ich stimme Ihnen zu, dass es sehr seltsam ist“, meinte sie. „Aber beides muss miteinander Zusammenhängen. Oder glauben Sie, dass es nur ein Zufall ist?“
    „Nein, nein, wenngleich ich kaum weiß, was ich glauben soll.“ Er schüttelte den Kopf. „Schockierend. Ich muss mich kurz sammeln. Aber darüber will ich natürlich nicht unhöflich sein.“ Er deutete auf das Kaffeetablett mit den eleganten Silberschälchen darauf. „Nehmen Sie sich doch bitte. Mr. Carsington, falls Sie unsere hiesigen Spezialitäten noch nicht kennen ..."
    Er erklärte ihm die einzelnen Leckereien, während er sie für Mrs. Pembroke liebevoll auf einem Teller arrangierte. Weniger liebevoll bereitete er dann einen Teller für Rupert. Sowie das erledigt war, vergaß Noxley ihn wieder und wandte sich ganz der Dame zu.
    Rupert musterte derweil seine Umgebung. Das Zimmer entsprach den hiesigen Gepflogenheiten. Ellenlange türkische Teppiche. Weiß verputzte Wände. Kunstvoll geschnitzte und bemalte Holzdecke, von der ein Kronleuchter hing. Hohe, mit Gitterwerk durchwirkte Fenster. An drei Seiten des Zimmers flache Bänke, auf denen sich Polster und Kissen häuften. Über den Bänken holzvertäfelte Schränke. Getäfelte Türen, die einander fast gegenüberlagen, aber nicht ganz. Die, durch die sie hereingekommen waren, war nun geschlossen; die andere stand einen Spalt offen. Rupert sah eine Gestalt vorbeihuschen, dann zögern und zurückkommen. Ein verschleiertes Gesicht spähte um die Tür herum, ein dunkler Blick begegnete dem seinen.
    Er tat, als würde er das Muster auf seiner Kaffeetasse betrachten, während er verstohlen die Frau beobachtete, die ihn beobachtete.
    Bald schon wurde sie beherzter und zeigte mehr von sich. Und es gab recht viel zu zeigen, war ihr Schleier doch das einzig Verhüllende an ihrem Gewand.
    Trotzdem vermochte Rupert, dem Gespräch zu folgen. Mrs. Pembroke drängte Noxley gerade, sich daran zu erinnern, ob Archdale irgendetwas gesagt oder getan habe, woraus jemand falsche Schlüsse hätte ziehen können.
    Noxley schien noch immer fassungslos. Dann schilderte er eine kleine Abendgesellschaft - außer Archdale nur drei Gäste, alle Engländer: ein Künstler und zwei Colonels. „Ich wunderte mich schon ein wenig darüber“, meinte er stirnrunzelnd, „was Ihr Bruder so bald schon wieder in Gizeh wollte. Aber vielleicht hatte ich ihn auch nur falsch verstanden. Entweder das, oder eine private Angelegenheit, die er nicht näher erläutern wollte.“
    Rupert horchte auf. „Sie meinen eine Frau?“
    Mrs. Pembroke sah ihn strafend an.
    Noxley wandte sich ihm zu, seine Miene gefror. „Diese Möglichkeit hatte ich nicht in Betracht gezogen“, sagte er.
    „Nein?“, erwiderte Rupert. „Es wäre das Erste, das mir in den Sinn käme.“
    „Mr. Archdale wäre niemals so unklug, sich mit einer Einheimischen einzulassen“, ließ Lord Noxley ihn kühl wissen. „Die Muslime haben eine recht strenge Auffassung von Sitte und Anstand, und jede Missachtung wird hart bestraft.“
    „Für Tänzerinnen scheint das aber nicht zu gelten“, bemerkte Rupert. „Mir ist aufgefallen ...“
    „Mr. Carsington“, unterbrach ihn Mrs. Pembroke.
    Unschuldig fragend sah er sie an.
    „Wir schweifen ein wenig vom Thema ab“, sagte sie. „Es mag Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein, dass mein Bruder auch aus anderen Gründen als jenen, die er mir genannt hat, nach Gizeh gereist sein könnte.“
    „Angesichts Ihrer Vermutung, dass beide Vorfälle miteinander zu tun haben, Mrs. Pembroke, frage ich mich allerdings schon, ob Mr. Archdale nicht vielleicht doch etwas bei den Pyramiden

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