Eine hinreißend widerspenstige Lady
räumen.
In Bulaq, dem Hafen von Kairo, fragte unterdessen Miles Archdales Diener Ahmed um Arbeit auf einem der besseren Boote nach, die auf dem Nil verkehrten. Die Memnon war fast ebenso berühmt wie das Prunkschiff des Paschas und gehörte einem Ausländer, der schon seit vielen Jahren in Ägypten lebte.
Der Kapitän musterte eine Weile Ahmeds geschundenes Gesicht. „Ein Raufbold?“, fragte er schließlich.
„Ich hatte Ärger mit einigen Soldaten“, erklärte Ahmed. Stimmte schließlich, wenngleich seine Verletzungen nicht daher rührten. Die Soldaten hätten ihm wirklich einigen Ärger gemacht - aber dann hatte der große Engländer, der so mutig eingegriffen hatte, das Schlimmste abbekommen. Die Engländer waren immer gut zu Ahmed gewesen, und er wünschte sich, es ihnen irgendwie zu vergelten. Aber jetzt musste er erst mal so weit wie möglich fort von hier.
Gestern, als die falschen Polizisten gekommen waren, hatte er die Stimme eines der Männer wiedererkannt - es war einer von denen, die seinen Herrn am Tag zuvor gefangen genommen hatten. Da fiel Ahmed auch plötzlich wieder ein, dass sie bei seinem Herrn nach einem Papyrus gesucht hatten und sehr erzürnt gewesen waren, als sie ihn nicht fanden. Als Ahmed ihnen nicht sa-gen konnte, wo er war, hatten sie ihn geprügelt und erst von ihm abgelassen, als sie dachten, er sei tot. Hätte er es ihnen gesagt, wäre genau dasselbe passiert. Sie wollten ihn töten, denn er war einziger Zeuge der Entführung. Wenn sie herausfanden, dass er gar nicht tot war, wären sie wieder hinter ihm her, und jeder, der versuchen würde, ihn zu schützen, wäre ebenfalls in Gefahr.
Deshalb musste er fort aus Kairo.
Aber er hatte kein Geld und wagte nicht, seine Familie oder seine Freunde um Hilfe zu bitten.
So war er nach Bulaq gekommen, um auf einem der Boote Arbeit zu suchen, am liebsten einem, das Kairo so schnell wie möglich verlassen würde.
Dieses hier schien genau richtig.
„Raufbolde können wir immer gebrauchen“, meinte nun der Kapitän. „Einige Banditen haben einen Engländer entführt. Wir werden Jagd auf sie machen. Mein Herr, der Eigner dieses Bootes, hat Befehl gegeben, dass wir morgen bei Tagesanbruch die Segel setzen. Eine gefährliche Aufgabe, und wir brauchen Männer, die nicht nur Mut, sondern auch Geschick haben.“
Ahmed hüpfte das Herz vor Freude. Er dankte seinem Schöpfer, ihm diese Gelegenheit zu geben, seinem Herrn zu helfen, und ließ den Kapitän dann wissen, dass er Englisch und ein wenig Französisch spreche und bereits in Diensten englischer Reisender gestanden habe und ihre Gewohnheiten kenne. Er wisse, wie sie zu rasieren und wie sie anzukleiden seien, wie man für sie koche und schneidere.
„Leider habe ich kein Empfehlungsschreiben“, fügte er hinzu. „Die Soldaten haben all meine Habseligkeiten zerstört.“
Der Kapitän lächelte. „Einen Brief kann man fälschen. Mein Herr fällt sein Urteil nach deiner Leistung. Arbeite gut, und es wird dir gut ergehen. Arbeite schlecht, und es wird dir schlecht ergehen.“
Und so trat Ahmed unwissend und arglos in die Dienste des Goldenen Teufels.
Die Polizisten geleiteten Rupert und Mrs. Pembroke zu einer Wache in Kairo, und es sollte bis zum Nachmittag des folgenden Tages dauern, bis es Mr. Beechey gelang, ihre Freilassung zu bewirken. Zu diesem Zeitpunkt war Mrs. Pembroke rasend vor Wut, und Rupert musste sie mit festem Griff beim Arm fassen, als sie die Wache verließen, um sie von tätlichen Übergriffen auf die Polizisten abzuhalten.
Rupert hatte man sogleich seine Waffen abgenommen, sie hingegen nicht einmal durchsucht. Nachdem sie rasch festgestellt hatten, dass sein maltesischer Übersetzer kein Er, sondern eine Sie war, hatte man törichterweise angenommen, sie sei harmlos. Dass man sie getrennt von ihrem mutmaßlichen Komplizen verwahrt hatte, lag eher an Gründen des Anstands als daran, dass man fürchtete, die beiden „Verdächtigen“ könnten ihre Kräfte bündeln und den Aufstand proben.
Um die Polizisten dieser Illusion nicht zu berauben, führte Rupert Mrs. Pembroke eilig hinaus und pfiff zwei Eselstreiber herbei. Er hob sie kurzerhand auf einen der Esel und stieg geschwind auf den anderen. Wütend sah sie ihn an, sagte den Treibern dann, wohin sie wollten, und schon preschten sie los - die Männer rannten voraus, die Esel folgten ihnen durch die belebten Straßen.
Mrs. Pembrokes Diener, die überraschenderweise nicht Reißaus genommen hatten, als die
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