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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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liegenden Strapazen wahren sollte. Sie sagte sich, dass sie es für Miles tue, dass sie ihren Bruder von Herzen liebe und alles tun würde, damit er wohlbehalten zu ihr zurückkehre. Was sie in den schmalen Tunneln und Durchgängen überfiel, war nur ein ungutes Gefühl, sagte sie sich, und somit völlig unvernünftig. Da sie aber eine durchweg vernünftige Person war, würde sie sich einfach auf die Fakten konzentrieren, um dem Grauen abzuhelfen.
    Der Eingangskorridor war ein Meter siebenundzwanzig hoch, etwas mehr als einen Meter und fünf breit, vierundvierzigeinhalb Meter lang, bei einem Gefälle von sechsundzwanzig Grad, ließ Mrs. Pembroke Rupert wissen.
    Zu einer ähnlichen, wenngleich nicht gar so präzisen Schätzung war Rupert ebenfalls gelangt, als er seine Umgebung im Geiste vermessen hatte, kaum dass sie die Pyramide betreten hatten - wobei sich auch reichlich Gelegenheit fand, den Blick auf Mrs. Pembrokes hübschem Hinterteil ruhen zu lassen, als sie ihm nun leicht gebückt vorausging.
    Allerdings war es kein leichtes Unterfangen, den Blick nicht von ihr zu lassen, lief er doch fast mittig zusammengeklappt auf holperigem Grund, stützte sich mit beiden Händen an den Seitenwänden ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und versuchte dabei noch, den Weg nicht aus den Augen zu verlieren.
    So war sein Ausblick auf der Dame Rückansicht etwas getrübt, zumal die Fackeln der beiden Führer einen vergeblichen Kampf gegen die Dunkelheit fochten.
    Sie waren ungefähr fünfzehn Meter gegangen, als Mrs. Pembroke ihn so präzise über die Ausmaße des Tunnels auf klärte.
    „Sie haben ihn demnach ganz genau vermessen“, meinte er.
    „Ich zitiere nur Belzonis Berechnungen“, erwiderte sie. „Am Ende dieses Ganges stieß er auf ein Fallgatter. Sie können sich vorstellen, wie mühsam es gewesen sein muss, auf so beengtem Raum eine massive Granitplatte beiseitezuschaffen, die annähernd zwei Meter hoch war, dazu einen Meter fünfzig breit und vierzig Zentimeter dick.“
    Rupert konnte sich zwar vorstellen, wie er dies bewerkstelligen würde, aber er ließ sie dennoch erläutern, wie Belzoni das Problem analysiert und behoben hatte, indem er Stemmeisen und Winden verwandt und die Platte mit flach aufgeschichteten Steinen abgestützt hatte, während er sie Stück für Stück hob.
    Als sie zu besagter Granitplatte gelangten, zeigte Rupert sich tatsächlich von Belzonis Leistung beeindruckt. Er blieb kurz stehen und fuhr mit den Händen über die glatt behauenen Wände des Durchlasses und die Unterseite der gewichtigen Platte.
    Dann kroch er darunter hindurch und folgte Mrs. Pembroke weiter, bis sie auf einmal stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.
    „Gleich müssen wir den Schacht hinabsteigen“, sagte sie. „Belzoni hat sich an einem Seil heruntergelassen und später Steine als Trittstufen entlang der Wand aufgeschichtet. Aber mittlerweile gibt es auch eine Leiter.“
    „Sehr fortschrittlich“, befand Rupert, seine ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet, wie anmutig sie sich trotz beengten Raumes und gebückter Haltung umdrehte.
    Auf dem fortschrittlichen Wege stiegen sie den Schacht hinab, folgten einem weiteren Korridor abwärts, gingen wieder ein Stück hinauf, dann geradeaus. Sie kamen nun leichter voran, da der Gang hoch genug war, um zumindest Mrs. Pembroke zu erlauben, aufrecht zu gehen. Rupert musste noch immer den Kopf einziehen.
    Und schließlich gelangten sie in die große Hauptkammer, wo sogar er sich wieder strecken konnte. Die hohe Decke lief mittig in einem spitzen Winkel zu, der die äußere Form der Pyramide auf griff.
    Die beiden Führer blieben an der Tür stehen und leuchteten ihnen mit erhobenen Fackeln. An der Südwand verkündeten große Lettern - richtige lateinische Lettern, statt der unverständ-lich sich rankenden Schnörkel des Arabischen oder der wunderlichen kleinen Bildzeichen der Hieroglyphenschrift: „Scoperta da S. Belzoni 2 Mar. 1818“.
    „Erschlossen von Signore Belzoni am 2. März 1818“, übersetzte Mrs. Pembroke, wenngleich sich die Bedeutung der Inschrift sogar Rupert erschlossen hätte.
    „In der Cheopspyramide steht der Sarkophag auf dem Boden“, sagte sie und lief zur Westwand hinüber. „Aber wie Sie sehen können, ist er hier in den Boden eingelassen.“
    So einfach war das keineswegs zu sehen. Es war so finster, dass man fast meinte, die Dunkelheit greifen zu können. Da vermochten die beiden Fackeln wenig auszurichten.
    Rupert sah sich in der Kammer

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