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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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flinken Anmut darauf nieder. Sie saß ihm nun näher als zuvor, bemerkte Rupert, nicht einmal eine Armeslänge entfernt.
    Sichtlich in Gedanken anderswo, goss sie Kaffee ein - zwei Tassen. Anscheinend war ihm vergeben. Für den Augenblick zumindest.
    Beglückt griff Rupert nach seiner Tasse und trank. Es ging doch nichts über türkischen Kaffee. Oder türkische Pluderhosen, getragen von einer ansehnlichen Engländerin. Wenn nur ihre Jacke ebenso viel preisgäbe! Er stellte sie sich in hauchdünne Seide gewandet vor, hingestreckt auf den Diwan, damit er sich mit seinem Mund und seinen Händen ihrer Proportionen vergewissern könne.
    Als er aufsah, fand er ihren Blick auf sich gerichtet.
    Sehr verstörend. Einen Moment lang war ihm, als könne sie ihm geradewegs in seinen Kopf schauen. Nicht, dass dort viel zu sehen gewesen wäre. Aber ganz gewiss wäre sie ihm nicht freundlicher gesinnt, wenn sie wüsste, wie viel geistige Kapazität er auf seine Verführungsfantasien verwandte - zumal verglichen mit jenem abgeschiedenen Winkel seines Verstandes, wo er sich über ermordete Pyramidenführer und korrupte Polizisten Gedanken machte.
    „Bevor wir weitermachen, will ich etwas gesagt haben“, meinte sie. „Ich bin furchtbar wütend.“
    „Das habe ich bereits gemerkt“, entgegnete er. „Sehr spannend, wie ich finde. Ich weiß zwar nicht, was Sie zu den Polizisten auf der Wache gesagt haben, aber es klang nicht gerade so, als wollten Sie sich bei ihnen einschmeicheln.“
    „Richtig geraten“, sagte sie. „Ich habe ihnen klargemacht, wie unlogisch es wäre, dass wir unsere beiden Führer umgebracht haben sollten, um dann in völliger Dunkelheit in der Pyramide festzusitzen.“
    „Und das war alles?“, fragte er. „Irgendwie klang es doch etwas komplizierter.“
    Ihre Wangen röteten sich leicht. „Mag sein, dass ich noch ein paar unschmeichelhafte Bemerkungen über ihren mangelnden Verstand und ihre Eltern gemacht habe.“
    „Das ist ja richtig spannend“, befand er. „Ein Wunder, dass man uns nicht kurzerhand geköpft hat.“
    „Ich war nicht ganz bei mir“, sagte sie. „Man hat mich noch nie zuvor verhaftet. Es war empörend. Die Uneinsichtigkeit der Polizei übertraf alles, was ich bislang erlebt habe oder mir überhaupt vorstellen konnte.“
    „Und doch ist es ihnen gelungen, Ihre meisterliche Verkleidung zu durchschauen“, meinte er.
    Sie sah an sich hinab, riss die Augen entsetzt auf und fuhr sich mit der Hand an den Kopf. „Ach, du Schreck!“, rief sie und stand auf. „Das hatte ich ja ganz vergessen. So bin ich nicht gesellschaftsfähig. “
    Ihre Vorstellung von „gesellschaftsfähig“ war hochgeschlossen, aufgesteckt und von Kopf bis Fuß schwarz verhüllt. Rupert war sie zerzaust und aufgebracht lieber - vor allem ihr wallendes Haar, das danach verlangte, dass er seine Finger darin vergrub.
    „Bin doch nur ich“, meinte er. „Mich stört es nicht, wenn Sie ein wenig zerzaust aussehen.“ Er warf ihr einen unschuldig fragenden Blick zu. „Oder wollten Sie sich für mich hübsch machen?“ Sie setzte sich wieder. „Ich sprach eben davon, dass ich wütend bin - und vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass Sie ein ausgesprochenes Talent dafür haben, mich in Rage zu bringen.“ Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder.
    Rupert fragte sich, ob sie wohl bis zehn gezählt habe. Leute taten dies des Öfteren, wenn sie sich mit ihm unterhielten.
    „Ich möchte mich entschuldigen“, sagte sie.
    „Aber das ist doch nicht ...“
    „Doch, es ist nötig“, unterbrach sie ihn. „Es war wichtig für mich, nach Gizeh zu gehen. Und wie Sie schon sagten - wir haben tatsächlich etwas herausgefunden.“
    Weder wollte noch brauchte er eine Entschuldigung. Es mach-te ihm überhaupt nichts, wenn sie wütend war. Es gefiel ihm sogar. Aber es war sehr anständig von ihr, sich zu entschuldigen.
    Und wie mutig sie in Gizeh gewesen war! Da sie eine unerträgliche Abneigung dagegen zu haben schien, in dunkle Räume eingeschlossen zu sein, musste sie eine Heidenangst ausgestanden haben. Doch sie hatte durchgehalten und sich danach sogar noch einen wortreichen Schlagabtausch mit der Polizei geliefert.
    Nicht einmal die Nacht in Gewahrsam hatte sie merklich erschüttert.
    Ihm hingegen, der schon einige Gefängnisse von innen gesehen hatte, war eine unruhige Nacht beschieden gewesen. Zwar hatte er sich gesagt, dass die Polizisten ihr nichts tun würden, hatten sie sich doch auch während

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