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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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genau. Aber allgemein bekannt war, dass er sich vor langer Zeit schon in Ägypten niedergelassen hatte, wo er sehr einträglich mit Teppichen, Arzneien und Antiquitäten handelte. Sein Laden, erzählte Daphne Mr. Carsington unterwegs, erinnerte eher an Läden in Europa als an die typischerweise nur schrankgroßen dukhans eines orientalischen Basars.
    Ein solcher Stand maß kaum mehr als zwei Meter in der Höhe und anderthalb in der Breite und fasste nie mehr als drei Kunden zugleich, die dann den halben Tag im Laden auf dem Boden saßen und rauchten und um ein Stück Tuch oder einen Kupferkessel feilschten.
    Anaz’ Laden mutete eher wie ein Wohnhaus an. Man trat ein, um sich in Ruhe die Teppiche anzusehen, und nahm auf dem Diwan Platz, um den Preis zu verhandeln.
    Nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen war Mr. Anaz’ Sortiment an Grabschätzen, die er und seine Agenten erplündert hatten.
    „Er gilt als seriös und ehrbar“, flüsterte Daphne Mr. Carsington zu, derweil sie auf den Händler warteten. „Aber das sind in Ägypten dehnbare Begriffe. Mir scheint es höchst unseriös, Geschichten über einen vermeintlichen Pharaonenschatz zu erfinden und gefälschte Papyri zu verkaufen.“
    „Sagten Sie nicht, dass in dem Papyrus tatsächlich ein Pharao erwähnt würde?“, fragte Mr. Carsington.
    Sie nickte. „Königsnamen stehen in ovalen Kartuschen. In Miles’ Payprus gab es zwei solcher Hervorhebungen. In einer waren ein Kreis zu sehen, ein Skarabäuskäfer, drei kurze senkrechte Linien und eine Schale oder ein Korb. “
    Ungeduldig blickte sie zu der getäfelten Tür, die in die hinteren Räume führte. „Kommt er heute vielleicht noch mal? Weniger ehrbare Menschen hätten längst den Laden plündern können, während er da hinten herumtrödelt.“
    „Vielleicht hat er ja weibliche Gesellschaft“, meinte Mr. Carsington.
    Daphne sah ihn an. „Denken Sie eigentlich nie an etwas anderes?“
    „Ich habe nur überlegt, was ich an seiner Stelle den ganzen Tag hier tun würde“, verteidigte er sich. „Oder was ich am liebsten tun würde.“
    Er schaute ihr tief in die Augen, und sein dunkler Blick riss sie mit sich, hinab in die Tiefe. Ihr stockte der Atem, sie rang um Fassung. In ihrem Verstand war nur noch Dunkel und fast... ja, fast hätte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, um ihn zu berühren.
    Ein Geräusch aus dem hinteren Teil des Ladens brach den Bann.
    Er wandte den Blick von ihr und sah sich um. Sie tat es ihm nach, missmutig und elend. Zu wenig Schlaf, sagte sie sich. Das war das Problem. Müdigkeit schwächte den Willen und die Geisteskraft. Aber eine innere Stimme machte sich leise über sie lustig: Schlaf wird dir nicht helfen, denn mit dir stimmt etwas nicht.
    „Mr. Anaz!“, rief Mr. Carsington.
    Seine tiefe Stimme trug weit durch den Raum. Mit einer solchen Stimme, dachte Daphne, hätte er Armeen befehligen oder die Menschenmassen, die sich im Kolosseum des alten Roms eingefunden hatten, zum Schweigen bringen können. Jäh war sie wieder wach und wachsam.
    Doch den Händler ließ sein Rufen nicht herbeieilen.
    Mr. Carsingtons Miene verdüsterte sich. Entschlossen ging er zur Tür und stieß sie auf.
    „Verflixt aber auch“, sagte er und fügte an Daphne gewandt hinzu: „Bleiben Sie stehen.“
    Sie schlug seine Warnung in den Wind und eilte zur Tür. Er wollte sie aufhalten, doch sie drängte sich an ihm vorbei und sah, was er vor ihr zu verbergen suchte.
    Vanni Anaz lag auf dem Boden und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Eine rote Linie schlängelte sich über seinen Hals, und unter seinem Kopf breitete sich eine Blutlache aus.
    Rupert wartete nicht ab, ob Daphne in Ohnmacht fallen würde oder nicht. Er zückte sein Messer und eilte durch das Zimmer, dorthin, wo er einen Türbehang verdächtig flattern sah. Der Mörder konnte noch nicht weit sein.
    Rupert hörte nichts, spürte aber, dass jemand ihm auflauerte, und dieses Gefühl wurde stetig stärker, je näher er dem Durchgang kam. Er riss den Vorhang fort und sprang rasch beiseite.
    Eine riesige Steinfigur fiel krachend zu Boden - genau dorthin, wo er gestanden hätte, wenn sein Instinkt ihn im Stich gelassen hätte.
    „Nicht! “, hörte er Mrs. Pembroke rufen, als er sich auf die hinter der Tür lauernde Gestalt stürzte. Sein Gegner ging zu Fall, kämpfte sich frei und war flugs wieder auf den Beinen. Er trat nach Rupert, der ihn beim Fuß packte. Sein Angreifer versuchte, ihn abermals abzuschütteln, doch Rupert

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